Dossier: Zukunft Solar

Was macht eigentlich... Desertec?

Strom aus der Sahara führt die Energiewende in Europa ans Ziel: Das war die Vision von Desertec. Was ist geblieben von dieser visionären Idee?
Von:  Anke Bracht
21.05.2025 | 2 Min.
Erschienen in: Ausgabe 04/2025
Solarmodule in der Wüste.
Solarmodule in der Wüste.
Foto: iStock

Kohle? Öl? Gas? Überflüssig. Atomkraft sowieso. Die Sonne gibt uns mehr als genügend Energie. Vielleicht nicht im oft wolkenverhangenen Deutschland, aber dafür anderswo. In der Sahara beispielsweise. Klingt wie eine verrückte Idee? Von wegen. Ingenieure haben die Herausforderung angenommen, sich zu überlegen, wie Sonnenenergie aus der Sahara ins deutsche Stromnetz eingespeist werden kann. 2009 geht die privatwirtschaftliche Initiative Desertec Industrial Initiative (DII) gemeinsam mit der Desertec Foundation an den Start, um Europa unabhängiger zu machen von Kohle- und Atomkraftwerken – durch Solarenergie aus der Wüste. Damit wird zugleich, was für ein Bonus, die Armut in den nordafrikanischen Staaten bekämpft. Zu diesen ambitionierten Zielen bekennen sich Unternehmen wie Deutsche Bank, Eon und Siemens.

Der Club of Rome warnt vor den Interessenkonflikten – und soll recht behalten: Den Ankündigungen folgen keine Taten. Die Gesellschafter von DII zeigen sich zunehmend uneins, hinzu kommen äußere Faktoren. Die Sahara-Staaten zeigen sich politisch instabil, zudem mangelt es an Unterstützung durch die europäische Energiepolitik. Ab 2014 zieht sich die Industrie aus dem Projekt zurück, die Desertec Foundation spaltet sich ab und verfolgt das ursprüngliche Ziel – Wüstenstrom aus Afrika – allein weiter (dies allerdings bislang nur im Testmodus).

Auch DII gibt es bis heute, als DII Desert Energy. Das Unternehmensnetzwerk kann auf mehr als 120 internationale Partner aus verschiedensten Branchen verweisen. Dem Credo „Our Mission: No Emissions!“ folgend, befasst sich die Initiative auch mit den Optionen der Windkraft. Konkrete Projekte, die umgesetzt werden, gibt es derzeit allerdings nicht.

Insofern lohnt sich ein Blick nach China. Hier wird die Idee „Solarenergie aus der Wüste“ bereits umgesetzt. In Ordos, am Rande der Gobi-Wüste, wurde ein ehemaliges Kohleabbaugebiet in eine PV-Anlage mit 5,9 Millionen Solarmodulen umgewandelt – Chinas größtes Photovoltaikkraftwerk. Mengxi Lanhai, seit Ende 2024 am Netz, soll jährlich 5,7 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen und damit den Jahresbedarf von zwei Millionen Haushalten decken. Eine massive Hochspannungsleitung (zwölf Gigawatt) soll den Strom in die Städte im Osten Chinas bringen. Das ist eine Strecke von mehr als 3000 Kilometern – oder umgerechnet die Entfernung zwischen Berlin und dem marokkanischen Casablanca. Für die Desertec Foundation ist daher offenkundig, woher die Wüste-Gobi-Idee stammt: „China setzt das Desertec-Konzept bereits um!“
 
 


 

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