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Interview der Woche

„Die Unternehmen agieren zunehmend global“

Interview: Jörg-Rainer Zimmermann, 08.08.14
… sagt Bernd Aufderheide, Chef der Hamburg Messe. Dort findet im September die erste WindEnergy statt. Sind die langjährigen Streitigkeiten und Probleme rund um die Standortfrage der deutschen Windenergie-Leitmesse damit Geschichte?

neue energie: Herr Aufderheide, im September findet die erste WindEnergy in Hamburg statt, die Zeit der schwierigen Verhandlungen zur Zukunft der Leitmesse scheint damit vorbei. Haben sich die Wogen in Richtung Husum und Hannover aus Ihrer Sicht geglättet?

Bernd Aufderheide: Absolut. Wir arbeiten mit unseren Husumer Kollegen einvernehmlich und konstruktiv zusammen, was beiden Windmessen, die unsere Kooperation umfasst, zugutekommt. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit wird zum Beispiel auch bei gemeinsamen Auftritten auf zahlreichen Branchenveranstaltungen deutlich und natürlich durch den gemeinsamen Messebeirat. Zu Hannover ist zu sagen, dass wir mit ganz unterschiedlichen Messe-Konzepten arbeiten und gute Kontakte pflegen.

neue energie: Viele altgediente Husum-Besucher aus dem In- und Ausland lobten den Charme von Husum und der dortigen Messe. Welche Vorzüge hat Hamburg demgegenüber?

Bernd Aufderheide: Neben all den Infrastruktur-Vorteilen, die hier geboten werden, ist Hamburg zweifelsohne eine Weltmetropole mit Flair und Herz. Die Windhauptstadt mit ihren zahlreichen niedergelassenen Key Playern bietet den perfekten Rahmen für dieses innovative Branchenevent. Auf der Messe werden ebenfalls Networking-Angebote zu finden sein, vom Ausstellerabend bis hin zur „Bar-Tour“, um nach Messeschluss in fußläufig zum Messegelände gelegenen Lokalen auf die Geschäftspartner und Freunde aus der Branche zu treffen. Hamburg und wir empfangen die Besucher mit offenen Armen.

neue energie: Kritiker haben in der Vergangenheit immer wieder betont, dass der Markt für vier große deutsche Windmessen zu klein sei. Wie bewerten Sie die Chancen und Risiken einer solchen Vielzahl von Windmessen? Ist eine Bereinigung nicht unumgänglich?

Bernd Aufderheide: Mit dem gemeinsamen Messekonzept, also die internationale Leitmesse in den geraden Jahren in Hamburg und die Windmesse mit Fokus auf den deutschen Markt in den ungeraden Jahren in Husum, kommen wir ja explizit dem Wunsch der Industrie nach. Die WindEnergy Hamburg ist das globale zentrale Forum für die gesamte Branche, Onshore und Offshore, bildet dabei die komplette Wertschöpfungskette ab und ist gänzlich auf die Bedürfnisse der Industrie zugeschnitten. Das bietet keine andere Messe.

neue energie: Findet die erste Hamburger Windmesse mit der von vielen Experten heftig kritisierten EEG-Novelle unter einem schlechten Stern statt?

Bernd Aufderheide: Ich denke, dieses Branchenforum ist für die Unternehmen genau der richtige Ort zur richtigen Zeit, um über notwendige Lösungen zu sprechen oder bereits Konzepte zu präsentieren. Zum anderen ist die WindEnergy Hamburg international aufgestellt, das heißt Deutschland ist nur ein Markt unter vielen, wenngleich ein sehr bedeutender, mit dessen Besonderheiten die Unternehmen zurechtkommen müssen.

neue energie: Welche Stimmung nehmen Sie im Vorfeld der Messe bei den Ausstellern wahr, besonders hinsichtlich der energiewirtschaftlichen und -politischen Lage?

Bernd Aufderheide: Die Unternehmen dieser innovativen Branche agieren zunehmend global und sind erkennbar in der Lage, sich durch ständige Weiterentwicklung ihrer Produkte auf unterschiedliche Marktbedürfnisse einzustellen. Das gilt ebenso für die Produktionsbedingungen: Wenn der eine Markt dafür schlechtere Voraussetzungen bietet, suchen sich Unternehmen neue Märkte.

neue energie: Erkennen Sie aufgrund Ihrer Aussteller-Kontakte bestimmte Weltregionen, in denen die Stimmung in Sachen Windenergie besonders gut ist?

Bernd Aufderheide: Ich höre von Ausstellern, dass sie aus aufstrebenden Märkten wie zum Beispiel Südafrika, Marokko, Tunesien oder Ländern Lateinamerikas positive Signale bekommen.

neue energie: Welche Highlights bietet die neue WindEnergy?

Bernd Aufderheide: Die WindEnergy Hamburg wird von Bundesminister Sigmar Gabriel eröffnet, der der Branche sicherlich wichtige Botschaften mit auf den Weg geben wird. Wir erwarten außerdem weitere politische Delegationen aus zahlreichen Ländern. Die wichtigsten Highlights werden die mehr als 1000 Aussteller mit ihren Innovationen bieten. Großexponate werden die Faszination Windenergie greifbar machen. Information, Networking und Business werden bei vielen Programmpunkten der Messe im Mittelpunkt stehen.

neue energie: Warum wurde die bestehende H2Expo in die WindEnergy integriert?

Bernd Aufderheide: Das Thema Systemintegration der Erneuerbaren und Energiespeicherung ist branchenübergreifend von großer Bedeutung. Die Speicherung von Windstrom ist schließlich ein wichtiger Punkt für den Erfolg der Energiewende. Da lag es nahe, diese Synergien auf der Messe zu schaffen, die für Aussteller wie Besucher schließlich von zusätzlichem Nutzen sind.

neue energie: Am Freitag in der Messewoche findet der Recruiting Day statt. Vor dem Hintergrund der EEG-Novelle wird der Windbranche prophezeit, bald Ähnliches zu erleben wie die PV-Branche, nämlich massiven Stellenabbau. Auf welches Interesse stößt der Recruiting Day bislang?

Bernd Aufderheide: Da die Unternehmen sich in der Regel nicht allein auf einen Markt konzentrieren, wird die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften vermutlich immer gegeben sein. Es geht bei unserem Messeangebot ja auch um Weiterbildung und Karriereplanung. Von Ausstellerseite ist das Interesse derzeit gut.

 

Das Messe-Konzept

Vom 23. bis 26. September hat die WindEnergy Hamburg auf dem Gelände der Hamburg Messe Premiere. Rund 1000 Aussteller aus mehr als 30 Ländern präsentieren vier Tage lang auf insgesamt 65 000 Quadratmetern Fläche ihre Neuheiten und Dienstleistungen. In mehr als 15 Nationenpavillons haben sich Branchen-Unternehmen verschiedener Länder zusammengeschlossen. Dabei präsentieren sich Windenergie-Märkte von Dänemark bis zu den USA und China. Darüber hinaus werden zahlreiche Besucherdelegationen erwartet, unter anderem aus Brasilien und Japan.

Infos: www.windenergyhamburg.com

 

Dies ist eine gekürzte Fassung des Interviews mit Bernd Aufderheide. Den vollständigen Text finden Sie in der Ausgabe 08/2014 von neue energie.

 

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