Die Auftragssituation der Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Photovoltaik in Deutschland hat sich zum Ende des ersten Quartals 2014 positiv entwickelt. Dies geht aus der aktuellen Geschäftsklima-Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hervor. 90 Prozent der befragten Unternehmen meldeten eine Verbesserung der Auftragslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zudem erwarten sie insgesamt eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent für das laufende Jahr.„Die positiven Anzeichen der letzten Monate haben sich bewahrheitet. Ob der Knoten bereits geplatzt ist, werden die nächsten Monate zeigen. Wir sind aber optimistisch, 2014 den Wachstumspfad wieder betreten zu können“, erklärte Peter Fath, Geschäftsführer der RCT Solutions GmbH und Vorsitzender von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel.
Die Photovoltaik-Zulieferer hatten 2013 ein schwieriges Jahr, geprägt von Überkapazitäten, Handelsstreitigkeiten, hohem Preisdruck und Konsolidierung. Insgesamt konnten lediglich gut 700 Millionen Euro umgesetzt werden, 45 Prozent weniger als noch 2012. Für das Jahr 2014 sind die Prognosen zuversichtlicher. Schlüsselfaktoren sind der Optimismus bei der Marktstimmung und die weltweit anziehende Photovoltaik-Nachfrage.
„Die Anzeichen dafür, dass im laufenden Jahr ein neuer Investitionszyklus greift, haben sich verstetigt. Die meisten großen Photovoltaik-Hersteller planen derzeit eine Steigerung ihrer Fertigungskapazitäten. Zusätzlich versuchen sie, ihre Präsenz in Schwellenländern weiter auszubauen“, erklärte Florian Wessendorf, Geschäftsführer VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. „Für das Jahr 2014 erwarten wir deshalb ein kräftiges Wachstum. Wir werden jedoch sicher nicht das Niveau der Boom-Jahre erreichen,“
Bislang hat der deutsche Photovoltaik-Maschinenbau einen Weltmarktanteil von über 50 Prozent. Die Kapazitätsauslastung hat sich inzwischen erholt. Zwei Drittel der Unternehmen berichten von einer normalen Auslastung. Die von den Unternehmen ermittelte Auftragsreichweite zum Ende des ersten Quartals 2014 pendelte sich auf 4,5 Monate ein.
Solarpionier geht in Insolvenz
Für ein Traditionsunternehmen in der Solarbranche kommen diese Konjunkturaufhellungen vielleicht zu spät: Die Wagner & Co Solartechnik GmbH aus Marburg musste am 24. April einen Antrag auf Insolenz stellen. „Leider hat sich der Markt für Solarstrom- und -Heizsysteme in den vergangenen Monaten nicht so positiv entwickelt, wie wir dies in unserem Sanierungskonzept angenommen hatten“, teilte die Geschäftsführung von Wagner Solar mit.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner bestimmt. Sein erstes Fazit: „Die Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Betriebsfortführung sind äußerst schwierig.“ Aber mit Blick auf die Produktpalette und die in der Vergangenheit bewiesene Leistungsfähigkeit von Wagner Solar gebe es auch gute Argumente, Geldgeber und potenzielle Investoren zu überzeugen. Wagner Solar beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter. Deren Gehälter sollen zunächst bis Ende Juni gesichert sein.
Dass nun auch ein Solarpionierunternehmen wie Wagner Solar Insolvenz anmelden muss, ist für die deutsche Solarbranche doppelt schmerzlich. Denn kaum ein anderes Solarunternehmen kann auf eine solch lange Unternehmertätigkeit zurückblicken und entsprechende Erfahrung vorweisen. Andreas Wagner, der unter anderem Vorstandsmitglied beim Bundesverband Solarwirtschaft ist, gründete sein Unternehmen vor 35 Jahren, baute es zum Systemanbieter für Solaranlagen aus, gründete Tochterfirmen und Kooperationen in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Nordamerika.
Im Bereich Solarwärme zählt Wagner Solar zu den führenden Kollektor-Herstellern in Europa. 2011 wurde Wagner noch als „Entrepreneur des Jahres“ durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young ausgezeichnet. 2012 verzeichnete das Unternehmen rückläufige Verkaufszahlen. „Wir sehen in einem Insolvenzverfahren mit einem erfahrenen Sanierer wie Plathner gute Chancen für einen Neustart. Ein Insolvenzverwalter hat in der gegenwärtigen Situation bessere Möglichkeiten, unser Unternehmen finanziell und strukturell neu aufzustellen als die Geschäftsführung allein. Wir sind zuversichtlich, mit ihm zusammen und mit Unterstützung unserer Kunden die aktuelle Krisensituation bewältigen zu können“, so Geschäftsführer Andreas Knoch.
Rebecca Raspe – energiezukunft.eu