Der Wandel lässt sich in ganz Laos beobachten. Zum Beispiel nahe Phonsavan: „Seit acht Monaten ist unser Dorf ans Stromnetz angeschlossen“, erzählt ein Landwirt vor seiner Bambushütte, während im Hintergrund der Fernseher läuft. „Vorher hatten wir nur etwas Licht von einer kleinen Wasserkraftanlage im nahegelegenen Fluss.“ 60.000 dieser erneuerbaren Mini-Wasserkraftwerke existieren in Laos, schätzt LIRE. Improvisiert zusammengebastelt sehen sie oft aus wie kleine Bootsmotoren. Die Bauteile dafür finden sich auf lokalen Märkten. Aber die Zahl dieser Anlagen dürfte derzeit kontinuierlich abnehmen.
Die fünf Minikraftwerke in Paknern am Nern-Fluss etwa könnten bald schon außer Betrieb genommen werden. Das Dorf am Mekong liegt unterhalb der Stelle, wo der Xayabury-Staudamm entstehen soll. Die Bewohner sollen umgesiedelt werden und Zugang zum Stromnetz bekommen. In Ban Namkoy inmitten des Urwalds werden die Generatoren in den Stromschnellen hingegen noch etwas länger die einzige Stromquelle für die 16 hier lebenden Familien bleiben. Aber die Energiewende kommt näher: In nur vier Stunden Fußmarsch Entfernung fräsen Bagger bereits eine neue Straße zu einem Staudammprojekt am Fluss Nam Ha in den Hang. Lokalen Widerstand gegen ökologische oder soziale Auswirkungen dieser Bauvorhaben gibt es in Laos übrigens nicht. Wer protestiert, verschwindet, wie man hinter vorgehaltener Hand immer wieder hört. Und für die Anbindung ans Stromnetz seien die Menschen natürlich dankbar.
Laos wird zur „Batterie Südostasiens“ – auch ohne Erneuerbare
„Die laotische Regierung hat sich vorgenommen, das Land zur ‚Batterie Südostasiens‘ zu machen“, sagt Samuel Martin, der für die Nichtregierungsorganisation HELVETAS Swiss Intercooperation ein Projekt zu ländlichen Elektrifizierung leitet. Mit der Elektrifizierung und steigenden Deviseneinahmen wolle Laos seinen Status als Least Developed Country überwinden. Nicht weniger als 70 Vorhaben zum Bau von Wasserkraftwerken unterstützt die Regierung. Die neuen Erzeugungskapazitäten, 2011 lagen diese bei 2,5 Gigawatt, dienen in Zukunft vor allem dem Export. Der hohe Anteil der Wasserkraft von derzeit 99 Prozent werde allerdings ab 2015 zurückgehen: In Hongsa soll dann ein Kohlekraftwerk mit 1800 MW am Netz sein, befeuert mit heimischer Kohle. „Für die dezentrale Versorgung bedeuteten diese Investitionen einen Rückschritt. ‚Kleine‘ Erneuerbare Energien spielen in den Plänen der laotischen Regierung keine Rolle“, bringt es Martin auf den Punkt.
Ein steigender Anteil dezentraler Erneuerbarer Energien gilt nicht überall auf dem Globus als erstrebenswerte Entwicklung, wie das Beispiel Laos lehrt. Auch das gehört zur Realität der weltweiten Energiewende.
Reiseblog: Energiewende weltweit?
Wenn in Deutschland über die Energiewende gestritten wird, sind es häufig globale Herausforderungen, die als Argumente für den Ausbau der erneuerbaren Energien herangezogen werden. Aber lösen die kollektiven Bedrohungen vom Klimawandel über Fukushima und die Ressourcenknappheit in anderen Ländern einen vergleichbaren energiewirtschaftlichen Schwenk aus? Auf die Suche nach den argumentativen Triebfedern und Blockaden beim weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien reist Fabian Zuber durch eine Reihe von Ländern rund um den Globus.