Energiewende in Myanmar: Endlich Strom haben

Unzählige Dieselgeneratoren säumen die Straßen von Yangon. Sie sind Sinnbild der Energieversorgung in Myanmar. Denn selbst in der Hauptstadt ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der Strom aus der Steckdose kommt. Noch schlechter ist die Versorgung auf dem Land, wo etwa zwei Drittel der 55 Millionen Einwohner Myanmars leben. Mit anderen Worten: Elektrizität ist für die meisten Myanmesen ein bisher unerreichter Luxus. Sechster Teil des Reiseblogs “Energiewende weltweit”.
Von:  Fabian Zuber
21.01.2013 | Aktualisierung: 21.01.2013 | 2 Min.

Myanmars Energiewende heißt nicht Erneuerbare Energien, sondern Elektrifizierung. „Bis vor zwei Jahren hatten wir etwa zwölf Stunden am Tag Strom“ erzählt eine Hotelbesitzerin in der Hauptstadt. „Wer es sich leisten konnte, schaltete für den Rest der Zeit eigene Generatoren hinzu. Heute nutzen wir diese noch regelmäßig bei Stromausfällen.“

Was die Menschen derzeit aber wesentlich mehr bewegt, ist die politische Wende. Seit fünf Jahrzehnten ist Myanmar eine international isolierte Militärdiktatur. Die jüngsten Reformen könnten eine „historischen Zeitwende“ einleiten, wie die Friedrich-Ebert-Stiftung in einem aktuellen Bericht konstatiert. Die Hoffnungsträgerin der Menschen heißt Aung San Suu Kyi. Noch vor einem Jahr konnte man im Gefängnis landen, wenn man nur den Namen der Friedensnobelpreisträgerin von 1991 erwähnte. In diesen Tagen pilgern Hunderttausende im ganzen Land zu ihren Kundgebungen anlässlich der Parlamentswahlen Anfang April.

Dass der politische Reformprozess sich auch auf die Energiepolitik auswirkt, zeigt das vorerst gestoppte Staudammprojekt Myitsone im Norden des Landes. Chinesische Investoren wollen hier ein Kraftwerk mit einer Kapazität von sechs Gigawatt errichten. Nicht zuletzt der Fakt, dass 90 Prozent der Elektrizität nach China exportiert werden sollte, hatte in der Bevölkerung für Unmut gesorgt. Dabei ist der Einfluss des großen Nachbarn hier insgesamt unübersehbar. Im Zentrum des Landes sieht man unentwegt mit Stahlrohren beladene LKWs. Sie liefern Material für eine Öl- und Gaspipeline, die ab 2013 Chinas Hunger nach fossilen Treibstoffen befriedigen soll. Von den Offshore-Bohrinseln bei Kyaukphyu führt die Pipeline dann bis nach Yunnan. Beide Projekte spiegeln die energiepolitischen Prioritäten der bisherigen Machthaber Myanmars wider. Mit Wasserkraftwerken und dem Export von Öl und Gas wollte man vor allem die Deviseneinnahmen aufbessern.

Profitiert Myanmar vom deutschen EEG?

Ein kleines Funkeln der erneuerbaren Energiewende findet man dann aber doch. Zwischen Fernsehern und Kühlschränken bieten Elektrohändler seit Neuestem chinesische Photovoltaikmodule an. Dick- und Dünnschicht in verschiedenen Größen werden hier zusammen mit Batteriesystemen ab umgerechnet 50 EUR verkauft. Vor einigen Jahren fragte eine Photon-Studie anlässlich der Kapazitätssteigerungen bei der PV-Produktion: „Where Will All The Volume Go?“. In Myanmar findet sich eine kleine Antwort darauf – sicherlich auch Dank der deutschen Energiewende und damit erreichten Kostenreduktion. Wenn Rösler und Röttgen ihre aktuellen Kürzungspläne bei der Photovoltaik noch korrigieren, könnten in Zukunft vielleicht auch Module aus deutscher Produktion Bambushütten in Myanmar beleuchten.

Reiseblog: Energiewende weltweit?

Wenn in Deutschland über die Energiewende gestritten wird, sind es häufig globale Herausforderungen, die als Argumente für den Ausbau der erneuerbaren Energien herangezogen werden. Aber lösen die kollektiven Bedrohungen vom Klimawandel über Fukushima und die Ressourcenknappheit in anderen Ländern einen vergleichbaren energiewirtschaftlichen Schwenk aus? Auf die Suche nach den argumentativen Triebfedern und Blockaden beim weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien reist Fabian Zuber durch eine Reihe von Ländern rund um den Globus.

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