Milliarden-Pleite?

Umstrittener Finanzierer Prokon vor dem Aus

Dem Windkraft-Finanzierer Prokon droht die Insolvenz, noch im Januar könnte das Unternehmen zahlungsunfähig sein. Verbraucherschützer kritisieren schon seit Jahren das undurchsichtige Geschäftsmodell.
Von:  Clemens Weiß - energiezukunft.eu
13.01.2014 | Aktualisierung: 13.01.2014 | 2 Min.

Der umstrittene Windanlagen-Finanzierer Prokon steht offenbar vor der Insolvenz. Das Unternehmen bat seine Anleger in einem Brief darum, kein weiteres Kapital abzuziehen – andernfalls drohe Ende Januar die Pleite. Das Unternehmen steht schon seit Jahren in der Kritik, erst Ende Dezember hatte die Stiftung Warentest vor dem dubiosen Geschäftsmodell gewarnt. Bereits 2008 hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Prokon „unerlaubtes Einlagengeschäft“ vorgeworfen.

Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden Euro von gut 75.000 Anlegern eingesammelt. Die versprochenen Renditen sind mit bis zu acht Prozent sehr hoch, die Transparenz des Unternehmens dagegen nicht. Immer wieder wurde Prokon von Verbraucher- und Anlegerschützern kritisiert, auch wegen aggressiver Werbestrategien. Im September 2012 verlor das Unternehmen eine Klage vor dem Oberlandesgericht Schleswig-Holstein gegen die Verbraucherzentrale Hamburg wegen unlauterer Werbung.

Anleger ziehen Kapital ab

Prokon forderte bereits im Dezember seine Anleger auf, die Zinsen für die zweite Jahreshälfte 2013 im Unternehmen zu belassen – das Geld wurde offenbar knapp. In den vergangenen Wochen zogen dann immer mehr Kunden ihr Geld ab. Zuletzt wurden etwa 150 Millionen Euro an Genussrechten gekündigt, so die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). In einem Brief ruft Prokon unterdessen seine Anleger auf, nicht die Flucht zu ergreifen. Die Pleite könne nur verhindert werden, „wenn wir für mindestens 95 Prozent des Genussrechtskapitals die Zusage erhalten, dass Sie uns Ihr Kapital mindestens bis zum 31.10.2014 nicht entziehen werden.“

Laut SdK könne das Schreiben jedoch das Gegenteil hervorrufen. Spätestens mit dem Brief sei „ein Windhundrennen ausgelöst“ worden, viele Anleger würden so schnell wie möglich ihre Genussrechte kündigen. Scharfe Kritik kommt auch aus der Politik. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Hubertus Heil, warf Prokon unlautere Geschäftspraktiken vor. Der Frankfurter Rundschau sagte er: „Es ging bei Prokon offenbar nicht um langfristigen Unternehmenserfolg, sondern um hohe kurzfristige Renditen.“

Besorgt zeigte sich Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). „Wir werden dem Unternehmen unsere Hilfe bei der Suche nach Möglichkeiten anbieten“, sagte er dem NDR. Ziel sei es, die angedrohte Planinsolvenz des Itzehoher Unternehmens mit 1.300 Mitarbeitern zu verhindern.

Clemens Weiß - energiezukunft.eu

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