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EEG-Strom

Ökostromanbieter kritisieren irreführende Stromkennzeichnung

Michael Hahn, 31.03.17
Stromversorger kaufen weniger Erneuerbaren-Strom zu als sie vorgeben – behaupten Ökostromanbieter und Umweltorganisationen. Sie fordern eine Reform der Stromkennzeichnung.

Einige deutsche Stromversorger weisen in ihrem Angebot einen höheren Grünstromanteil aus als tatsächlich vorhanden ist. Zu diesem Ergebnis kommt der sogenannte „Faktencheck Strommix“, den die Umweltorganisationen Robin Wood und Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den Ökostromanbietern Greenpeace Energy, EWS Schönau, Naturstrom und Lichtblick am Freitag (31. März) vorgestellt haben. In einer Stichprobe wurde das Angebot von 40 der 1100 deutschen Stromversorger geprüft. Dabei erwecke jeder vierte Anbieter den Eindruck, dass er mehr Grünstrom für seine Kunden einkaufe, als wirklich der Fall ist, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Und: „Wir sehen hier nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick.

Wie das Bündnis aus Ökostromanbietern und Umweltorganisationen betont, sind die Versorger nach der gesetzlichen Stromkennzeichnung dazu verpflichtet, einen Anteil von bis zu 46 Prozent EEG-Strom in ihrem Strommix auszuweisen. Das soll rein rechnerisch abbilden, wie viel EEG-geförderter Ökostrom den Verbrauchern zusteht. Auch wenn ein Versorger gar nicht 46 Prozent Ökostrom einkauft oder sogar nur auf Kohle und Atom setzt, darf er einen EEG-Stromanteil in dieser Höhe angeben. „Als Folge dieser Vorschrift weisen die meisten Versorger deutlich weniger Kohle- und Atomstrom aus, als sie tatsächlich an Ihre Kunden liefern“, steht in dem Faktencheck. Und weiter: Der EEG-Pflichtanteil von bis zu 46 Prozent liege höher als der Ökostrom-Anteil im offiziellen bundesweiten Strommix von 32 Prozent. So würden die Versorger ohne eigenes Zutun auf dem Papier grüner als der Bundesdurchschnitt.

„Der Gesetzgeber nimmt bewusst in Kauf, dass die Kennzeichnung von Stromtarifen nicht die Strom-Einkaufspolitik der Anbieter abbildet. Sie können sich auf diese Weise umweltfreundlicher darstellen, als sie sind. Das ist unseriös“, sagt Peter Ahmels, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der DUH. Das Bündnis fordert deshalb eine Reform der Stromkennzeichnung. Diese solle künftig zu 100 Prozent den Stromeinkauf der Versorger abbilden.

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