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Neues Verfahren

Ölkonzerne gewinnen Offshore-Windauktion

Tim Altegör, 17.07.23
Erstmals zahlen in Deutschland Unternehmen dafür, Projekte zur Ökostromerzeugung umsetzen zu dürfen. Bei einem Bieterwettbewerb setzen sich BP und Total Energies mit Milliardensummen durch.

Seit fünf Jahren gilt in Deutschland nun schon: Wer ein größeres Ökostromprojekt plant, ob Solar-Freiflächenanlagen oder Windpark, muss sich um eine Einspeisevergütung für den künftig erzeugten Strom in Ausschreibungen bewerben. Die Zuschläge erhält dort, wer die geringsten Vergütungswünsche anbietet, solange bis die zu diesem Termin vorgesehene Ausbauleistung verteilt ist.

Neuerdings gibt es aber auch den umgekehrten Fall, dass die Projektplaner selbst dafür bezahlen, zum Zuschlag zu kommen – zumindest bei Meeres-Windparks, und zwar im Milliarden-Bereich. Das ist das Ergebnis der neuesten Auktionsrunde, deren Ergebnisse die Bundesnetzagentur (BNetzA) am 12. Juli bekanntgab. Die Vergabe von vier Flächen, drei in der Nordsee, eine in der Ostsee, mit einer Leistung von insgesamt sieben Gigawatt hatte jeweils acht bis neun Gebote hervorgebracht, die null Cent Vergütung ansetzten.

12,6 Milliarden Euro für vier Flächen

Es folgte ein neu im Offshore-Gesetz vorgesehener Bieterwettbewerb um die höchste Zahlungsbereitschaft für den Zuschlag, mit dem Ergebnis, dass insgesamt 12,6 Milliarden Euro fließen. 90 Prozent davon müssen die erfolgreichen Bieter ab dem Jahr 2030, wenn die Windparks in Betrieb gehen sollen, an die Übertragungsnetzbetreiber entrichten zwecks Senkung der Stromkosten. Der Rest ist je zur Hälfte für den Meeresnaturschutz und „die Förderung einer umweltschonenden Fischerei“ vorgesehen. Bis 2030 sollen in Deutschlandes Meeresgebieten 30 Gigawatt Windleistung entstehen, Ende 2022 waren etwas mehr als acht Gigawatt installiert.

Das Ausschreibungsergebnis sei „ein wichtiger Schritt“ hin zu diesem Ausbauziel, kommentierte BNetzA-Präsident Klaus Müller. Es bestätige „die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland“, der Wettbewerb sei „hoch wie nie“. Auch die Deutsche Umwelthilfe lobte das Ergebnis als „Durchbruch“. „Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch“, erklärte ihr Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Für die sinnvolle Nutzung der 630 Millionen Euro für den Meeresschutz sei nun schnell ein Konzept nötig. Diese Summe ist bereits innerhalb eines Jahres fällig.

Warnung vor Oligopol

Die Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie, Karina Würtz, wies hingegen auf eine „sich abzeichnende Marktkonzentration auf wenige Unternehmen“ hin sowie auf den Umstand, dass „zwei finanz- und eigenkapitalstarke Giganten aus dem Öl- und Gassektor als Bieter erfolgreich waren“. Die vier Zuschläge gingen je zur Hälfte an Projektgesellschaften der international tätigen Fossilkonzerne BP und Total Energies.

Deren Einstieg in den deutschen Offshore-Windmarkt sei zwar „grundsätzlich begrüßenswert“, so Würtz. Es bestehe jedoch die Gefahr eines Oligopols, da die Gesamtinvestitionen nur noch für wenige Unternehmen leistbar seien. Um die Risiken für die Realisierung der Projekte auf mehr Akteure zu verteilen, sei unter anderem eine Deckelung der Gebote und die Nutzung qualitativer Kriterien bei der Flächenvergabe sinnvoll.

 

 

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