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Wind-Messe Hamburg

Wenigstens der Kurs stimmt

In Sachen Energiewende suchen Politik und Industrie noch immer nach einem gemeinsamen Weg. Das zeigte sich bei der Eröffnung der Wind Energy in Hamburg.
Von:  Annette Jensen
26.09.2024 | 3 Min.
Großer Andrang: Über 1500 Unternehmen aus mehr als 40 Ländern präsentieren sich auf der diesjährigen Wind Energy in Hamburg.
Großer Andrang: Über 1500 Unternehmen aus mehr als 40 Ländern präsentieren sich auf der diesjährigen Wind Energy in Hamburg.
Foto: Romanus Fuhrmann/HMC

Die Windenergie hat den entscheidenden Wendepunkt erreicht: Die Akzeptanz steigt, die Kosten sinken“, freute sich die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard bei der Eröffnung der 10. Auflage der „Wind Energy“-Messe in der Hansestadt. Auch der per Video zugeschaltete Wirtschaftsminister Robert Habeck startete sein Statement positiv aufgeladen: „Ich liebe die Messe, sie ist ein Teil meiner politischen Identität.“ Die Windenergie sei vom politischen Projekt zu einem entscheidenden ökonomischen Faktor geworden – und seine Regierung habe geliefert. 

„Die Rahmenbedingungen sind heute nicht mehr der Flaschenhals“, befand Habeck und verband damit die Aufforderung an die heimische Branche, nun schnell für die Umsetzung zu sorgen. „Es gibt keinen Flaschenhals bei der Industrie“, konterte Udo Bauer, Chef des Windenergieanlagen-Herstellers Enercon. Sowohl Technologien als auch Kapazitäten seien vorhanden. Was eine rasche Entwicklung hemme, seien marode Infrastrukturen und unfaire Preise.

„Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen“, kommentierte Alterric- Geschäftsführer Frank May gegenüber neue energie die Statements der Auftakt veranstaltung. Die internationale Wind-Messe sei der perfekte Ort, um sich darüber auszutauschen, wie man gemeinsam Verantwortung übernehmen und die Zukunft gestalten könne, so der Chef des größten deutschen Windenergieanlagen- Betreibers.

China mit 100 Ausstellern vertreten

Zwar sprach auf der großen Bühne kaum jemand direkt über die wachsende Bedeutung Chinas. Da das Land mit rund 100 Ausstellern in Hamburg vertreten ist und eine immer wichtigere Rolle im globalen Klimaschutz(-Geschäft) spielt, war es doch immer wieder Thema. „So etwas wie mit der Solarindustrie darf uns bei der Windenergie nicht noch einmal passieren. Obwohl Deutschland technisch zwei bis drei Jahre allen voraus war, werden heute 95 Prozent der Solaranlagen in China produziert“, fasste es Stefan Wenzel, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), am Vorabend der Messe beim Empfang im Maritimen Museum zusammen.

Chinesische Offshore-Windmühlen gelten als etwa 30 Prozent billiger als europäische Anlagen – und würden weltweit immer mehr Abnehmer finden, bestätigt Edgare Kerkwijk von der Asia Wind Energy Association in Singapur. So sei nicht nur bei Borkum, sondern auch in Korea jüngst ein großer Offshore-Windpark mit chinesischen Anlagen genehmigt worden.

„Wir haben gar kein Interesse an billigen chinesischen Anlagen, weil wir die Windparks langfristig betreiben. Und da kommt es auf Faktoren wie Service und Ersatzteile an“, erklärt andererseits Hendrik Stalljann. Er ist bei Alterric für die Planung und den Bau von Windparks zuständig. Ab welchem Punkt ist eine Anlage als „chinesisch“ einzustufen? Bekanntlich arbeiten viele Hersteller der westlichen Hemisphäre mit Komponenten aus China. Das dürfe nicht zum Sicherheitsproblem werden, denn Windräder und Stromnetze gehören zur kritischen Infrastruktur, sagte BMWK-Staatssekretär Philipp Nimmermann am ersten Messetag und erntete dafür breite Zustimmung. Hoffnung gibt da der gerade in Kraft getretene „Net Zero Industry Act“ der EU. Etwa 40 Prozent der Anlagenkomponenten sollen künftig aus Europa stammen, so der Plan.

Bundesländer gefordert

Doch auch wenn die Wirtschaftsvertreter anerkennen, dass die aktuelle Bundesregierung viel in Sachen Energiewende auf einen guten Weg gebracht hat, sind noch etliche Wünsche offen. „Die Länder müssen gezwungen werden, die Gesetze auch wirklich umzusetzen“, fordert PNE-Experte Alexander Lennemann. Denn auch die etwa 900 Energieversorger mit ihren unterschiedlichen Standards und die verschiedenen Genehmigungsverfahren in den Bundesländern machten den Unternehmen das Leben schwer. Vor allem Mecklenburg-Vorpommern gilt als „Langsamland“. Hinter vorgehaltener Hand äußern manche Windkraftunternehmen auch die Befürchtung, dass das Erstarken der AfD die Probleme weiter verschärfen könnte.

Insgesamt sei in der breiten Öffentlichkeit noch nicht angekommen, dass der Umstieg auf Erneuerbare mehr statt weniger Versorgungssicherheit bedeutet, ist man sich in Hamburg einig. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands WindEnergie betonte denn auch die Bedeutung von Partizipation: „Wir müssen die Angst reduzieren und zeigen, dass wir mit erneuerbaren Energien mehr Sicherheit bekommen.“

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