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Menschen der Energiewende

Der Energiebotschafter

Bernward Janzing, 04.04.16
Als Planer wie als Redner gefragt: Der Freiberger Solarexperte Timo Leukefeld entwickelt Wohnkonzepte mit Energie-Flatrate und wirbt im Auftrag der Bundesregierung für seine Zukunftsvision von einer Baukultur, die ihren Bedarf an Wärme und Strom nahezu vollständig mit Sonnenstrahlung deckt.

Besonders beeindruckend sehen die beiden Häuser nicht aus. Ihre großen Süddächer sind zwar komplett mit Solarmodulen und Kollektoren belegt, bei Neubauten ist das heute aber nicht mehr ungewöhnlich. Und doch sind diese Häuser ein Vorgriff auf die Energiewende im Bausektor. Grund genug, ihnen einen Besuch abzustatten, in Freiberg in Sachsen. Bauherr und Planer Timo Leukefeld empfängt im linken der beiden Häuser (betrachtet aus Richtung der Mittagssonne – natürlich). In diesem Gebäude befindet sich sein Büro, im anderen Haus, das nahezu identisch ist, wohnt er mit Familie.

Elternhaus als Experimentierfeld

Spektakuläre Solararchitektur, die nur mit viel Fördergeld funktioniert, ist Leukefeld fremd. „Ich bin sehr geerdet aufgewachsen“, erzählt er, „meine Mutter war Revierförsterin, da bekommt man einen sehr direkten Bezug zur Nachhaltigkeit.“ In der DDR hatte Leukefeld Schlosser gelernt, dann als Heizungsbauer gearbeitet. Anschließend wollte er das Metier wechseln und Archäologe werden; ein Traum aus Kindertagen. Doch er bekam keinen Studienplatz, weil er erstens nicht Parteimitglied war, und weil zweitens im Staat die Ansicht herrschte, dass jemand mit technischer Qualifikation nicht in die Geisteswissenschaften entschwinden dürfe. Das sei, so ließ man Leukefeld damals wissen, „Verschwendung sozialistischer Mittel“.

Also blieb er einstweilen beim Heizungsbau. „In der DDR wäre ich wohl ein Hausmeistertyp geworden“, sagt er heute. Doch als er 20 Jahre alt war, fiel die Berliner Mauer und die Welt stand ihm offen. Die Archäologie hatte er inzwischen für sich abgehakt, nun studierte er lieber Energetik in Freiberg, ein Fachgebiet, das sich um Erzeugung, Transport und Verbrauch von Energie dreht. Und weil ihn vor allem die Praxis interessierte, nutzte er sein Elternhaus im Erzgebirge als Experimentierfeld.

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