Anzeige
Kohlekraft

Die Fakten sprechen gegen Kohle

Insgesamt erhält die Kohleindustrie in der EU jährlich fast zehn Milliarden Euro Subventionen. Am großzügigsten ist Deutschland. (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung, Creative Commons CC-BY-SA)

Astrid Dähn/ Clemens Weiß – energiezukunft.eu, 03.06.15
Der erste internationale Kohleatlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung zeigt: Keine andere Energiequelle trägt so viel zum Klimawandel bei, wie die Verbrennung von Stein- und Braunkohle. Die Folgen von Tagebau und Feinstaubemissionen sind verheerend für Mensch und Natur.

Weltweit fordert die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke mehrere hunderttausend Menschenleben pro Jahr, allein in Deutschland verursacht sie jährlich mindestens vier Milliarden Euro Gesundheitskosten. Rund 15 Milliarden Tonnen CO2 blasen Kohlekraftwerke pro Jahr in die Atmosphäre. Kein anderer Energieträger ist mit einem so großen Ausstoß an Treibhausgasen verbunden und heizt den Klimawandel so stark an. Das sind nur einige Fakten und Daten, die der erste internationale Kohleatlas aufzeigt, der kürzlich vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin vorgestellt wurde.

Der gut fünfzigseitige Atlas gibt einen umfassenden Überblick über Ort und  Entstehungsgeschichte der weltweiten Kohlevorkommen und den Einfluss ihrer Erschließung auf die Industrialisierung. Er geht der Frage nach, wo am meisten Kohle gefördert wird, warum der Rohstoff ein Klimakiller ist, wer am meisten vom Kohlegeschäft profitiert und wie sich der Strukturwandel im Kohlebergbau auf die Arbeitsbedingungen in der Branche auswirkt. Auch wie sich die Kohleindustrie finanziert und wie viele Subventionen in diesen Sektor fließen, haben die Verfasser des Atlas zusammengestellt, für Deutschland, Europa und global.

350 Milliarden Euro Subventionen

„Mit über 350 Milliarden Euro wurde das Geschäft mit der Kohle hierzulande seit 1950 staatlich subventioniert“, resümiert Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. „Deutschland ist Weltmeister bei der Förderung von Braunkohle. Dabei wissen wir längst: Das Kohle-Zeitalter geht zu Ende, aus klimapolitischen, gesundheitlichen und auch aus wirtschaftlichen Gründen.“ Die Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND fordern deshalb, die vom Bundeswirtschaftsministerium vorgeschlagene  Klimaschutzabgabe für Kohlekraftwerke zügig einzuführen.

Der globale Trend geht allerdings in eine andere Richtung: Obwohl die Gefahren und Folgeschäden der Kohle bekannt sind, nehmen Förderung und Verfeuerung des Rohstoffs weltweit zu. Besonders die asiatischen Länder, allen voran China und Indien, setzen verstärkt auf Kohlekraft. In China hat das zu einer massiven Luftverschmutzung geführt und das Land zum größten CO2-Emittenten weltweit gemacht. In Europa und Nordamerika ist immerhin ein leichter Gegentrend zu beobachten: Zwei Drittel der seit 2010 geplanten Kohlekraftwerke wurden zurückgestellt oder ganz aufgegeben, weil sie wirtschaftlich nicht rentabel sind oder durch Bürgerproteste verhindert wurden.

Keine Entscheidung ohne die Kohleindustrie

Steuerzahlungen von KohlekonzernenGrafik 1: Heinrich-Böll-Stiftung (Creative Commons CC-BY-SA)

Der Einfluss der Kohleindustrie auf die Politik bleibt gleichwohl hoch. Das liegt nicht nur an den hohen Steuerzahlungen der beteiligten Konzerne (siehe Grafik 1). Auch die Lobbyarbeit funktioniert perfekt, Kohlevertreter sitzen meist mit am Tisch, wenn es um wichtige Entscheidungen für die Branche geht. So zum Beispiel bei der Festlegung von Grenzwerten zur Luftreinhaltung in Europa: Ein Großteil der Fachleute, die von den EU-Mitgliedsländern in die zuständige „Technische Arbeitsgruppe“ geschickt wurden, stammte aus der Industrie (siehe Grafik 2).

Industrievertreter in Regulierungsgremien

Grafik 2: Heinrich-Böll-Stiftung u.a. (Creative Commons CC-BY-SA)

Astrid Dähn/Clemens Weiß – energiezukunft.eu

 

Kommentare (0)

Kommentar verfassen»

Kommentar verfassen

Aktuelles Magazin

Ausgabe Nr. 05 / 2024

Turbo oder Schneckentempo? Endspurt für die Ampelkoalition

Bisherige Ausgaben »
Anzeige

Social Media

AGB, Datenschutz, Impressum

Anzeige