Der Wind weht kraftvoll an der Küste. Ein Flecken Erde, der wichtig ist für die Energiewende. Windparks galten bei Bankern und Investoren dort stets als ‚sicher‘. Die Festvergütung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) half, Arbeitsplätze und den Ausbau der Erneuerbaren zu sichern. Auf den ersten Blick blühende Windpark-Landschaften sozusagen – allerdings nur im Idealfall, wenn Projekte völlig reibungslos liefen. Doch diese Zeiten sind passé. Wenn das EEG in der vom Bundeskabinett beschlossenen Fassung vom 8. April im August in Kraft treten sollte, wird es selbst an guten Standorten plötzlich anspruchsvoll, Banken für neue Windparks zu begeistern – die Anforderungen an sämtliche Akteure steigen sprunghaft. Die schnelle Umsetzung der Energiewende wird damit ausgebremst.
Ein Blick nach Nordfriesland, zur Dirkshof-Gruppe, die seit 1989 im Geschäft ist und Parks mit über 300 Megawatt errichtet hat. Demnächst wollte man dort RepoweringAustausch älterer EE-Anlagen durch moderne Anlagen zur Leistungssteigerung am gleichen Standort.-Projekte anschieben. Doch die sind jetzt zunächst auf Eis gelegt. 70 neue Anlagen will der Dirkshof realisieren, mit dem alten EEG wäre das zwischen 2015 und 2018 geschehen. „Jetzt mussten wir unsere Planung bis 2021, 2022 verlängern“, sagt Claas Arlt, Geschäftsführer der Betriebsführergesellschaft des Dirkshofs. Er sieht auch Projekte komplett sterben. Oft hätten die Banken in jüngerer Zeit gar keine Kreditangebote mehr unterbreitet. Oder sehr variabel ausgestaltete Anforderungen an das Eigenkapital gestellt. „Verständlicherweise will man sich die Hintertür offen halten. Je höher die Kürzungen im EEG ausfallen, desto höher liegt die Kompensation über das Eigenkapital“, so der Dirkshof-Geschäftsführer.
Geld gibt es genug
Es ist allgemein bekannt: An sehr guten Standorten war bis vor eineinhalb Jahren die Finanzierung mit einem Eigenkapitalanteil von drei bis fünf Prozent möglich. Doch das ist vorbei – eben auch an der mit Wind gesegneten Küste. „Wir werden definitiv bei den Eigenkapitalanforderungen im zweistelligen Bereich landen, wenn sämtliche Vergütungskürzungen, die in der Diskussion sind, Gesetz werden“, sagt Arlt. Experten gehen je nach Standortgüte künftig von Eigenkapitalanteilen zwischen 15 und 30 Prozent aus. Waren Projekte im Süden der Republik in der Vergangenheit schon nicht einfach zu stemmen, dürfte sich die Lage dort nochmals verschärfen.
Zudem befürchtet man in der Branche steigende Kreditzinsen. Wenn Zusagen erteilt würden, preisten die Banken die aktuelle Unsicherheit präzise mit ein, so Arlt. Aufgrund der unsicher gewordenen Rahmenbedingungen werden Windparkprojekte in schlechtere Risikoklassen eingestuft – nicht weil es an Wind mangelt, sondern weil die Vergütung sinkt. Das führt automatisch zu steigenden Margenanforderungen der Geldinstitute. Eine paradoxe Situation entsteht: Obwohl Finanzexperten schon seit geraumer Zeit von „Anlagedruck“ sprechen, weil „zu viel Geld im Markt“ ist, Fonds, Pensionskassen und Versicherungen nach sicheren, gut verzinsten Investitionschancen suchen und beim Kauf gut laufender Windparks mit großen Energieversorgern im Wettbewerb liegen, haben Entwickler von neuen Projekten seit einiger Zeit Probleme, an frisches Kapital zu kommen.
Ex-Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte die Branche im vergangenen Jahr mit Spekulationen zum Eingriff in den Bestandsschutz nachhaltig verunsichert. Über Nacht verschärften die Banken damals ihre Eigenkapitalanforderungen. Und sie wurden seither nicht mehr gelockert. Wirtschaftsexperte Dirk Briese, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts wind:research bestätigt, dass „das Problem nicht auf der Fremdkapitalseite liegt. Geld ist im Grunde genug da. Engpässe sind eher beim Eigenkapital zu sehen. Die Banken haben die Anforderungen hochgeschraubt.“
Dies ist eine gekürzte Version des Artikels. Den ausführlichen Text finden Sie in der Ausgabe 05/2014 von neue energie.