Keine Fachkräfte, kein Energiewechsel
Ein Auftrag mit Vision
Beim Bundesverband arbeiten Vertreter*innen in Beiräten und Arbeitskreisen unternehmensübergreifend zusammen, der demokratische Prozess ist Kern des Verbandes. Zum Thema Personal und Recruiting hatte hier noch ein Arbeitskreis gefehlt, die Idee entstand letztes Jahr auf den Spreewindtagen. Zwei Ziele sind zentral:
- Die benötigten Fachkräfte für die Branche gewinnen
- Wahrnehmung der Windindustrie als attraktiven Arbeitgeber verbessern.
Hier setzt der Arbeitskreis an – vorgestellt wurden Maßnahmen wie die Entwicklung von Job- und Fähigkeitsprofilen (etwa für Quereinsteiger*innen), die enge Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Bundesagentur für Arbeit sowie ein Monitoring-Tool für Engpassberufe und Weiterbildungsbedarfe.
Energiewende als Jobmotor
Welcher Handlungsbedarf besteht, hat vor kurzem eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgehoben: Zwischen 2019 und 2024 stieg der Anteil der ausgeschriebenen Stellen mit Bezug zur Energiewende von 1,8 auf 3,8 Prozent – trotz Pandemie und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Das entspricht einem Anstieg von 173.000 auf 372.500 Jobs. Besonders gefragt sind laut Studie Handwerker*innen im Bereich Elektrik und Projektmanager*innen.
Unter den zehn meistgesuchten Berufen im Bereich erneuerbare Energien zählen fünf zu Berufen, die die Agentur für Arbeit zu den Engpassberufen in Deutschland zählt. Die Studie warnt vor einem zunehmenden Fachkräftemangel und empfiehlt Quereinsteigerprogramme, Teilqualifikationen und gezielte Anwerbung aus dem Ausland, um Engpässe zu lindern.
Windbranche unter der Wahrnehmungsschwelle
Parallel dazu sorgt die Civey-Studie zur Wahrnehmung der Windbranche als Arbeitgeber für wichtige Erkenntnisse: Zwar werden der Branche durchaus positive Eigenschaften wie Zukunftsfähigkeit und technischer Anspruch zugeschrieben – doch ihr Image als moderner Arbeitgeber ist ausbaufähig. Besonders in Ostdeutschland hapert es an einer positiven Wahrnehmung. Fast 40 Prozent der Studierenden und Auszubildenden gaben an, keine passenden Jobangebote zu kennen. „Das ist ein klarer Kommunikationsauftrag“, so Paul Helm. „Wir müssen stärker zeigen, dass es spannende Jobs gibt – und dass wir als Branche innovativ und zukunftsfähig sind.“
Rahmen und Organisation
Transparenz und Vertraulichkeit sind ebenso wichtige Pfeiler wie eine enge Verzahnung mit der BWE-Geschäftsstelle. „Die Arbeitsweise ist entscheidend, um mit gebündelter Expertise Ergebnisse zu liefern“, betonte Paul Helm. Er und Martin Schneider organisieren hauptamtlich die Treffen, inhaltlich federführend wird ein Kreis von bis zu fünf Sprecher*innen, die beim nächsten Treffen gewählt werden.
Drei zentrale Handlungsfelder
- Aus- und Weiterbildung:
Hier geht es nicht nur um klassische Ausbildungsberufe, sondern auch um Angebote für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die mit gezielten Trainings und Kompetenzprofilen den Weg in die Windbranche finden können. - Branchenattraktivität:
Viele Unternehmen berichteten von Schwierigkeiten, ihre Arbeitgebermarke in einem umkämpften Markt zu positionieren. Die vielen mittelständischen Firmen in der Windkraft konkurrieren bei Ingenieur*innen auch mit Konzernen, die ganz andere Mittel in Employer Branding investieren können. Umso wichtiger sei es, eine gemeinsame Stimme zu finden – mit Imagekampagnen, zielgerichteter Kommunikation und klaren Botschaften. - Erfahrungsaustausch und Wissensmanagement:
Wie gehen andere mit Personaldienstleistern oder Headhuntern um? Welche Erfahrungen gibt es mit hybriden Arbeitsmodellen? Wie lässt sich Wissen innerhalb der Branche bündeln und teilen? Hier wurde schnell klar: Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Der Wunsch nach Best-Practice-Beispielen und gemeinsamen Standards war groß.
Jobprofile für den Quereinstieg
Olga Vaulina aus dem Projekt QLEE des Bundesverbands Erneuerbare Energie zeigte zudem, dass dieses Thema auch in anderen Projekten eine zentrale Rolle spielt. „Wir arbeiten daran, den Blick von starren Jobtiteln auf flexible Kompetenzprofile zu lenken, damit sich Menschen leichter in die Branche integrieren können“, so Vaulina.
Ein Anfang – aber kein Ende
Die nächsten Sitzungen sind bereits geplant. Am 22. Juli 2025 trifft sich der Arbeitskreis online, im September folgt ein hybrides Treffen bei der Energiequelle GmbH in Treuenbrietzen. „Die Themen sind gesetzt, jetzt kommt es auf die Umsetzung an“, fasste Helm zusammen. „Denn nur wenn wir die Windbranche als modernen, attraktiven Arbeitgeber aufstellen, wird die Energiewende auch ein Erfolg.“
Dokumente für Teilnehmende
Eine Darstellung des Arbeitskreises und in Zukunft auch öffentliche Dokumente gibt es auf der Website des Bundesverbandes. Eingeloggte Mitglieder (Button oben rechts auf der Website) können die Website als Plattform, Vernetzungsmöglichkeit und Informationsquelle nutzen. Hier werden ab Herbst auch Protokolle etc. des Arbeitskreises exklusiv für Mitglieder zur Verfügung gestellt.
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