Atomkraft in der EU
Energiewende rückwärts
Der Energiewissenschaftler Christian von Hirschhausen vom DIW Berlin erklärte gegenüber dem ZDF-Magazin Frontal 21 (Sendung vom 21. Januar 2014), die tatsächlichen Kosten neuer AKW seien fast doppelt so hoch wie die von der EU-Kommission angenommenen 4400 Euro je Kilowatt. „Das sind ausgedachte Mondzahlen", so Hirschhausen. „Die tatsächlichen Kosten liegen ein Vielfaches über den von der Kommission angenommenen.“ Bei den Erneuerbaren Energien gehe die EU-Kommission im Gegenteil von zu hohen Kosten aus. So solle die Photovoltaik im Jahr 2020 noch 1500 Euro pro Kilowatt kosten, dabei sind es aktuell schon deutlich weniger, nämlich 1300 pro Kilowatt Solarstrom – und die Kosten werden voraussichtlich weiter sinken.
Für die EU-Klimapolitik haben diese falschen Zahlen fatale Folgen. Denn die EU-Kommission will aufgrund dieser Annahmen bis zum Jahr 2030 wohl kein verbindliches Ziel mehr für den Ausbau Erneuerbarer Energien geben. Doch nicht genug damit: Die EU setzt zudem auf den massiven Ausbau von Kohlekraftwerken mit CO2-Abscheidung, -Transport und -Endlagerung (CCST). Mindestens 25 dieser CCST-Kraftwerke sollen nach den Plänen der Kommission gebaut werden, allein acht davon in Polen.
„Das ist vollkommen aus der Luft gegriffen“, kritisierte Hirschhausen gegenüber dem ZDF-Magazin Frontal 21 weiter. „Weil es diese Technologie nicht gibt. Das ist eine Fiktion. Die Idee, dass wir eine Klimapolitik mit dieser Technik betreiben könnten, ist an den Haaren herbeigezogen und Ergebnis einer bewussten Lobbypolitik der Kohlewirtschaft. Es ist traurig, dass die EU-Kommission immer noch darauf hereinfällt.“ Die Energiewende fällt dann leider auch mit.
Nicole Allé - energiezukunft.eu
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