Minus 25 Cent. Das war der Preis für eine Kilowattstunde am SpotmarktBörsenhandel, bei dem das eingekaufte Produkt (z.B. Strom) kurzfristig geliefert wird. Gegenstück ist der Terminmarkt für Lieferungen in der Zukunft.Börsenhandel, bei dem das eingekaufte Produkt (z.B. Strom) kurzfristig geliefert wird. Gegenstück ist der Terminmarkt für Lieferungen in der Zukunft. am 11. Mai dieses Jahres. An der Strombörse stießen große Mengen Solarstrom auf geringe Nachfrage und unzureichende Speicherkapazitäten. Obwohl Endkunden zusätzlich zu diesem Großhandelspreis noch Netzentgelte, Steuern und Abgaben zahlen, konnten Haushalte mit einem dynamischen Strompreis an jenem Sonntag im Mai für ihre verbrauchten Kilowattstunden sogar Geld vergütet bekommen. Einige Monate zuvor gab es ein anderes Extrem: Am frühen Abend des 20. Januar lag der Börsenpreis bei 58 Cent pro Kilowattstunde (kWh) diesmal im Plus. Für Endkunden näherte sich der Preis damit fast der Ein-Euro-Marke.
Endverbraucher sparen Geld und das Netz wird entlastet
Auch wenn solche Ausschläge außergewöhnlich sind: Die Strompreise schwanken innerhalb eines Tages oft um mehr als zehn Cent pro kWh. Wer Geld sparen will, verlagert Teile seines Verbrauchs um einige Stunden in Zeiten mit niedrigen Preisen, was etwa bei Wärmepumpe oder Wallbox möglich ist. Doch dafür braucht es einen dynamischen Stromtarif, der solche Schwankungen berücksichtigt. Dabei wird der Stromverbrauch über sogenannte Smartmeter intelligente Stromzähler in Echtzeit gemessen und in 15-minütigen Intervallen abgerechnet. Diese Methode unterstützt auch die Bundesnetzagentur. Ihr Regelwerk Allgemeine Netzentgeltsystematik Strom (kurz: Agnes) will „Anreize schaffen, um Verbrauchs- und Einspeiseverhalten netzdienlich zu optimieren und zur Senkung der Gesamtsystemkosten beizutragen“.
Denn was Endverbrauchern bares Geld spart, dient zugleich dem Stromnetz. Teile des Stromverbrauchs werden in Zeiten mit niedrigeren Preisen und geringerer Netzlast verlagert; Lastspitzen werden gekappt. Da sich der Netzausbau an diesen Lastspitzen orientiert, entspannt sich die Versorgungslage. Zudem trägt ein besser ausgelastetes Stromnetz mit geringeren Spitzenlasten zur allgemeinen Stabilität und damit zur Versorgungssicherheit bei.
Variable Netzentgelte für steuerbare Verbrauchseinrichtungen
Wie solch ein dynamisches Modell etwa in der E-Mobilität umgesetzt werden kann, zeigt Enercity in Hannover: Der Energieversorger bietet Strom zu dynamischen Preisen an zwölf öffentlichen Schnellladestationen an. Ist gerade viel Solar- oder Windstrom verfügbar, wird das Laden billiger. Die viertelstündlich wechselnden Preise werden jeweils mittags für den Folgetag veröffentlicht. Als wichtigster Faktor geht der Day-Ahead-Preis der Strombörse in die Kalkulation ein, eine weitere Preiskomponente ist die Auslastung an den Ladesäulen. So ergibt sich laut Enercity eine Preisspanne zwischen 37 und 67 Cent pro kWh.
Dynamische Preise, ob an der Ladesäule oder im Haushalt, sind allerdings erst der Beginn der neuen Energiewelt. Demnächst sollen variable Netzentgelte hinzukommen. Denn da der SpotmarktBörsenhandel, bei dem das eingekaufte Produkt (z.B. Strom) kurzfristig geliefert wird. Gegenstück ist der Terminmarkt für Lieferungen in der Zukunft.Börsenhandel, bei dem das eingekaufte Produkt (z.B. Strom) kurzfristig geliefert wird. Gegenstück ist der Terminmarkt für Lieferungen in der Zukunft. deutschlandweit nur eine Preiszone kennt, spiegelt der Strompreis regionale Gegebenheiten nicht. Erste variable Netzentgelte gibt es seit April bereits für Kunden, die über eine „steuerbare Verbrauchseinrichtung“ verfügen, wie es im Energiewirtschaftsgesetz heißt. Das sind Verbraucher mit einer Anschlussleistung von mehr als 4,2 Kilowatt, also typischerweise Wallbox, Wärmepumpe oder Stromspeicher.
Zeitlich und räumlich differenzierte Netzendgelte nötig
Fachleute denken daher weiter: „Netzentgelte müssen in Zukunft sowohl zeitlich als auch räumlich stärker differenziert werden“, sagt Mareike Herrndorf, Projektmanagerin Strom bei Agora Energiewende. Sie sollten künftig die lokale Netzbelastung berücksichtigen. Für alle Kunden, die einen dynamischen Tarif nutzen, sollten dann auch die dynamischen Netzentgelte in die Kalkulation des Endkundenpreises einfließen.
Dynamische Stromtarife erfordern Smartmeter
Weitere Schritte müssten „Hand in Hand mit dem Smartmeter-Rollout“ erfolgen, fordert Herrndorf. Bislang limitiert die geringe Anzahl intelligenter Messsysteme das Potenzial der dynamischen Tarife. Während bei vielen europäischen Nachbarn die Haushalte längst mit Smartmetern bestückt sind, hat die systematische Umstellung in Deutschland erst in diesem Jahr begonnen. Bis 2032 sollen in deutschen Haushalten die intelligenten Messsysteme selbstverständlich sein. Derzeit erreicht die Verbreitung wenig dynamisch gerade mal etwas mehr als zwei Prozent.