Kambodscha: Energiespeicher als Stromquelle

In Kambodscha herrscht nach 28 Jahren Bürgerkrieg noch immer eine chronische Unterversorgung mit Strom. Anstelle eines Ausbaus der Erneuerbaren stehen die Elektrifizierung und der Einstieg ins Ölgeschäft im Vordergrund der nationalen Energiepolitik. Dabei findet man in Kambodschas Dörfern bemerkenswerte Voraussetzungen für die solare Stromversorgung, wie der achte Teil der Serie „Energiewende weltweit?“ zeigt.
Von:  Fabian Zuber
21.01.2013 | Aktualisierung: 21.01.2013 | 2 Min.

Die Energieversorgung vieler Kambodschaner gleicht noch immer jener zur Blütezeit des Khmer-Reichs. „Rund um die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat siedelten vor 1000 Jahren etwa eine Million Menschen“, erzählt der Touristenführer Leng Raksmey. „Als Energiequellen nutzten sie erneuerbare Ressourcen wie Holz, Fischöl und natürlich gewonnenes Wachs.“ Auch heute haben 11,3 von 15 Millionen Kambodschanern noch keinen Zugang zum Stromnetz. Etwa 85 Prozent der Elektrizität werden allein in der Hauptstadt Phnom Penh verbraucht.

„Kambodschas enormes Defizit in der Energieerzeugung gilt als eines der massivsten Entwicklungshemmnisse des Landes, der Strompreis zählt zu den höchsten in ganz Asien“, urteilt Kambodschaexperte  Michael Karbaum. Doch neuerdings komme Bewegung in den Energiemarkt. Das Land steige dieses Jahr in die Offshore-Ölförderung ein und wolle im Dezember seine erste Raffinerie in Betrieb nehmen. Seit März liefert ein neues Wasserkraftwerk in der Provinz Kampot Strom. Die heimischen Produktionskapazitäten, bisher überwiegend fossil erzeugt, sind damit von 500 MW auf knapp 700 MW angewachsen. Die Gigawattgrenze soll dann in den kommenden Jahren mit weiteren Kohle- und Wasserkraftwerken geknackt werden. Und bis 2030 plant die Regierung schließlich alle Dörfer ans Stromnetz anzuschließen.

Erst die Batterie, dann das Solarmodul

Bis es so weit ist, improvisieren zwei Drittel der ländlichen Haushalte Kambodschas weiterhin, um Lampen, Fernseher und Mobiltelefone zu betreiben. Zum Beispiel mit Autobatterien. Einer ihrer lokalen Energieversorger ist Herr Gnak im Dorf Pradak. Täglich lädt er in Reihe geschaltet bis zu 50 Batterien auf. In sechs Stunden verbrennt sein uralter Dieselgenerator dafür röhrend und stinkend bis zu zehn Liter Treibstoff. Eine Batterieladung kostet bei ihm derzeit, abhängig von der Ölpreisschwankung, etwa 0,60 Dollar. Die Kilowattstunde bis zu 4 Dollar.

Gäbe es da nicht wettbewerbsfähige, erneuerbare Lösungen, zumal wenn der Stromspeicher schon zur Verfügung steht? Bis Januar 2012 wurden im bisher größten Solarprojekt Kambodschas 12.000 PV-Anlagen von der Weltbank vorfinanziert und an Haushalte im ganzen Land verteilt. Über vier Jahre zahlen die Kunden die Module ab. Mit Erfolg, wie einer der Nutznießer in der Phnom Penh Post berichtet: Die 5 US$ pro Monat für die eigene, solare Versorgung seien weniger, als er zuvor für das übliche Batterieaufladen bezahlt habe. Sauberer Strom ist in diesem Fall wirtschaftlicher. Die Erfahrung der Elektrifizierung könnte so für den einen oder anderen Kambodschaner mit dem direkten Einstieg in die regenerative Stromversorgung einhergehen. Bislang aber erlebt die Mehrheit die hiesige Energiewende leider als Umweg über das fossile Zeitalter.

Reiseblog: Energiewende weltweit?

Wenn in Deutschland über die Energiewende gestritten wird, sind es häufig globale Herausforderungen, die als Argumente für den Ausbau der erneuerbaren Energien herangezogen werden. Aber lösen die kollektiven Bedrohungen vom Klimawandel über Fukushima und die Ressourcenknappheit in anderen Ländern einen vergleichbaren energiewirtschaftlichen Schwenk aus? Auf die Suche nach den argumentativen Triebfedern und Blockaden beim weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien reist Fabian Zuber durch eine Reihe von Ländern rund um den Globus.

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