Es ist in diesem Jahr ein kleines Jubiläum: Zum 25. Mal in Folge hat der Bundesverband WindEnergie (BWE) seine jährliche Umfrage zur Servicezufriedenheit von Windenergieanlagenbetreibern vorgelegt. Auch diesmal wurden wieder mehr als 2200 Betreiber und Betreibergesellschaften in Deutschland angeschrieben mit der Bitte, die Qualität ihres Servicedienstleisters zu bewerten. Die alljährliche Umfrage ist in dieser Form auch international einmalig.
Der Rücklauf an Fragebögen lag mit 481 nochmals etwa um 20 Prozent höher als im Vorjahr, die Anzahl der bewerteten Anlagen stieg in ähnlicher Größenordnung auf 3622. Beteiligen können sich an dieser Umfrage alljährlich alle Betreiber, die beim BWE Anlagen gemeldet haben. Sie können dann für die unterschiedlichen Arbeiten jeweils die klassischen Schulnoten vergeben. Abgefragt werden Kategorien wie regelmäßige Wartungsarbeiten, außerplanmäßige Instandsetzungen/Reparaturen und außerordentliche Serviceleistungen.
Allerdings kamen diesmal nur sechs Unternehmen in die Endauswertung; 2024 waren es noch acht gewesen. Wie im Vorjahr waren es die fünf großen Hersteller, aber diesmal schaffte es darüber hinaus nur noch ein einziger Servicedienstleister – die Deutsche Windtechnik – in die Statistik.
Um eine Repräsentativität der Aussagen zu gewährleisten, werden nämlich immer nur solche Unternehmen in der Auswertung berücksichtigt, für die mindestens zehn Bewertungen von mindestens fünf verschiedenen Respondenten vorliegen. Bei vielen herstellerunabhängigen Wartungsfirmen war die Zahl der Rückmeldungen aber zu gering, während die Anlagenbauer und ihre Serviceteams die geforderte Anzahl von Rückmeldungen ohne Probleme erreichen.
Nordex auf Platz 1
Der große Gewinner der Umfrage war in diesem Jahr nach abermaliger Verbesserung die Firma Nordex. Nachdem sie schon im vergangenen Jahr mit der Gesamtnote von 2,35 an der Spitze stand, hat sie den Vorsprung mit einer 2,09 nun sogar noch ausgebaut. Volker Bartolles, Leiter Service Deutschland der Nordex Group, sagt, das Ergebnis sei „ein zusätzlicher Ansporn, kontinuierlich einen exzellenten Service zu bieten“.
„Besonders wertvoll“ sei diese Bewertung für Nordex „aufgrund der zeitgleich steigenden Errichtungszahlen“. Der Erfolg resultiere unter anderem daraus, dass Nordex „den rasch wachsenden Markt in Schleswig-Holstein frühzeitig erkannt und im vergangenen Jahr den Aufbau eines eigenständigen Servicegebiets unabhängig vom Standort Hamburg initiiert“ habe. Nordex werde weitere Mitarbeiter einstellen und die Regionalbüros weiter stärken.
Enercon an zweiter Stelle
Auf Platz 2 landete Enercon, fiel von einer Gesamtnote von 2,69 im Vorjahr aber nun geringfügig auf eine 2,86 zurück. Der Anlagenbauer aus Aurich war der einzige Hersteller, von dem es genug Rückläufe von Fragebögen gab, um auch eine separate Auswertung für die Anlagen ohne Vollwartungsvertrag vorzunehmen. Hierbei zeigte sich, dass die Anlagen mit Vollwartungsvertrag mit einer Durchschnittsnote von 2,50 deutlich besser abschnitten als solche ohne (Durchschnittsnote 3,38).
Und nicht nur das fällt auf: Während bei den Vollwartungsverträgen die Bewertung im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert blieb, waren Betreiber, die ohne einen solchen Vertrag die Firma Enercon beauftragen, signifikant unzufriedener als im Vorjahr.
Edmund Stassen, Director Service Region Central & Northern Europe bei Enercon, bleibt bei seiner Bewertung der Umfrage recht allgemein: „Als engagierter Service-Partner arbeiten wir kontinuierlich an einer Verbesserung und Weiterentwicklung unserer Dienstleistungen und stehen dazu im engen Austausch mit unseren Kunden.“ Es sei das „Kernanliegen, den Nutzen für unsere Kunden durch Qualität und innovative Lösungen zu maximieren“. Enercon freue sich, „dass die BWE Serviceumfrage unser Serviceversprechen durch Ergebnisse auf konstantem Niveau widerspiegelt“.
Siemens Gamesa im Mittelfeld
Auf dem mittleren Platz unter den fünf Herstellern landete Siemens Gamesa, eine hundertprozentige Tochter von Siemens Energy. Mit einer Gesamtnote von 3,13 fiel das Unternehmen aber gegenüber dem Vorjahr um fast eine halbe Note (2,67) zurück.
Gunnar Liehr, bei Siemens Gamesa für den Vertrieb in Deutschland zuständig, verweist darauf, dass die Firma an Verbesserungen arbeite: „Um zukünftig schneller reagieren zu können, erhöhen wir den Bestand kritischer Ersatzteile und bilden verstärkt Servicetechniker aus.“ Im operativen Bereich arbeite man „an der Verbesserung der regionalen Aufstellung sowie der Standardisierung und Optimierung der Prozesse“. Man habe auch die Organisation gestrafft.
Am unteren Ende der Auswertung landeten die Hersteller Vestas mit einer Gesamtnote von 3,81 (praktisch unverändert zum Vorjahr) und GE-Wind Energy mit einer 3,93, womit das Unternehmen nochmals ein wenig schlechter abschnitt als im Vorjahr (3,58). Vestas gab zu dem Ergebnis der Erhebung auf Anfrage keine Stellungnahme ab.
Für die Firma GE Vernova sagt Andreas-Markus Hecken, Service Director Central Europe, das Feedback der Kunden helfe, dem Ziel der Firma näherzukommen. Man strebe an, „die weltweit am besten laufende Flotte von Hightech-Workhorse-Produkten in Betrieb zu haben, die Qualität und Zuverlässigkeit in großem Maßstab ermöglichen“. Insbesondere konzentrierten sich lokale Teams darauf, „die Arbeit zu verbessern, um Offline-Turbinen so schnell wie möglich wieder online zu bringen“. Die Strategie mit weniger Varianten könne helfen, „Qualität und Leistung durch Wiederholbarkeit und reduzierte Komplexität kontinuierlich zu verbessern, nachhaltige und effiziente Lieferketten zu nutzen und unseren Kunden eine Technologie zu liefern, die auf einer langen Zyklusvalidierung beruht“.
Umstrukturierung bei Deutsche Windtechnik
Der einzige aufgeführte freie Servicedienstleister, die Deutsche Windtechnik, erreichte eine Gesamtnote von 2,69 und fi el damit gegenüber dem Vorjahr leicht zurück (Gesamtnote 2,54). Im Vergleich zu den Herstellern lag das Unternehmen gleichwohl hinter Nordex noch auf Platz 2. Bei fast allen Einzelpunkten hatte die Deutsche Windtechnik immerhin noch eine zwei vor dem Komma.
2024 sei „ein sehr wichtiges, aber auch herausforderndes Jahr“ gewesen, sagt Matthias Brandt, Vorstand Deutsche Windtechnik: „Wir haben in Deutschland unsere beiden großen Servicegesellschaften zu einer großen leistungsstarken Onshore-Einheit verschmolzen.“ Das sei zwar „ein Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit“ des Unternehmens, aber auch für die Kunden „mit gewissen Unwägbarkeiten in der Übergangszeit“ verbunden gewesen. Im Zuge der Fusion habe man IT-gestützte Prozesse und Systeme zusammenführen und das neue System im Unternehmen implementieren müssen.
An die IT-Systeme knüpften zudem viele andere prozessuale Schritte an, wie die Materialversorgung oder die Auftrags- und Rechnungsstellung. Das alles habe in einigen Fällen nicht nur zu Verzögerung geführt, es habe auch Qualität gekostet. Anlagen seien gelegentlich zu spät angefahren und man habe Stillstandszeiten erzeugt. Aber die Deutsche Windtechnik werde „2025 gestärkt aus dem Fusionsprozess herausgehen“. Dass die Kunden das honorierten, zeige in der Umfrage die geringe Wechselbereitschaft von nur gut fünf Prozent, sagt Brandt.
Unterschiedliche Wechselquoten
In der Tat haben die Hersteller mit Ausnahme der Firma Nordex, die ebenfalls auf nur gut fünf Prozent Wechselbereitschaft kommt, durchgehend höhere Werte. Die Quote derjenigen, die sich einen Wechsel des Servicedienstleisters vorstellen können, reicht bis zu einem Wert von gut 22 Prozent bei Vestas.
Interessant sind unterdessen in der Betreiberumfrage – über die Serviceteams aller Anbieter gemittelt – auch die Unterschiede in den Bewertungen, abhängig von der Art des jeweiligen Arbeitsauftrags. Vor allem bei den außerordentlichen Serviceleistungen schnitten die meisten Serviceteams schlecht ab; über alle Hersteller gemittelt, ergab sich hier eine Note von nur 3,38. Etwas besser wurden die regelmäßigen Wartungsarbeiten eingeschätzt (3,09), und auch die außerplanmäßige Instandsetzung beziehungsweise Reparatur (3,03).
Den schlechtesten aller Werte gab es bei den Unterpunkten für die Kulanzbereitschaft (3,52). Am besten schnitt von allen abgefragten Kriterien die Qualität der durchgeführten Arbeiten bei außerplanmäßiger Instandsetzung beziehungsweise Reparatur ab (2,54).
Genereller Abwärtstrend bei der Bewertung
Neben den absoluten Werten der Umfrage ist vor allem auch der Trend interessant. Und der ist wenig erfreulich – die meisten Serviceunternehmen wurden gegenüber dem Vorjahr schlechter eingestuft. „Die Ergebnisse sind ernüchternd“, kommentiert daher Gerald Riedel von der Firma getproject und Vorsitzender des Betriebsführerbeirats im BWE. Die Durchführung der Wartung und insbesondere die nachfolgende Abarbeitung vorgefundener Mängel seien oft „zäh“, wie er auch aus eigener Erfahrung wisse.
Aber man müsse auch berücksichtigen, dass die Qualität beim Service immer von den einzelnen Teams abhänge: „Es gibt überall Wartungsteams, die gute Arbeit machen – vor allem sind das solche, die über Jahre hinweg die gleichen Anlagen betreuen.“ Hohe Fluktuation in den Teams wirke sich in der Regel negativ aus.
Verbesserungen möglich
Für die Betreiber merkt Angelo Bargel von der Firma Alterric Deutschland und Mitglied im Betreiberbeirat des BWE außerdem an, dass es auffällig sei, dass der Aspekt „Rückmeldung zu den vorgenommenen Arbeiten“ durchweg eine vergleichsweise schlechte Bewertung erhielt. Dabei könnten die Dienstleister „hier mit einfachen Maßnahmen Verbesserungen erzielen“, sagt Bargel. Ein höherer Informationsgehalt der Serviceberichte und eine direkte Weiterleitung durch das Team an die Kunden wären zielführende Schritte. Die Bewertungen zum Preis-Leistungs-Verhältnis und zur Schnelligkeit der Instandsetzung spiegelten „insbesondere den Fachkräftemangel, verzögerte Lieferketten und das allgemein hohe Preisniveau wider“.
Um die Umfrage im kommenden Jahr noch aussagekräftiger zu machen, appelliert Bargel an alle Betreiberkollegen, bei der nächsten Umfrage insbesondere auch die unabhängigen Anbieter zu bewerten.