Klimabilanz 2015
Deutsche Treibhausgas-Emissionen steigen wieder
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Für den Anstieg der deutschen Treibhausgas-Emissionen im letzten Jahr sind der Nahzeitprognose des Umweltbundesamts (Uba) zufolge vor allem die hohen Stromexporte, die im Vergleich zu 2014 kühlere Witterung und die gesunkenen Kraftstoffpreise verantwortlich. Insgesamt stiegen die Emissionen auf 908 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gegenüber 902 Millionen Tonnen im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg von 0,7 Prozent. Gegenüber 1990, dem Referenzjahr für die deutschen Klimaverpflichtungen, ist der Ausstoß um 27,2 Prozent gesunken.
Besonders der Einsatz von Erdgas im Wärmesektor stieg dem Uba zufolge aufgrund der kühleren Witterung und ließ die Emissionen dort um 4,5 Millionen Tonnen steigen. Auch im Verkehrsbereich stieg der Ausstoß um 1,5 Prozent auf insgesamt 163,6 Millionen Tonnen CO2. Als Grund nennt das Bundesumweltministerium die gesunkenen Kraftstoffpreise und eine deutliche Zunahme des Güterverkehrs auf der Straße. Die Industrie stieß 2015 etwa 1,4 Prozent mehr Treibhausgase aus, in der Landwirtschaft kletterten die Emissionen um 1,3 Prozent auf 66,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.
Deutsche Klimaziele kaum noch zu erreichen
Bei der Stromerzeugung gingen die CO2-Emissionen leicht um 0,5 Prozent zurück. Der Ausbau der erneuerbaren Energien zeigt in der Klimabilanz kaum Wirkung, denn alte Braunkohlekraftwerke laufen weiter und sorgen für Rekorde bei den Stromexporten. „Die schlechte Nachricht ist: Unsere Klimaschutz-Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien werden leider durch die anhaltend hohe Produktion von Kohlestrom zum Teil zunichte gemacht. Das liegt an den Überkapazitäten bei Kohlekraftwerken“, kommentierte Umweltministerin Barbara Hendricks die Zahlen. Allerdings würden ab 2017 die ersten Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen, so die Ministerin.
Dann könnte es allerdings zu spät sein, um das deutsche Reduktionsziel bis 2020 von 40 Prozent noch zu erreichen. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass mit der derzeitigen Politik der Bundesregierung eine große Lücke bei der CO2-Reduzierung klafft, die kaum noch geschlossen werden kann.
Erneuerbaren-Anteil am Energieverbrauch wächst
Auch Deutschlands Energieverbrauch ist 2015 leicht gestiegen. Dies geht aus dem Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hervor. Mit 13306 Petajoule lag er 1,1 Prozent über dem Wert des Vorjahrs. Gründe dafür seien neben dem höheren Heizenergiebedarf die gute Konjunktur und der Bevölkerungszuwachs. Ohne Einfluss des Witterungseffekts wäre der Gesamt-Energieverbrauch wohl um 0,4 Prozent gesunken, heißt es in dem Bericht. Außer bei den Erneuerbaren und beim Erdgas nahm der Verbrauch bei allen Energieträgern ab: Atomenergie um 5,5 Prozent, Steinkohle um 0,7 Prozent und Braunkohle um 0,3 Prozent.
Der Verbrauch von Erdgas legte dagegen um 5 Prozent gegenüber 2014 zu, die Erneuerbaren gar um 10 Prozent. Dabei verzeichnete die Windenergie on- und offshore mit 53 Prozent Zunahme das größte Plus, gefolgt von Solarenergie mit sechs Prozent und Biomasse mit drei Prozent.
Globaler energiebedingter CO2-Ausstoß stagniert
Während Deutschland seine internationale Vorreiterrolle beim Klimaschutz zunehmend verliert, gibt es zumindest weltweit Hoffnung. Wie die Internationalen Energieagentur (IEA) berichtet, ist der globale energiebedingte CO2-Ausstoß im zweiten Jahr nacheinander nicht gestiegen. Den vorläufigen Zahlen zufolge, lagen die Emissionen 2015 bei 32,1 Milliarden Tonnen CO2, 2014 waren es noch 32,3 Milliarden. Als Grund nannte die IEA den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit und den verminderten Einsatz von Kohle in China und den USA. Mittlerweile hätten sich die Treibhausgas-Emissionen vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, so IEA-Chef Fatih Birol.
Clemens Weiß – energiezukunft.eu
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