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Ein Solarkraftwerk, das im Meer schwimmt

Ein Projekt in der Nordsee testet den Betrieb von Offshore-Solaranlagen. Das soll gegen den Flächenmangel helfen und würde die Windenergie auf See gut ergänzen.
Von:  Joachim Wille
17.07.2024 | 3 Min.

Solaranlagen – es gibt sie auf Hausdächern, an Fassaden, auf Wiesen, aufgeständert über Äckern, auf alten Bergbauflächen, in der Wüste. Künftig könnten sie aber auch als schwimmende Kraftwerke auf dem Meer genutzt werden. Kürzlich hat das niederländisch-norwegische Unternehmen Solarduck zusammen mit dem Essener Energiekonzern RWE sein Offshore-Solarprojekt „Merganser“ erfolgreich auf einem Testgelände in der niederländischen Nordsee installiert, mit dem diese Technologie erprobt werden soll.

Die Idee hinter schwimmenden Solarkraftwerken ist, einerseits eine Antwort auf die zunehmende Flächenknappheit für große Anlagen an Land gerade in dicht besiedelten Ländern zu finden und andererseits eine effizientere Ausnutzung des Meeresraums für die Energieerzeugung zu ermöglichen. So könnten sie im Raum zwischen den Windturbinen von Offshore-Windparks installiert werden. Weiterer Vorteil hierbei ist eine gleichmäßigere Stromproduktion, da Wind- und Solaranlagen sich gut ergänzen. So hat die Windkraft im Winterhalbjahr die höchste Leistung, die Solarenergie im Sommer.

Schwebezustand gegen Wellen, Wind und Wasser

Solarduck hat für Solarparks auf hoher See eine Technologie entwickelt, die den rauen Bedingungen dort, wie hohen Wellen, starkem Wind und Salzwasser, standhalten kann. Die Plattform schwebt quasi auf einem Gestell mehrere Meter über dem Wasser und folgt dem Wellengang. Dadurch blieben wichtige elektrische Komponenten trocken, sauber und stabil, erläutert das Unternehmen.  So werde die Langlebigkeit der Struktur gewährleistet und ein sicherer Betrieb und die Wartung ermöglicht. Die dreieckige Plattform ist nach den Angaben die erste offiziell zertifizierte „Floating-Solarstruktur“ für die Anwendung im Meer. Bisherige Projekte von schwimmenden Solaranlagen wurden in Seen im Binnenland installiert, wo die Anforderungen an die Stabilität und Flexibilität weit geringer sind. 

Das Pilotprojekt befindet sich in der niederländischen Nordsee, etwa zwölf Kilometer vor der Küste von Scheveningen, im dortigen Testgelände „North Sea Farmers“. Es besteht aus sechs miteinander verbundenen Solar-Plattformen, die zusammen bei maximaler Sonneneinstrahlung 0,5 Megawatt leisten und erweiterbar sind. Die Plattformen wurden in einer Wassertiefe von 20 Metern erfolgreich mit dem Verankerungssystem verbunden. Die Testphase soll über zwei Jahren laufen. In dieser Zeit wird das Pilotprojekt aus der Ferne mit mehr als 180 Sensoren überwacht. Ein unabhängiges niederländisches Forschungsinstitut, Deltares, ist mit der Untersuchung der ökologischen Auswirkungen betraut. 

Hybridanlage im Mittelmeer geplant

Solarduck-Chef Koen Burgers sieht sich durch die erfolgreiche Installation des Pilotprojekts bestätigt, die Energiewende voranbringen zu können. Beim Projektpartner RWE hieß es dazu, schwimmende Solaranlagen seien „eine weitere Möglichkeit für die nachhaltige Energieerzeugung auf dem Meer – insbesondere für Länder mit niedrigeren durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten, aber viel Sonneneinstrahlung“. Mit Merganser könne man Erfahrungen „in einer der anspruchsvollsten Offshore-Umgebungen der Welt“ sammeln, so der CEO von RWE Offshore Wind, Sven Utermöhlen.

Als nächsten großen Schritt hat Solarduck mit dem italienischen Vermögensverwalter Green Arrow Capital und einem Energie-Projektentwickler eine Kooperation für eine große Windkraft- und Photovoltaik-Hybridanlage vereinbart. Vor der Mittelmeerküste in der Region Kalabrien sollen dabei 420 Megawatt Windkraft- und 120 Megawatt Photovoltaikleistung installiert werden. Die Solaranlagen wären dort also deutlich umfangreicher als in dem Pilotprojekt in der Nordsee.

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