Im Antelope Valley wird ein Stück kalifornischer Energiewende sichtbar. Gut eine Autostunde nördlich des energiehungrigen Lichtermeers von Los Angeles öffnet sich der Blick auf das weite Tal in der Mojave-Wüste. Am Horizont breitet sich ein schier unendliches Muster weißer Gestänge aus, zusammengesetzt aus Hunderten von Windkraftanlagen. Der Wind pfeift hier stetig durch die Ebene. Und die Dezembersonne brennt kräftig in der glasklaren Luft. Perfekte Bedingungen für die Wind- und Sonnenernte. Kein Wunder, dass der zuständige Gemeinderat Michael D. Antonovich hier einen amerikaweit führenden Standort für alternative Energien entstehen sieht.
Da darf ein Solarpark der Superlative nicht fehlen. Versteckt in der flachen Landschaft rammen Arbeiter in neongelber Sicherheitskleidung Tausende Pfosten schnurgerade aufgereiht in den Sandboden. Wer die riesige Fläche zu Fuß umrunden will, sollte sich Zeit, aber auch in Acht nehmen. Denn der rund 14 Kilometer lange Zaun um das Betriebsgelände führt durch die Reviere Dutzender giftiger Klapperschlagen. Rund 230 MW Leistung will Modulhersteller First Solar mit der Antelope Valley Solar Ranch 1 hier bald für den kalifornischen Energieversorger Pacific Gas & Electric Company bereitstellen. Unterstützung gab es dafür aus Washington: Das US-Energieministerium fördert das Projekt mit einer Bürgschaft in Höhe von 680 Millionen US-Dollar. Weitere Wind- und Solarparks in unmittelbarer Nachbarschaft sind in der Planung. Und auch anderswo in Kalifornien, wie beim im November dieses Jahres gestarteten Bau des 250 MW-Solarparks von Sunpower nahe San Luis Obispo, zeugen Großprojekte vom Aufbruch ins regenerative Zeitalter.
Politische Grabenkämpfe in Washington
Kalifornien hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Getrieben von der Energiekrise und kalifornischem Umweltbewusstsein hat sich der Staat vorgenommen, bis 2020 mindestens 33 Prozent des Stroms regenerativ zu erzeugen. Die Photovoltaik spielt jedoch bisher eine geringe Rolle: Zwar wird USA-weit rund die Hälfte der solaren Kilowattsunden im Golden State produziert. Die 1GW-Grenze für die installierte Gesamtkapazität wurde aber erst 2011 erreicht. Anreize für diese Entwicklung lieferte bislang unter anderem die hohe Vergütung der California Solar Initiative (CSI) für Solardachanlagen. Inwiefern die neuen Großprojekte ein beschleunigtes Marktwachstum verstetigen werden und hier auch im globalen Maßstab ein relevanter PV-Markt entsteht, wird aber nicht nur von kalifornischen Förderprogrammen abhängen. Gerade für die Finanzierung spielt die nationale Politik der USA eine entscheidende Rolle.
Wie labil die Unterstützung in den USA ist, hat zuletzt die Kontroverse um die Solyndra-Pleite gezeigt. Rund eine halbe Mrd. US-Dollar hatte die Obama-Administration in die nun bankrotte Firma gesteckt. Die Republikaner nutzten diese verpufften Fördergelder für die polemische Diskreditierung von Investitionen in grüne Energien – und lösten damit auch in der Solarindustrie erhebliche Verunsicherungen aus. Die Energiewende hängt ab vom gesellschaftspolitischen Gestaltungswillen. In den USA bleibt sie vorerst Gegenstand ideologischer Grabenkämpfe. Paul Krugman, Kolumnist der New York Times und visionärer Bestsellerautor, resümierte diese Hürde jüngst treffend mit den Worten: “Here comes the sun, if we’re willing to let it in”.