Dem geplanten Windpark des Energieerzeugers Statkraft in Erndtebrück wehte zu Beginn ein spürbarer Gegenwind entgegen – mit kräftigen Böen aus verschiedenen Richtungen. „Nicht hinnehmbar“, schimpfte der Sprecher der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW, Jochen Niemand. „Schöne Aussichten für Bewohner und Ausflügler“, kommentierte ein Redakteur der Westfälischen Rundschau ironisch.
Erndtebrück liegt etwa 40 Kilometer südwestlich des sauerländischen Wintersportorts Winterberg. Viele Windräder gibt es dort noch nicht. Angesichts des Neuen ist die Unsicherheit groß. Das hat mit dazu geführt, dass andere Projekte in der Region schon seit zehn Jahren in der Warteschleife hängen. Ins Bild passt, dass Bundeskanzler Friedrich Merz, geboren im sauerländischen Städtchen Brilon, mit der Landes-CDU durch die Lex Sauerland ein Moratorium für den Ausbau der Windenergie erreichen wollte.
Die Vorfreude auf einen Waldwindpark ist meist überschaubar
Die Zustimmung für Windparks ist regional ungleich verteilt, doch eines ist überall gleich: Vor Ort sieht die Stimmung zum Start eines Projekts regelmäßig bescheidener aus. Getreu dem Motto: Ich bin zwar für die Energiewende, aber ausgerechnet hier passt der Windpark nicht hin. Bei Menschen, die noch nicht direkt mit Windkraftanlagen in Berührung gekommen waren, sind Ängste und Sorgen besonders ausgeprägt. Auch in Erndtebrück war damit von Anfang an klar, dass sich nicht alle Menschen über die Planungen freuen würden.
Umso wichtiger ist die kommunikative Begleitung der Projekte. Sie ist in jedem einzelnen Projekt so individuell wie ein Fingerabdruck: Wem gehören die Flächen? Wie ist die rechtliche Situation? Welche Beteiligungen sind möglich? Geht es um Neubau oder RepoweringAustausch älterer EE-Anlagen durch moderne Anlagen zur Leistungssteigerung am gleichen Standort.Austausch älterer EE-Anlagen durch moderne Anlagen zur Leistungssteigerung am gleichen Standort.? Solche Fragen machen aus jedem Projekt einen Einzelfall.
Transparenz ist für die Akzeptanz entscheidend
In Erndtebrück sah das so aus: Eine Website lieferte laufend Informationen zum Projektstand. Auf einer Infomesse, dem sogenannten Bürgerdialog, beantworteten Planerinnen und Planer sämtliche Fragen, etwa zum Standort, Natur- und Schallschutz, aber auch zu den Möglichkeiten einer Beteiligung. Fachleute für alle Belange waren mit vor Ort.
Beteiligung von Bürgern und Gemeinden
Damit die ganze Region von dem Windpark profitieren kann, schloss sich Statkraft in Erndtebrück mit den Siegener Versorgungsbetrieben und dem nordrheinwestfälischen Stadtwerkeverbund Green Gecco zusammen. Die Partner können dadurch attraktive Bürgerstromtarife anbieten.
Darüber hinaus beteiligt Statkraft die 2024 gegründete Stiftung Unser Erndtebrück am Erfolg des Windparks mit jährlichen Zahlungen aus den Stromerträgen. Auch andere Windparkentwickler in der Region werden das tun. So ist eine konkrete Vision für die kommunale Entwicklung entstanden, die mehr Zuspruch bei den Menschen vor Ort schafft. Schon heute setzt die Stiftung ihr Geld öffentlichkeitswirksam für die Pflege der Denkmäler rund um den Ort, für Seniorentreffen oder auch für eine Blumenpflanzaktion der Kitas ein. Künftig soll ein guter Teil des Geldes in Klimaprojekte fließen.
Ein sechsstelliger Betrag für die Kassen der umliegenden Gemeinden
Hinzu kommt eine freiwillige Kommunalabgabe nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Sie wird über die Weitergabe von 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde voraussichtlich jährlich einen sechsstelligen Euro-Betrag in die Kassen der umliegenden Gemeinden leiten.
Das Beispiel Erndtebrück zeigt: Beteiligungsmöglichkeiten schaffen auch bei herausfordernden Projekten die notwendige Akzeptanz vor Ort. Umso wichtiger ist es, dass die Gesetzgeber maximalen Spielraum zulassen und auch die Kommunen selbst in die Lage versetzen, die Chancen der Energiewende aktiv zu nutzen. In Erndtebrück führte Transparenz und Beteiligung zum Erfolg: Zuletzt lautete die Schlagzeile der Lokalzeitung nicht mehr „Von Windrädern umstellt“, sondern „Strom für 55.000 Haushalte“.