Verunsicherung statt Verlässlichkeit – so lässt sich die aktuelle Stimmung vieler Akteure im Wärmemarkt zusammenfassen. Mitte Mai richteten 13 führende Verbände aus Energiewirtschaft, Wohnungsbau und Handwerk einen gemeinsamen Appell an die Bundesregierung. Darin forderten sie einen praxistauglichen Rahmen für die Heizungsmodernisierung, langfristige Förderprogramme und die sinnvolle Verzahnung von Gebäudeenergie- und Wärmeplanungsgesetz. Auch bei der Vereinfachung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gemäß EU-Vorgaben wollen sie eingebunden werden. In der Berliner Politik stößt der Appell auf wenig Resonanz – bei Herstellern und Handwerkern dagegen auf breite Zustimmung.
Weshalb ausgerechnet jetzt die Aufregung, da sich der Wärmepumpenmarkt gerade stabilisiert? Nach dem Einbruch 2023 sind die Verkaufszahlen im ersten Quartal 2025 nämlich kräftig gestiegen: Rund 62.000 Anlagen wurden laut Bundesverband Wärmepumpe (BWP) verkauft – ein Drittel mehr als in den Quartalen zuvor, wenn auch weniger als im Rekordjahr 2022. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude „wirkt exzellent“, sagt BWP-Geschäftsführer Martin Sabel. Auch die Liefersituation habe sich entspannt. Laut einer Forsa-Umfrage sind 96 Prozent der Menschen, die ihre alte Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzt haben, zufrieden oder sehr zufrieden.
Und die Zahlen des Statistischen Bundesamts geben ebenfalls Anlass zur Freude: Mehr als zwei Drittel der 2024 neu gebauten Wohnhäuser wurden mit Wärmepumpen ausgestattet – doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Besonders hoch ist der Anteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern (74 Prozent), aber auch in Mehrfamilienhäusern liegt er bereits bei 46 Prozent. Gasheizungen kamen im Neubau 2024 nur noch auf 15 Prozent. Im Bestand dominieren sie allerdings weiterhin – mit 54 Prozent, während knapp ein Viertel der Wohngebäude noch mit Öl beheizt wird.
Die Stimmung nach dem Sturm
Die derzeitige Stimmung in der Branche ist eine Folge des politischen Sturms von 2023. Damals erlebte die öffentliche Debatte um das GEG – vulgo Heizungsgesetz – ihren Höhepunkt. Teile der Springer-Presse und Vertreter der Unionsparteien verbreiteten Falschinformationen, etwa dass die Ampelregierung Gasheizungen verbieten und Eigentümer überwachen wolle. Die Folgen: eine öffentliche Polarisierung und ein Absatzeinbruch bei Wärmepumpen – bei gleichzeitigem Anstieg von Gasheizungsbestellungen. „Irritierende Überschriften und unscharfe Darstellungen haben für große Verunsicherung gesorgt“, erinnert sich BWP-Sprecherin Katja Weinhold. Die Debatte sei bis heute emotional aufgeladen.
Während die politische Kommunikation stockt, geht es in der Praxis voran. Der BWP veranstaltet regelmäßig Informationsveranstaltungen für Kommunen und Stadtwerke – mit Fokus auf Quartierslösungen, Nahwärmenetze und Großwärmepumpen. Auf der Konferenz des regierungsfinanzierten Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende in Halle diskutierten Expertinnen und Experten im Juni unter anderem über Wärmepläne, Einsparpotenziale und Finanzierungswege. „In vielen Diskussionen wurde deutlich“, so Weinhold, „dass die Wärmepumpe in der überwiegenden Zahl der Anwendungsfälle die passende Lösung ist.“
Auch in anderen Ländern Europas wird die Technologie strategisch positioniert. Auf dem neunten Internationalen Großwärmepumpenkongress im Juni, den der BWP gemeinsam mit seinen Pendants aus Österreich und der Schweiz in Nürnberg ausrichtete, stand die Systemintegration im Fokus. Der europäische Branchenverband hat den 21. Oktober zum Wärmepumpentag ausgerufen. 2023 unterstützte das Bundeswirtschaftsministerium mit der Woche der Wärmepumpe noch bundesweit Veranstaltungen in 75 Landkreisen – 2025 dürfte eine solche Kampagne ausbleiben. Immerhin, so Weinhold, soll es trotzdem ein Expertentelefon für Verbraucherfragen geben.