Ökosystem Regenwald

Der Regenwald verliert seinen Regen

Der Amazonas-Regenwald gilt als die grüne Lunge der Erde. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Rodungen den regionalen Wasserkreislauf stärker verändern als bisher angenommen. Wenn der Regen im Regenwald ausbleibt, ist ungewiss, ob die globalen Klimaziele erreichbar bleiben.
07.10.2025 | 2 Min.
Erschienen in: Ausgabe 10/2025
Wechselnde Sichtverhältnisse: Blick von einem Forschungsturm über den Amazonas-Regenwald in Brasilien.
Wechselnde Sichtverhältnisse: Blick von einem Forschungsturm über den Amazonas-Regenwald in Brasilien.
Foto: Max-Planck-Institut für Chemie / Sebastian Brill

Der Regenwald im Amazonas gilt als grüne Lunge der Erde und als unverzichtbarer Bestandteil des globalen Klimasystems. In den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Forschende alarmierende Veränderungen in den Wasser-, Kohlenstoff- und Energiekreisläufen des Amazonas-Regenwalds. Eine in Nature Communications gemeinsam veröffentlichte Studie eines Forschungsteams der Universität São Paulo und des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie belegt nun, dass die Rodungen den regionalen Wasserkreislauf stärker verändern als bislang angenommen.

Das Team wertete Satelliten- und Atmosphärendaten aus den Jahren 1985 bis 2020 aus. Ergebnis: Drei Viertel des Rückgangs der Niederschläge in der Trockenzeit gehen auf das Konto der Entwaldung. Seit 1985 sind die Regenmengen um durchschnittlich 21 Millimeter gesunken. Das entspricht einem Minus von knapp acht Prozent.

„Gerade in der Trockenzeit können kleine Veränderungen unverhältnismäßig große Schäden in der Vegetation auslösen“, erläutert Luiz Machado, Klimaforscher an der Universität São Paulo. Auch die Temperaturen am Amazonas haben sich seit Mitte der 1980er Jahre deutlich erhöht. Sie stiegen im Schnitt um rund zwei Grad Celsius. Der größte Teil dieser Erwärmung ist eine Folge des globalen Klimawandels. 84 Prozent lassen sich auf Treibhausgasemissionen weltweit zurückführen, 16 Prozent auf lokale Abholzung.

Auffällig ist außerdem, dass die schwersten klimatischen Veränderungen zu Beginn des Entwaldungsprozesses auftreten, insbesondere wenn die ersten 10 bis 40 Prozent des Waldes verschwinden. „Wenn die Entwaldung in gleichem Maße voranschreitet wie bisher, erwarten wir aufgrund unserer Daten einen weiteren Temperaturanstieg von etwa 0,6 Grad Celsius und einen weiteren Rückgang der Niederschläge in der Trockenzeit um etwa sieben Millimeter im Vergleich zu heute, was den Wald sicher zusätzlich stressen wird“, sagt Christopher Pöhlker vom Max-Planck-Institut für Chemie.

Angesichts von Extremereignissen wie der außergewöhnlichen Dürre im Jahr 2023 sehen die Forschenden den Amazonas in einem kritischen Zustand, der durch den Klimawandel noch verstärkt wird.

Die Ergebnisse unterstreichen die enge Verflechtung lokaler Eingriffe mit globalen Prozessen. Während die Abholzung den Wasserkreislauf schwächt, treibt der weltweite Temperaturanstieg den Druck auf das Ökosystem in die Höhe. „Es ist wichtig, die weitere Entwaldung zu stoppen, damit die Klimaresilienz des Amazonasgebiets erhalten bleibt“, mahnt Klimaforscher Machado, der auch als Gastwissenschaftler am Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie forscht.

Damit rückt der Schutz des Regenwalds einmal mehr ins Zentrum internationaler Klimapolitik. Für Brasilien bedeutet das nicht nur eine Verantwortung für die eigenen Ökosysteme und indigenen Gemeinschaften, sondern auch gegenüber der Weltgemeinschaft. Denn ob der Amazonas seinen Regen behält, entscheidet mit darüber, ob globale Klimaziele erreichbar bleiben.

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