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Jahresbilanz

Nur leichte Erholung bei Wind an Land

Michael Hahn, 20.01.22
Der Ausbau der Windenergie hat im letzten Jahr erneut leicht zugelegt. Es kommt jedoch zu starken Unterschieden bei der regionalen Verteilung. Für die Klimaziele muss deutlich mehr passieren, sagen Branchenvertreter.

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 484 Windenergieanlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 1925 Megawatt (MW) aufgestellt, das geht aus der heute (20. Januar) vorgestellten Analyse der Deutschen Windguard im Auftrag des Bundesverbands WindEnergie (BWE) und des Maschinenbauverbands VDMA Power Systems hervor. Damit wurden zwar 35 Prozent mehr Anlagen installiert als 2021 (420 Anlagen mit 1431 MW), der Zubau sei jedoch weiterhin sehr niedrig und für das Erreichen der Klimaziele deutlich mehr nötig, warnten die Verbändevertreter

Dazu kommt, dass im letzten Jahr 230 Anlagen mit einer Leistung von 233 MW abgebaut wurden, netto beträgt der Zubau also nur 1692 MW. Die Gesamtzahl der Windenergieanlagen in Deutschland lag zum 31. Dezember 2021 bei 28 230 mit einer Leistung von zusammen rund 56 Gigawatt (GW). Für das Jahr 2022 erwarten VDMA und BWE einen Zubau von 2,3 bis 2,7 GW.

Bei den Genehmigungen konnte die Branche eine Steigerung von 23 Prozent gegenüber 2020 vermelden. Insgesamt sei der Bau von 888 Windenergieanlagen (4141 MW) bewilligt worden, über die Hälfte davon (56 Prozent) habe bereits einen Zuschlag in den Ausschreibungen erhalten oder sei schon in Betrieb genommen worden.

Starke regionale Unterschiede

Abermals kam es zu starken regionalen Unterschieden beim Ausbau. 74 Prozent der neuen Anlagen wurden alleine in den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein errichtet. Dahinter folgen Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Hessen mit einem Anteil am Zubau von drei bis sechs Prozent. Schlusslichter sind Bayern, das Saarland und Sachsen.

BWE-Präsident Hermann Albers mahnte angesichts des Ungleichgewichts, es müsse sichergestellt werden, „dass sich künftig kein Land aus der Verantwortung stiehlt“. In jedem Bundesland seien zwei Prozent der Landesfläche für den Wind-Ausbau nötig. Zudem sei es unerlässlich, „die Chancen für ein Repowering in bestehenden Flächen zu nutzen“. Albers bezeichnete dies als einen „goldenen Schlüssel“ für das Erreichen der Klimaziele der Bundesregierung.

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, erklärte, dass angesichts des geplanten beschleunigten Ausbaus der Windenergie durch die neue Regierung die Verfügbarkeit von mehr Flächen und beschleunigte Genehmigungsverfahren oberste Priorität hätten. Zudem müssten Ausschreibungsvolumen und Termine entsprechend angepasst und verstetigt werden.

Bessere Transportbedingungen, mehr Fachkräfte

Der weitere Ausbau könne jedoch nur sichergestellt werden, wenn die Transportbedingungen für die Windenergieanlagen auf den deutschen Straßen verbessert werden und genügend Fachkräfte für Bau und Inbetriebnahme der Turbinen vorhanden sind, warnte Rendschmidt.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen, kommentierte in einer Mitteilung angesichts der aktuellen Zahlen, der Abstand zwischen Ausbauzielen und Realität werde immer größer. „Allein um das ursprüngliche Ziel von 65 Prozent Erneuerbaren-Strom bis 2030 zu erreichen, wären mindestens fünf GW pro Jahr notwendig.“ Für das von der Ampel-Koalition verschärfte Ziel von 80 Prozent „muss der Windenergiezubau sogar noch einmal erheblich darüber liegen“.

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