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Q-Cells: Gerettet oder verscherbelt?

Foto Q-Cells

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Jürgen Heup, 31.08.12
Wie wertet man den Q-Cells-Deal, den Kauf des einstmals größten Solarzellenherstellers der Welt durch den südkoreanischen Konzern Hanwha? Das Positive: Standort und Arbeitsplätze bleiben (erst mal) erhalten. Doch die Solarexpertise (Fachkräfte, Forschungs- und Produktionskapazität, Patente), deren Aufbau heimische Stromkunden finanzierten, wandert in die Hand ausländischer Investoren.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haselhoff sieht das Geschäft positiv: “Ich bin über die Entscheidung hocherfreut. Das ist eine wichtige Weichenstellung für Sachsen-Anhalt als Standort von Zukunftstechnologien. Ich freue mich für die Mitarbeiter von Q-Cells und für alle, die das Ergebnis erzielt haben.” Er ist heute zusammen mit Wirtschaftministerin Brigitta Wolff  in Seoul um die weitere Zukunft des Unternehmens in Thalheim mit der Konzernleitung von Hanwha zu besprechen. Der Traum vom Solar-Valley, der Gestaltung einer prosperierenden Solarproduktion mitten im Nirgendwo, der dürfte aber ausgeträumt sein. Denn der Einfluss auf die neuen asiatischen Besitzer wird abgesehen von freundlichen Gesprächen in Wahrheit gegen null tendieren. Das war noch anders als die Q-Cells-Gründer um Rainer Lemoine 2001 nach Bitterfeld kamen und ihre Idee von einer Produktionsstätte vorstellten. Die Politiker vor Ort erkannten die Chance, halfen den unerfahrenen Tüftlern aus Berlin beim Aufbau ihrer Fabrik. Die wiederum schwärmten vom unkomplizierten, unbürokratischen Verhältnis. Q-Cells wurde zum Industriemotor, es entstand ein Solarcluster mit zeitweis über 5000 Beschäftigten. Ob das Entgegenkommen der Politik auch künftig so groß sein wird, wenn Hanwha etwa eine Modernisierung der Infrastruktur anmahnt? Wohl kaum! Ein Blick in die Nachbarschaft auf die leeren Produktionsstätten von Sovello oder auch nach Frankfurt Oder zu First Solar dürfte die  Politik nicht mehr motvieren, künftig Geld für die Solarindustrie auszugeben. Zudem: Standorttreue ist bei ausländischen Investor erfahrungsgemäß geringer. Wo waren eigentlich die deutschen Konzerne, wieso haben Siemens & Co nicht um Q-Cells mitgeboten?

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