Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland im kommerziellen Stromhandel einen Stromaustauschsaldo von circa 28,7 Terawattstunden (TWh). Ein Großteil der Importe stammte aus Dänemark (18,2 TWh), Frankreich (16,0 TWh) und der Schweiz (10,2 TWh). Deutschland exportierte Strom unter anderem nach Österreich (9,5 TWh), Polen (5,9 TWh), Tschechien (5,8 TWh) und Luxemburg (3,5 TWh). Insgesamt importierte Deutschland 76,9 TWh (2023: 54,3 TWh) und exportierte 48,2 TWh (2023: 39,0 TWh) – ein deutlicher Einfuhrüberschuss.
Daraus zu folgern, dass die deutsche Stromproduktion den hiesigen Bedarf nicht decken kann, wäre jedoch ein Fehlschluss. Vielmehr erfolgt der Import vor allem dann, wenn der Strompreis in den Nachbarländern niedriger ist und die grenzüberschreitenden Leitungen über ausreichende Kapazitäten verfügen. Die Importstrategie trägt also dazu bei, die Preise am deutschen Strommarkt temporär zu senken.
Die Rolle des europäischen Binnenmarkts
„Nationale Strommärkte profitieren von der Möglichkeit des grenzüberschreitenden Stromhandels, da Unterschiede beim Verbrauch und der Erzeugung besser ausgeglichen werden können“, hebt die Bundesnetzagentur die Vorteile des europäischen Strombinnenmarkts hervor: Das Verbundsystem hilft etwa, Schwankungen im Netz auszugleichen. Denn die Stromproduktion aus Sonne und Wind variiert innerhalb Europas in der Regel stark, auch die Nachfrage nach elektrischer Energie unterliegt erheblichen örltichen und zeitlichen Fluktuationen. Der EU-Binnenmarkt erlaubt, diese Ungleichgewichte auszutarieren und so die europaweiten Stromerzeugungskapazitäten effizienter zu nutzen.
Der überregionale Ausgleich reduziert nicht nur den Bedarf an Reservekapazitäten, weil Angebot und Nachfrage in einem größeren Markt besser zur Deckung kommen können. Er verringert auch die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen. Denn durch die weiträumige Vernetzung lässt sich der Ausfall einzelner Leitungen leichter kompensieren. Das bedeutet: Die Versorgungssicherheit wird gestärkt und die Stromerzeugungskosten in Europa fallen. Davon profitieren alle Verbraucher. In Zeiten niedrigerer Erzeugungskosten im Ausland senken Importe den Strompreis hierzulande, während bei umgekehrter Ausgangslage deutsche Stromexporte die Energiekosten für die europäischen Nachbarn verringern. Auch die Großhandelspreise am Day-ahead-Markt reflektieren diese Marktmechanismen.
Deutschland als langfristiger Stromimporteur
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass Deutschland wahrscheinlich auch in Zukunft Stromimporteur bleiben wird: „Schließlich helfen die Importe, die Versorgung hierzulande günstiger, effizienter und klimafreundlicher zu gestalten. Der gemeinsame europäische Strommarkt sorgt dafür, dass Strom vornehmlich dort erzeugt wird, wo er am günstigsten ist", so das Resümee einer Analyse des Kölner Instituts von Juli letzten Jahres. Festzuhalten bleibe aber auch: „Der grenzüberschreitende Handel kann die Stromerzeugung in Deutschland nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energie sowie von Netzen und Speichern im Inland bleibt damit oberstes Ziel.“
Weitere Informationen und Studien zum Strommarkt des Jahres 2024 sind im Jahresrückblick auf der Plattform SMARD.de der Bundesnetzagentur abrufbar. Die dort bereitgestellten Daten stammen von den deutschen Übertragungsnetzbetreibern und werden fortlaufend aktualisiert.