ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
Photovoltaik

Solarkraft boomt wie nie zuvor

2024 hat Deutschland einen neuen Rekord beim Zubau von Photovoltaik-Anlagen aufgestellt.
Von:  Joachim Wille
07.01.2025 | 5 Min.
Ertragreiche Module: 2024 stammten rund 14 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms aus Solaranlagen.
Ertragreiche Module: 2024 stammten rund 14 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms aus Solaranlagen.
Foto: Westend61/picturealliance

Der Photovoltaik-Boom in Deutschland ist ungebrochen. Im Jahr 2024 gab es sogar einen neuen Rekord beim Zubau der Solarstrom-Anlagen. Das zeigen Auswertungen von Daten der Bundesnetzagentur durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster und den Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar). Es wurden fast 17.000 Megawatt (MW) neu in Betrieb genommen, wozu alle Anlagentypen vom kleinen „Balkonkraftwerk“ bis zur Großanlage beitrugen.

Bereits zum zweiten Mal wurde damit die Marke von einer Million neuen Solaranlagen pro Jahr überschritten und ebenfalls erneut kamen mehr als 15.000 MW hinzu. Das bedeutet in etwa eine Verdoppelung selbst gegenüber den Rekordjahren zu Beginn des letzten Jahrzehnts; 2012 betrug der Zubau 8000 MW. Danach setzte eine Flaute ein, ausgelöst durch starke Förderkürzungen der damaligen CDU-FDP-Bundesregierung. 

Fast 100 000 Megawatt installierte Leistung

Die Gesamtleistung aller installierten Solarstrom-Anlagen kletterte bis Ende 2024 nach den aktuellen Angaben im sogenannten Marktstammdaten-Register der Netzagentur (Stand: 28. Dezember 2024) auf über 99.200 MW, wegen erwarteter Nachmeldungen könnte die Marke von 100.000 MW damit fast erreicht sein. Alle Anlagen zusammen lieferten 2024 laut BSW rund 14 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms, 2023 waren es zwölf Prozent.

In nur drei Jahren, von 2022 bis 2024, wurden Solaranlagen mit rund 40.000 MW ans Stromnetz angeschlossen. Zu diesem Aufschwung haben vor allem drei Faktoren beigetragen: eine starke Verbilligung der Solarmodule auf dem von China beherrschten Solar-Weltmarkt, die verbesserte Förderpolitik der Ampel-Bundesregierung und das starke Interesse von Investoren, darunter Privathaushalte ebenso wie große Stromkonzerne. „Mit der preisgünstigen Photovoltaik ist die Energiewende direkt bei den Menschen angekommen und zu einem Mitmach-Projekt geworden“, sagt IWR-Experte Norbert Allnoch.

Laut dem Branchendienst hält vor allem der Trend zu den Balkonkraftwerken mit bis zu zwei Kilowatt Leitung weiter an, die Zahl der neuen Anlagen stieg in diesem Bereich um 41 Prozent auf über 430.000 (2023: rund 305.000). Auch die Leistungskategorie von zwei bis 30 Kilowatt, worunter die typischen Hausdach-Systeme fallen, ist weiter sehr beliebt, es wurden etwa 575.000 Anlagen mit 6100 MW Leistung errichtet. Ein weiterer Trend ist die deutliche Zunahme an Großkraftwerken mit über fünf MW, hier kamen rund 370 hinzu (2023: 270) mit zusammen 5100 MW (2023: 3.400 MW).

Der Solarboom treibt die Energiewende im Stromsektor kräftig voran. So wurde 2024 hierzulande eine Rekordmenge an grüner Elektrizität produziert, in der öffentlichen Stromerzeugung betrug ihr Anteil nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (Ise) in Freiburg bereits 62,7 Prozent, 2023 waren es 59,7 Prozent. „Der deutsche Strommix ist so sauber wie nie“, schreibt das Ise in einer Pressemitteilung dazu. Hauptquelle des Ökostroms ist dabei aber weiterhin die Windkraft an Land.

Zu viel Solarstrom fürs Netz?

Allerdings hat der Solarboom auch Schattenseiten, die angegangen werde müssen. So hilft die Photovoltaik zwar grundsätzlich, die Mittagsspitze des Stromverbrauchs abzudecken, da sie gerade dann – bei hochstehender Sonne – die höchste Leistung liefert. Allerdings kann es bei voranschreitender Energiewende passieren, dass die Solaranlagen zeitweise mehr Strom produzieren, als verbraucht werden kann. Zwei große Solar-Installationsfirmen, Enpal und 1komma5grad, warnten unlängst sogar schon vor der Gefahr, dass es bei niedrigem Verbrauch im Netz zu regionalen Blackouts kommen könnte, etwa in den kommenden Hauptreisezeiten zu Ostern und Pfingsten. Andere Fachleute sehen die Lage für 2025 zwar noch nicht so dramatisch, so zum Beispiel der Verband der Elektrotechnik (VDE). Dass durch die Photovoltaik-Anlagen immer mehr nicht regelbare Leistung ins Netz drängt, könne „jedoch irgendwann zu einer Gefahr für die Netzstabilität führen“, meint auch VDE-Experte Frank Borchardt.

Der Berliner Energieprofessor Volker Quaschning fordert ebenfalls, das Problem schnell anzugehen: „Um die Netzstabilität gewährleisten zu können, muss zeitnah die technische Möglichkeit geschaffen werden, alle neuen und später auch alle bestehenden Solaranlagen im Bedarfsfall abregeln zu können“ , sagt er. Außerdem komme Batteriespeichern noch größere Bedeutung zu, da sich Solarüberschüsse vom Mittag durch sie in die Nacht verschieben ließen. Als weiteren wichtigen Punkt sieht er „die schnelle Einführung von variablen Stromtarifen“. Mit ihrer Hilfe könne man den Stromverbrauch bei Solarüberschüssen gezielt steigern – etwa indem dann gezielt E-Autos bei billigen Stromkosten geladen werden. 

Die Ampel-Bundesregierung hatte die Probleme durchaus erkannt. Entsprechende Neuregelungen unter anderem im Energiewirtschaftsgesetz, mit denen sie angegangen werden sollen, brachten SPD und Grüne nach dem FDP-Ausstieg jedoch erst kurz vor Weihnachten ins Parlament. Ob die Änderungen noch vor der Bundestagswahl umgesetzt werden, hängt vor allem an der Union. Ansonsten ist es der Job der nächsten Bundesregierung.

Netto-Stromeinfuhr gestiegen

Heftig debattiert wird auch darüber, inwieweit Deutschland durch den Boom der Erneuerbaren mit ihrer schwankenden Einspeisung und die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke im Frühjahr 2023 stärker von Stromlieferungen abhängig geworden ist – und damit auch von Atomstrom aus Frankreich. David Stadelmann, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Bayreuth, zum Beispiel attestiert der deutschen Energiepolitik „Denkfehler“ und „Systemversagen“. Er kritisiert laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung, der teure Ausbau der erneuerbaren Energien führe bei passendem Wetter zu einem riesigen Angebot, weil die EEG- Einspeisevergütungen dafür sorgten, dass auch bei schwacher Nachfrage produziert werde. An solchen Tagen müsse der Strom verschenkt oder – bei negativen Strompreisen – ausländische Abnehmer sogar dafür bezahlt werden, dass sie ihn abnehmen. Bei Dunkelflauten hingegen habe Deutschland zu wenig Ökostrom und gleichzeitig zu wenig regelbare Kapazitäten, etwa Gas- oder Kernkraftwerke und Stromspeicher. Deshalb müsse Deutschland dann zu zumeist hohen Preisen Strom importieren. 

Tatsächlich sind die deutschen Netto-Stromeinfuhren laut Bundesnetzagentur 2024 gestiegen, wobei die Hauptlieferländer Frankreich, Dänemark, die Schweiz und Norwegen waren. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Importe um rund 23,2 Prozent zu und die Exporte sanken um 10,1 Prozent. Die Netzagentur betont allerdings, dass Deutschland „über ausreichend Stromerzeugungskapazitäten“ verfüge. Strom werde in aller Regel dann importiert, wenn die inländische Produktion teurer wäre.

Der Erneuerbaren-Experte Quaschning bemerkt dazu, dass die Stromimporte auch jetzt noch „im Vergleich zu Importen von Mineralölprodukten oder Erdgas sehr gering“ seien. „Es erschließt sich mir nicht, warum eine so intensive Diskussion darüber geführt wird.“ Auch der Berliner Experte betont die Einbettung Deutschlands in den europäischen Stromhandel: „Bei Leistungsdefiziten in Deutschland wird derzeit auch Atomstrom aus Frankreich importiert, bei Defiziten in Frankreich wird hingegen erneuerbarer Strom und Kohlestrom aus Deutschland dorthin exportiert.“ Dies könne von Jahr zu Jahr variieren. Er erinnerte daran, dass die Bundesrepublik 2022 große Strommengen nach Frankreich lieferte, als dort ein Großteil der AKW-Flotte wegen nötiger Reparaturen ausgefallen war.

 

 

ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz
ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2025 - Klimaschutz mit Krisenschutz

Kommentar verfassen

Hinweis: Kommentare werden vor der Freischaltung zunächst gesichtet. Dies kann unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen.

*Pflichtfelder

Die E-Mailadresse wird nicht gespeichert, sondern gelöscht, sobald Sie eine Bestätigungsmail für Ihren Kommentar erhalten haben. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung


Captcha Image
=
Ertragreiche Module: 2024 stammten rund 14 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms aus Solaranlagen.
Foto: Westend61/picturealliance
Termine
20.01.2025 bis 25.01.2025
Kraftstoffe der Zukunft-22. Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität
Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE)

20.01.2025 bis 23.01.2025
Handelsblatt Energie-Gipfel 2025
Euroforum Deutschland GmbH

06.02.2025 bis 07.02.2025
14. Kongress Klimaneutrale Kommunen
Conexio-PSE GmbH

07.02.2025 bis 09.02.2025
Gebäude Energie Technik (GETEC) 2025
Messe Freiburg