Bislang gibt es nur wenige umfassende Studien zur Biodiversität in PV-Freiflächenanlagen. Es existiert zwar eine Fülle an sogenannter „grauer Literatur“ in Form von Gutachten zu einzelnen Artengruppen in Solarparks, die aber leider weder der Öffentlichkeit noch der Forschung frei zugänglich sind. In der bne-Studie „Artenvielfalt in Solarparks – Eine bundesweite Feldstudie“ werden sowohl flächendeckende Untersuchungen in 30 Anlagen in 10 Bundesländern ausgewertet als auch die vorhandene „graue Literatur“ aus den Schubladen geholt und der Öffentlichkeit präsentiert. Auf der Website Sonne-sammeln.de sind alle untersuchten Anlagen inklusive Dokumentation in 30 Steckbriefen online abrufbar.
Studie zeigt: Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen steigern die Artenvielfalt
Die Studie ist die Fortschreibung einer bne-Biodiversitätsstudie aus dem Jahr 2019. Beide wurden von den Biologen Dr. Tim Peschel (Peschel Ökologie und Umwelt) und Rolf Peschel (Projektpate) koordiniert und durchgeführt. Neben dem größeren Umfang der Untersuchungen zeichnet sich die neue Studie durch den Fokus auf landwirtschaftliche Flächen aus. Hier findet heute und in Zukunft der größte Teil der Flächeninanspruchnahme statt.
Durch den Verzicht auf Dünger, Pflanzenschutzmittel und intensive Bewirtschaftung entstehen in Solarparks Grünlandflächen, die in der Regel eine Verbesserung gegenüber der vorherigen Situation darstellen. Studienautor Dr. Tim Peschel fasst zusammen: „Die zentrale Erkenntnis besteht darin, dass gut geplante Solarparks auf ehemaligen Agrarflächen einen echten Mehrwert für die Artenvielfalt im Vergleich zur Vorhersituation darstellen. PV-Freiflächenanlagen bieten in der strukturarmen Agrarlandschaft für viele Arten ein Mosaik neuer, offensichtlich geeigneter Lebensräume. Zunehmend werden sie von Tieren und Pflanzen als Lebensraum entdeckt und genutzt. Das dort vorhandene Nahrungsangebot ist für Vögel und Fledermäuse eine elementare Voraussetzung, um sie als Lebensraum dauerhaft nutzen zu können. Mahd und Beweidung stellen wichtige Pflegemaßnahmen für Schaffung und Erhalt von Biodiversität dar.“
Solarparks als wertvolle Lebensräume für Feldlerche, Fledermäuse und Co.
Insgesamt wurden 385 Pflanzenarten, 30 Heuschreckenarten, 36 Tagfalterarten, drei Reptilienarten, 32 Brutvogelarten und 63 Vogelarten als Nahrungsgäste sowie 13 Fledermausarten nachgewiesen. Hinzu kommen 13 Libellen- und acht Amphibienarten. Besonders positiv und praxisrelevant sind die Ergebnisse für die Feldlerche und die Fledermäuse, die bei der Genehmigung von Solarparks eine wichtige Rolle spielen: Die Feldlerche wurde mit großem Abstand am häufigsten als brütender Vogel in den Anlagen nachgewiesen. Regelmäßig fanden die Gutachterbüros in den untersuchten Anlagen mehr Brutpaare als vor dem Bau der Anlage. Im Solarpark Weesow-Willmersdorf wurden Feldlerchendichten von teilweise über 40 Brutpaaren pro 10 Hektar festgestellt, mit Revierabständen, wie sie in der Natur normalerweise nicht vorkommen.
Insgesamt konnten mit der neuen Studie drei Viertel aller Fledermausarten in Solarparks erfasst werden. Dabei wurden die untersuchten Anlagen aufgrund ihres reichen Insektenangebots gezielt angeflogen und als Nahrungshabitat in den Lebensraum integriert.
Biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung von Solarparks
Wie der Studienautor Dr. Peschel betont, ist für eine hohe Artenvielfalt im Solarpark neben der Bauweise auch die richtige Flächenbewirtschaftung entscheidend, z. B. durch Mahd und Mahdgutabfuhr oder durch schonende Beweidung. Entscheidend ist auch der richtige Zeitpunkt. Oft gibt es starre Vorgaben, wann eine Anlage zu bewirtschaften ist. Durch den Klimawandel verschiebt sich die Vegetationsperiode immer weiter nach vorne. In der Studie werden daher flexible Schnittzeitpunkte und eine frühere erste Mahd gefordert. Die Notwendigkeit eines professionellen Managements legt nahe, Solarparks als das zu betrachten, was sie sind: Landwirtschaftliche Flächen. Derzeit sind sie baurechtlich Gewerbegebieten und Parkplätzen gleichgestellt. Bne-Geschäftsführer Robert Busch ergänzt: „Weil die Landwirtschaft die Flächen für Solarparks zur Verfügung stellt, sollte nach Ansicht des bne die biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung von Solarparks als landwirtschaftliche Nutzung anerkannt werden. So ließe sich die Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft und Photovoltaik auflösen, ähnlich wie bei der Agri-PV.“
SonneSammeln: Wissensportal, Solarpark-Datenbank & mehr
Das Wissensportal SonneSammeln ist eine Initiative des bne und weiteren Unterstützern aus der Solarbranche. Zum Ausbau von PV-Freiflächenanlagen und Batteriespeichern bietet SonneSammeln umfangreiche Informationen, insbesondere für Naturschutz, Kommunen, und die Landwirtschaft. Neben der Webseite, ist SonneSammeln auch auf Instagram (@sonnesammeln) vertreten.
Alle untersuchten Anlagen haben hier einen Steckbrief hinterlegt: Dort befinden sich Angaben zu Pflege, Bauweise, Ausgleichsmaßnahmen, Naturraum etc. sowie die aktuellen Untersuchungsberichte, ältere Untersuchungen und Genehmigungsunterlagen. Mit dieser Solarpark-Datenbank können die Ergebnisse transparent nachvollzogen werden. Gleichzeitig bietet sie der Wissenschaft die Grundlage für weitere Forschung auf diesem Gebiet.
