Fachkräfte für die Energiewende gewinnen

Neuer Arbeitskreis gestartet: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel

Auf dem EUREF-Campus in Berlin traf sich der neu gegründete Arbeitskreis „Personal und Recruiting“ des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) zur Auftaktsitzung. Sein Ziel: Lösungen für den Fachkräftemangel finden und die Windbranche als attraktiven Arbeitgeber positionieren – ein Thema, das mehr Dringlichkeit denn je hat.
Von:  Redaktion neue energie
20.06.2025 | 5 Min.
Startschuss in Berlin: Der neue Arbeitskreis Personal & Recruiting kam beim Bundesverband WindEnergie zusammen.
Startschuss in Berlin: Der neue Arbeitskreis Personal & Recruiting kam beim Bundesverband WindEnergie zusammen.
Foto: BWE-Service GmbH

Keine Fachkräfte, kein Energiewechsel

Vielen Dank für diesen gelungenen Start!“ Johanna Manthei, EEF Erneuerbare Energien Fabrik
„Wir können die Energiewende nur sichern, wenn wir die benötigten Fachkräfte sichern“, brachte es Dr. Martin Schneider von der BWE-Service GmbH zu Beginn auf den Punkt. Der Arbeitskreis versteht sich als Denkfabrik und Netzwerk zugleich: Er will die Windbranche nicht nur als technischen Vorreiter zeigen, sondern auch als modernen Arbeitgeber mit Zukunft.

Ein Auftrag mit Vision

Es braucht frische Ideen, vernetztes Denken und echte Zusammenarbeit, um die Energiewende personell möglich zu machen – und genau da setzen wir an.“ Stefanie Müller, Alterric

Beim Bundesverband arbeiten Vertreter*innen in Beiräten und Arbeitskreisen unternehmensübergreifend zusammen, der demokratische Prozess ist Kern des Verbandes. Zum Thema Personal und Recruiting hatte hier noch ein Arbeitskreis gefehlt, die Idee entstand letztes Jahr auf den Spreewindtagen. Zwei Ziele sind zentral: 

  1. Die benötigten Fachkräfte für die Branche gewinnen
  2. Wahrnehmung der Windindustrie als attraktiven Arbeitgeber verbessern. 

Hier setzt der Arbeitskreis an – vorgestellt wurden Maßnahmen wie die Entwicklung von Job- und Fähigkeitsprofilen (etwa für Quereinsteiger*innen), die enge Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Bundesagentur für Arbeit sowie ein Monitoring-Tool für Engpassberufe und Weiterbildungsbedarfe. 

Energiewende als Jobmotor 

Welcher Handlungsbedarf besteht, hat vor kurzem eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgehoben: Zwischen 2019 und 2024 stieg der Anteil der ausgeschriebenen Stellen mit Bezug zur Energiewende von 1,8 auf 3,8 Prozent – trotz Pandemie und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Das entspricht einem Anstieg von 173.000 auf 372.500 Jobs. Besonders gefragt sind laut Studie Handwerker*innen im Bereich Elektrik und Projektmanager*innen.

Unter den zehn meistgesuchten Berufen im Bereich erneuerbare Energien zählen fünf zu Berufen, die die Agentur für Arbeit zu den Engpassberufen in Deutschland zählt. Die Studie warnt vor einem zunehmenden Fachkräftemangel und empfiehlt Quereinsteigerprogramme, Teilqualifikationen und gezielte Anwerbung aus dem Ausland, um Engpässe zu lindern.

 

Windbranche unter der Wahrnehmungsschwelle

Parallel dazu sorgt die Civey-Studie zur Wahrnehmung der Windbranche als Arbeitgeber für wichtige Erkenntnisse: Zwar werden der Branche durchaus positive Eigenschaften wie Zukunftsfähigkeit und technischer Anspruch zugeschrieben – doch ihr Image als moderner Arbeitgeber ist ausbaufähig. Besonders in Ostdeutschland hapert es an einer positiven Wahrnehmung. Fast 40 Prozent der Studierenden und Auszubildenden gaben an, keine passenden Jobangebote zu kennen. „Das ist ein klarer Kommunikationsauftrag“, so Paul Helm. „Wir müssen stärker zeigen, dass es spannende Jobs gibt – und dass wir als Branche innovativ und zukunftsfähig sind.“

Personal und Recruiting entscheiden über den Erfolg der Energiewende! Der neue Arbeitskreis bringt die relevanten Akteure zusammen, um diesen entscheidenden Zukunftsaufgaben die nötige Priorität zu geben.“ Gunnar Lehmschlöter, Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen

Rahmen und Organisation

Transparenz und Vertraulichkeit sind ebenso wichtige Pfeiler wie eine enge Verzahnung mit der BWE-Geschäftsstelle. „Die Arbeitsweise ist entscheidend, um mit gebündelter Expertise Ergebnisse zu liefern“, betonte Paul Helm. Er und Martin Schneider organisieren hauptamtlich die Treffen, inhaltlich federführend wird ein Kreis von bis zu fünf Sprecher*innen, die beim nächsten Treffen gewählt werden. 

Um all das umzusetzen, braucht es klare Strukturen. Die Geschäftsordnung des Arbeitskreises legt fest: Vier Sitzungen pro Jahr – digital und in Präsenz – sollen den Austausch und die Entwicklung von Lösungen sichern. Beschluss des Plenums: Ein Treffen im Jahr in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin, einmal im Jahr bei einem Mitgliedsunternehmen. Mitglieder des Arbeitskreises sollten an einem Treffen teilnehmen, um ihre Mitgliedschaft aufrechtzuerhalten. Zusätzlich gibt es zwei kürzere digitale Treffen und ein freiwilliges Get-together zur Messe Husum oder zur WindEnergy Hamburg im September. 

Drei zentrale Handlungsfelder

Neuer Arbeitskreis gestartet: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel
Foto: BWE-Service GmbH
In intensiven Diskussionsrunden wurden drei große Themenfelder identifiziert, die den Arbeitskreis künftig beschäftigen werden:

  1. Aus- und Weiterbildung:
    Hier geht es nicht nur um klassische Ausbildungsberufe, sondern auch um Angebote für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die mit gezielten Trainings und Kompetenzprofilen den Weg in die Windbranche finden können.

  2. Branchenattraktivität:
    Viele Unternehmen berichteten von Schwierigkeiten, ihre Arbeitgebermarke in einem umkämpften Markt zu positionieren. Die vielen mittelständischen Firmen in der Windkraft konkurrieren bei Ingenieur*innen auch mit Konzernen, die ganz andere Mittel in Employer Branding investieren können. Umso wichtiger sei es, eine gemeinsame Stimme zu finden – mit Imagekampagnen, zielgerichteter Kommunikation und klaren Botschaften.

  3. Erfahrungsaustausch und Wissensmanagement:
    Wie gehen andere mit Personaldienstleistern oder Headhuntern um? Welche Erfahrungen gibt es mit hybriden Arbeitsmodellen? Wie lässt sich Wissen innerhalb der Branche bündeln und teilen? Hier wurde schnell klar: Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Der Wunsch nach Best-Practice-Beispielen und gemeinsamen Standards war groß.

Jobprofile für den Quereinstieg

Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit! 😊“ Florian Henze, Q Energy
Ein konkretes Thema war die Vorstellung des Kooperationsprojekts „Jobprofile in den Erneuerbaren Energien“. Paul Helm, hauptamtlicher Koordinator des Arbeitskreises, erläuterte das Ziel: Mit klaren Kompetenzprofilen – erarbeitet mit Partnern wie der Bundesagentur für Arbeit und der Bertelsmann Stiftung – soll es potenziellen Bewerber*innen leichter gemacht werden, den Weg in die Branche zu finden.

Olga Vaulina aus dem Projekt QLEE des Bundesverbands Erneuerbare Energie zeigte zudem, dass dieses Thema auch in anderen Projekten eine zentrale Rolle spielt. „Wir arbeiten daran, den Blick von starren Jobtiteln auf flexible Kompetenzprofile zu lenken, damit sich Menschen leichter in die Branche integrieren können“, so Vaulina.

War ein toller Auftakt!“ Franziska Köhler, Q Energy
Erste Erfahrungen aus der Lausitz hätten gezeigt, dass das gerade für Quereinsteiger*innen sehr hilfreich sein kann. Das Thema soll in den nächsten Sitzungen weiter behandelt werden, das Ausarbeiten der Kompetenzen in den Berufen ist keine kleine Aufgabe.

Ein Anfang – aber kein Ende

Die nächsten Sitzungen sind bereits geplant. Am 22. Juli 2025 trifft sich der Arbeitskreis online, im September folgt ein hybrides Treffen bei der Energiequelle GmbH in Treuenbrietzen. „Die Themen sind gesetzt, jetzt kommt es auf die Umsetzung an“, fasste Helm zusammen. „Denn nur wenn wir die Windbranche als modernen, attraktiven Arbeitgeber aufstellen, wird die Energiewende auch ein Erfolg.“



Dokumente für Teilnehmende 

Eine Darstellung des Arbeitskreises und in Zukunft auch öffentliche Dokumente gibt es auf der Website des Bundesverbandes. Eingeloggte Mitglieder (Button oben rechts auf der Website) können die Website als Plattform, Vernetzungsmöglichkeit und Informationsquelle nutzen. Hier werden ab Herbst auch Protokolle etc. des Arbeitskreises exklusiv für Mitglieder zur Verfügung gestellt.  

Interesse an einer Mitgliedschaft?

Neuer Arbeitskreis gestartet: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel
Foto: BWE-Service GmbH
Im neuen Arbeitskreis können Mitarbeitende aus BWE-Mitgliedsunternehmen teilnehmen, die im Bereich Personal und Recruiting arbeiten (Personalabteilung, HR, Recruiting, Employer Branding, Geschäftsführung, Team- und Abteilungsleitung usw.). Sie wollen noch dazustoßen? Bei Interesse an einer Teilnahme am Arbeitskreis melden Sie sich bei Paul Helm: Bitte Javascript aktivieren!.

 

 



Kommentar verfassen

Hinweis: Kommentare werden vor der Freischaltung zunächst gesichtet. Dies kann unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen.

*Pflichtfelder

Die E-Mailadresse wird nicht gespeichert, sondern gelöscht, sobald Sie eine Bestätigungsmail für Ihren Kommentar erhalten haben. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung


Captcha Image
=
Startschuss in Berlin: Der neue Arbeitskreis Personal & Recruiting kam beim Bundesverband WindEnergie zusammen.
Foto: BWE-Service GmbH
Termine
31.08.2025 bis 06.09.2025
Die Energiewende erFAHREN 2025-Radtour vom Münsterland nach Berlin
LEE NRW

03.09.2025
Windbranchentag Rhein/Main/Saar
Bundesverband WindEnergie e.V.

10.09.2025 bis 11.09.2025
KEE Deutschland
Bundesverband WindEnergie e.V.

16.09.2025 bis 19.09.2025
Husum Wind
Messe Husum & Congress GmbH & Co. KG