neue energie: Zum Einstieg ein Blick zurück. Wie entwickeln sich in diesem Jahr die Ausstellerzahlen und die Prognosen zu den Besucherzahlen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie?
Meike Kern: Mit rund 600 Ausstellern liegen wir etwas über dem Vor-Corona-Niveau 2019. Auch bei den erwarteten Besucherzahlen sind wir optimistisch, dass wir über dem Ergebnis der vorletzten Husum Wind vor der Pandemie liegen werden. Zudem erwarten wir Fachbesucher und Delegationen aus 55 Ländern.
ne: Die Husum Wind wird mittlerweile als Technologiemesse für erneuerbare Energien beworben. Welche Erneuerbaren-Sparten werden auf der Messe vertreten sein?
Kern: Die Windenergie ist mit knapp 25 Prozent die stärkste regenerative Energiequelle in Deutschland. Sie trägt einen großen Teil zur Wasserstoffproduktion bei und ist für Power-to-X unersetzlich. Wir sehen weiterhin die Windenergie als Treiber der Energiewende im hiesigen Markt, aber wollen sämtliche Nutzungsbereiche, von grünem Wasserstoff über Power-to-X bis zu Hybridsystemen und SektorenkopplungDie Nutzung von Strom in anderen Energie-Sektoren wie Wärme und Verkehr, z.B. durch E-Autos und Wärmepumpen., auf der Husum Wind zukünftig noch breiter abbilden. Die Transformation des Energiesystems geschieht vernetzt. Wir können uns kein Silo-Denken in Energiesparten mehr erlauben.
ne: Können Sie sagen, wie viele der Aussteller den Bereichen Onshore- und Offshore-Wind zuzuordnen sind?
Kern: Rund 400 Aussteller kommen direkt aus der Windbranche. Davon sind knapp ein Drittel aus dem Offshore- und rund 200 Unternehmen aus dem Onshore-Bereich. Weitere lassen sich nicht genau zuordnen, wie generell diese Unterscheidung manchmal nur schwer zu treffen ist.
ne: Ein Sonderschwerpunkt der diesjährigen Messe ist das Thema Wasserstoff. Lässt sich abschätzen, wie viele der insgesamt 600 Aussteller dazu Angebote machen werden?
Kern: Wir haben Anmeldungen von 44 Unternehmen, die Lösungen und Konzepte für Wasserstoff anbieten. Norddeutschland ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft, bei der Windenergie die wichtigste erneuerbare Stromquelle ist. Daher freuen wir uns beispielsweise, das Norddeutsche Reallabor dabeizuhaben. Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer Institute entwickeln Wasserstoff-Konzepte für Schiff- und Stahlbau, Energie- und Umwelttechnik, Schienen- und Nutzfahrzeugbau sowie Anlagenbau. Ausstellerunternehmen zielen darauf ab, die Herstellung von grünem Wasserstoff wirtschaftlich, effizient und flexibel zu machen oder sind wichtige Vorreiter für die zukunftsträchtige Nutzung von grünem Wasserstoff.
ne: Gibt es über die Angebote der Firmen hinaus auch ein begleitendes Rahmenprogramm zu Wasserstoff-Themen?
Kern: Mit der Wasserstoff-Area in Halle 5 und einem themenbezogenen Forenprogramm haben wir eine eigene Plattform für Wasserstoff geschaffen.
ne: Welche Angebote bestehen zum Thema Digitalisierung, dem zweiten Schwerpunkt der diesjährigen Husum Wind?
Kern: Mit der ‚Digital+ Area‘ bietet die Husum Wind den idealen Rahmen, um Experten, etablierte Unternehmen und Startups entlang der Wertschöpfungskette zu treffen. Künstliche Intelligenz, IT-Sicherheit und Blockchain steigern die Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Effizienz der erneuerbaren Energien. Schon jetzt ist die Windenergie auf bestmögliche Wetterprognosen und möglichst effiziente Einspeise- und Speichersysteme angewiesen. Die erfolgreiche Digitalisierung ist also die Basis für ein zukunftssicheres Energiesystem.
ne: Welche weiterführenden Angebote rund um die Messe sind unter husumwind.com zu finden?
Kern: Interessierte finden dort täglich aktualisiert unser Messeprogramm, Pressemeldungen und Ausstellernews. Neben den Vorträgen zu Windenergie, grünem Wasserstoff und Digitalisierung bieten Aussteller und Messe ein vielfältiges und interessantes Veranstaltungsprogramm an.
ne: Was erwartet die Besucher auf der zweitägigen Konferenz „Industry meets Renewables“?
Kern: Die Konferenz unter der Schirmherrschaft von Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, findet am 11. und 12. September im Rahmen der Messe statt. Ziel ist, die Vernetzung der Akteure aus Windbranche, Industrie und Wirtschaft voranzutreiben. Denn übergreifende Lösungen im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind heute gefragt. Windenergie und grüner Wasserstoff werden hier auch zentrale Themen sein.
ne: Gibt es weitere besondere Programmpunkte?
Kern: Das ‚Husum Wind Match‘ verbindet gezielt potenzielle Partner für neue Geschäfte, Forschungs- und Entwicklungsprojekte und erweitert das persönliche Netzwerk. Vertreter von Unternehmen, Startups, Verbänden, Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren oder neue Kooperationen zu suchen. Dann gibt es die ‚WINDCareer‘, die Jobmesse für Fachkräfte und Nachwuchs am Messefreitag. Bei dem Fachkräftethema besteht bei fast allen Unternehmen dieses Jahr eine deutliche Nachfrage. Die Happy Hour erleichtert das Netzwerken in ungezwungener Atmosphäre.
ne: Wie Sie sagten, wird auf der Jobmesse sicher auch der allgemeine Fachkräftemangel thematisiert. Können die ausstellenden Unternehmen oder auch die Messe selbst etwas dazu beitragen, dass gerade junge Menschen die Husum Wind verstärkt wahrnehmen und besuchen?
Kern: Aufgrund der politischen Weichenstellung durch die Bundesregierung entwickelt sich der Windenergiemarkt dynamisch. Das verschärft den Fachkräftemangel. Der Messefreitag steht daher wieder im Zeichen der Jobmesse. Wir möchten einerseits über die Branche informieren und andererseits Interessierte ermutigen, Chancen, die sich im Windmarkt bieten, zu nutzen. Hier sprechen wir nicht nur Studienabgänger, sondern auch Quereinsteiger an.
Weitere Infos: www.husumwind.com
Sie lesen hier eine gekürzte Fassung des Interviews mit Meike Kern, das in der Ausgabe 09/2023 von neue energie erschienen ist.