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German Pellets

Weltmarktführer für Holzbrennstoff ist pleite

Michael Hahn, 22.02.16
Der Pellet-Produzent German Pellets hat Insolvenz angemeldet. Die Anleger fürchten um ihre Investitionen, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

German Pellets, global agierender Hersteller von Holzpellets aus Wismar in Mecklenburg-Vorpommern, hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen von Geschäftsführer Peter Leibold war seit seiner Gründung 2005 innerhalb weniger Jahre zu einem der weltweit größten Anbieter von Holzpellets gewachsen. Im vergangenen Jahr machte German Pellets beinahe 600 Millionen Euro Umsatz, 2010 waren es noch 160 Millionen. Geschäftsführer Leibold hielt zuletzt 60 Prozent der Unternehmensanteile, seine Frau Ann Kathrin Leibold die restlichen 40. Das starke Wachstum des Pelletriesen wurde auch mithilfe von Genussrechten und drei hochverzinsten Mittelstandsanleihen in den Jahren 2011, 2012 und 2014 finanziert, bei denen den Investoren Renditen  von bis zu acht Prozent in Aussicht gestellt wurden. Über 10 000 Anleger ließen sich nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Online von dem Angebot locken und brachten dem Unternehmen über 200 Millionen Euro Kapital.

Weltweit sind 650 Mitarbeiter bei German Pellets in knapp 30 Tochterunternehmen, Beteiligungen und Joint Ventures beschäftigt, 150 davon im Stammsitz in Wismar. Die Lohnfortzahlungen sind vorerst über das Insolvenzgeld gesichert. Kurz vor Bekanntgabe der Insolvenz bat das Unternehmen seine Gläubiger um Zinssenkungen und eine Laufzeitverlängerung der Anleihen. Nun werden die Anleger ihre Investitionen wegen der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens wohl abschreiben müssen.

Zahlungsschwierigkeiten und Produktionsstopps

Bereits im Januar meldete der bayrische Kaminbauer Kago Insolvenz an, den Peter Leibold als alleiniger Gesellschafter im Jahr 2010 aus einer Insolvenz übernommen hatte. German Pellets hatte Kago Darlehen in Millionenhöhe gewährt. Dies wirkte sich auch auf die Anleihenkurse der German Pellets aus. Zudem soll es nach Medienberichten bereits Ende letzten Jahres Zahlungsschwierigkeiten gegenüber Lieferanten und Produktionsstopps in Werken der German Pellets gegeben haben. Auch die German-Pellets-Tochtergesellschaft Firestixx meldete demnach schon im Februar Insolvenz an. German Pellets nennt als Ursachen der Probleme vor allem den niedrigen Ölpreis und die milden Winter der letzten Jahre, die sich schlecht auf den Pelletmarkt ausgewirkt hätten.

Einen Antrag auf Selbstverwaltung der Insolvenz durch das Unternehmen hat das zuständige Amtsgericht in Schwerin abgelehnt. Als vorläufige Insolvenzverwalterin wurde die Anwältin Bettina Schmudde beauftragt. Die Staatsanwaltschaft prüft zudem den Verdacht des Betrugs und der Insolvenzverschleppung. Nach Informationen des ARD-Magazins Plusminus soll German Pellets trotz Pleite noch im Februar Genussrechte an Kleinanleger verkauft haben. Infolge der Insolvenz meldeten außerdem vier weitere Tochtergesellschaften Zahlungsunfähigkeit an.

Ein Versorgungsengpass droht deshalb nicht. Wie der Deutsche Energieholz- und Pelletverband betont, ist der Nachschub an Holzpellets trotz der Einbrüche bei German Pellets gesichert.

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