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Neues Leitbild

Weltbank soll Klimaschutz finanzieren

Ina Matthes, 17.10.23
Die Anteilseigner der globalen Entwicklungsbank haben sich auf eine Reform verständigt. Das Geldinstitut soll sich nicht mehr nur um reine Armutsbekämpfung kümmern. Mehr Eigenkapital aber bekommt die Bank nicht.

Die Weltbank richtet sich neu aus. Das Finanzinstitut, das vor allem die Wirtschaft in Entwicklungsländern fördert, will sich für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Auf der Herbsttagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds im Oktober in Marrakesch hat die Bank ihren Leitsatz „Eine Welt ohne Armut“ um den Zusatz „auf einem lebenswerten Planeten“ erweitert.

Vor allem Länder aus dem globalen Süden hatten gefordert, das internationale Finanzsystem im Sinne des Klimaschutzes zu reformieren. Auch Deutschland tritt zusammen mit den USA und anderen Anteilseignern für eine Modernisierung ein. „Die Weltbank muss sich umbauen für die globalen Zukunftsherausforderungen. Das bisherige Modell, das vor allem auf der Nachfrage ausleihender Länder beruht, passt nicht mehr in eine Zeit globaler Krisen“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Es müsse für Entwicklungsländer attraktiver werden, Weltbank-Kredite für Klima- oder Biodiversitätsschutz zu nutzen – etwa durch bessere Kreditkonditionen.

Deutschland sagt 305 Millionen Euro zu

Die Bank will nun unter ihrem neuen Chef Ajay Banga bei der Kreditvergabe und den geförderten Projekten sogenannte öffentliche Güter wie Klima- und Artenschutz, Pandemievorsorge und Friedenssicherung ins Zentrum stellen. Hoch verschuldete Entwicklungsländer, die von einer schweren Naturkatastrophe getroffen wurden, sollen außerdem ihre Schuldenrückzahlungen für eine bestimmte Zeit aussetzen können.

Für diese neuen Aufgaben braucht die Bank mehr Geld. Das soll unter anderem aufgebracht werden, indem mehr privates Kapital und lokale Steuermittel mobilisiert und die Gelder effizienter verwendet werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte vor Kurzem auf der G20-Konferenz angekündigt, dass Deutschland 305 Millionen Euro sogenanntes Hybridkapital bereitstellen wird. Über die nächsten zehn Jahre soll die Weltbank damit rund 2,4 Milliarden Euro zusätzlich an den Kapitalmärkten für Projekte mobilisieren können. Auf eine Eigenkapitalerhöhung der Bank konnten sich die Anteilseigner jedoch noch nicht verständigen.

Germanwatch kritisiert Machtverhältnisse

Nicht-Regierungsorganisationen wie das europäische Netzwerk Eurodad kritisieren, dass die Schritte nicht ausreichen, um auf die Schuldenkrise des globalen Südens zu reagieren. Dieser hat aus Sicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zu wenig Mitspracherechte in der Weltbank. Bisher liege die Entscheidungshoheit bei den Ländern des Nordens. Eine Voraussetzung für eine effektive Zusammenarbeit sei jedoch, dass die Ungleichheit im Machtverhältnis abgebaut wird. Die Industriestaaten müssten sich einer Diskussion zur Reform der Anteilsquote öffnen, fordert Germanwatch.

 

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