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Windenergie-Ausbau

Die Kurve ist zu flach

(Aktualisiert am 26.7.) Der Zubau der Windenergie an Land nimmt im Vergleich zum Vorjahr zwar an Fahrt auf, für die gesetzlichen Ziele reicht es aber nicht. Bei der Vorstellung der Halbjahres-Bilanz benennen Fachverbände eine Reihe von Gründen. Auch für die Offshore-Windenergie wünscht sich die Branche bessere Bedingungen.
Von:  Tim Altegör
18.07.2023 | Aktualisierung: 04.09.2023 | 4 Min.

Der Trend ist weiter positiv, aber nicht positiv genug. So lautet die Zwischenbilanz zum Ausbau der Onshore-Windenergie in Deutschland nach der ersten Jahreshälfte, die der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Fachbereich Power Systems im Maschinenbauverband VDMA am 18. Juli gezogen haben. Die zugrunde liegenden Daten hatte das Beratungsunternehmen Deutsche Windguard im Auftrag der beiden Verbände zusammengestellt und analysiert.

Demnach lag der Zubau im ersten Halbjahr bei 1565 Megawatt (MW), abzüglich von Stilllegungen bleiben netto 1325 MW. Ein Großteil der neu installierten Leistung steht im Norden: Mit 38 Prozent hat Schleswig-Holstein mit Abstand den größten Anteil daran, gefolgt von Niedersachsen mit 17 und NRW mit 13 Prozent. Fünf Länder blieben komplett ohne neue Anlagen, neben den Stadtstaaten auch Sachsen und Thüringen. Sachsen verzeichnete sogar den Rückbau von drei MW und damit ein Netto-Minus. Aber auch die Südstaaten Baden-Württemberg und Bayern trugen mit zwei beziehungsweise einem Prozent kaum zum Gesamtzubau bei.

Insgesamt stehen damit in Deutschland aktuell knapp 60.000 MW (60 Gigawatt) Windenergieleistung an Land zur Verfügung. Für das Gesamtjahr 2023 rechnen die Verbände derzeit mit circa 3200 MW Zubau, nach 2400 MW im Vorjahr. Bis 2024 sollen laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 69 Gigawatt erreicht sein, bis 2030 dann 115. Zwar stieg auch der Umfang der neu genehmigten Projekte im ersten Halbjahr auf 3175 MW – im gesamten Vorjahr waren es knapp 4300 MW. Aber insgesamt ist der Ausbau momentan nicht auf Kurs zur Erreichung dieser Ziele.

Weiter starkes Nord-Süd-Gefälle

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek hob die Ausweisung von ausreichend geeigneten Flächen als wesentlichen Faktor hervor. Der Bund macht den Ländern dazu zwar neuerdings Vorgaben, die Flächenländer müssen bis 2032 etwa zwei Prozent ihrer Gebiete für Windenergie bereitstellen. Das Zieljahr sei jedoch „viel zu weit entfernt“ und könne deutlich vorgezogen werden, sagte Heidebroek. Auch das RepoweringAustausch älterer Windräder durch moderne Anlagen am gleichen Standort.Austausch älterer Windräder durch moderne Anlagen am gleichen Standort. bestehender Windparks durch neue Anlagen müsse stärker genutzt und erleichtert werden. Im ersten Halbjahr betrug der RepoweringAustausch älterer Windräder durch moderne Anlagen am gleichen Standort.Austausch älterer Windräder durch moderne Anlagen am gleichen Standort.-Anteil am Zubau 25 Prozent.

Zudem löse sich das seit Jahren bestehende Nord-Süd-Gefälle nicht auf: Auch die neuen Genehmigungen würden sich zu einem großen Teil in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein konzentrieren. „Der Süden muss endlich anfangen zu handeln und Flächen ausweisen“, so Heidebroek. Insgesamt sei die Dauer von Genehmigungsverfahren mit mehr als 24 Monaten weiter „deutlich zu lang“. Die Bundesregierung habe zwar vieles verbessert, in den Ländern und Kommunen komme das aber bisher kaum an. Unter anderem sei in den Behörden „ein anderes Mindset“ nötig, dass sich an der Umsetzung statt der Verhinderung von Projekten orientiere.

Komplizierte Logistik-Bürokratie

Der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Dennis Rendschmidt ging aus Sicht der Anlagenhersteller auf das Thema Logistik ein. Es gebe in Deutschland „unglaublich lange Genehmigungszeiten für Groß- und Schwertransporte“. Im Durchschnitt dauere das zwölf Wochen, in den Niederlanden seien es maximal fünf Tage. Durch vereinfachte und standardisierte Prozesse könnten außerdem drei Viertel der notwendigen Genehmigungen wegfallen. Aktuell werde ein Antrag zum Beispiel bei einem Wechsel des genutzten Fahrzeug-Fabrikats ungültig, weshalb sicherheitshalber direkt Anträge für verschiedene Fabrikate gestellt würden.

Angesichts der vorliegenden Daten zu Neuinstallationen und Genehmigungen sei davon auszugehen, dass die im Gesetz formulierten Ausbauziele verfehlt werden, so Rendschmidt. Statt der von Bundeskanzler Olaf Scholz versprochenen vier bis fünf neuen Windenergieanlagen pro Tag würden aktuell weniger als zwei in Betrieb gehen.

Auf See knapp 230 Megawatt installiert

In Meereswindparks sind im ersten Halbjahr 229 MW in Betrieb gegangen, womit die Offshore-Leistung in Deutschland aktuell bei knapp 8400 MW liegt. Auch diese Daten hat Deutsche Windguard im Auftrag mehrerer Branchenverbände zusammengestellt. Diese forderten zur Veröffentlichung am 25. Juli mehr Unterstützung für die Branche, unter anderem bei der Ertüchtigung von Werften und der Kapazität von Häfen. Bis 2030 sollen offshore 30 Gigawatt installiert sein.

Kritik äußerten die Verbände auch am sogenannten dynamischen Gebotsverfahren, das „zu wenig Spielraum für Erträge der herstellenden Offshore-Windindustrie“ lasse. Das Verfahren hatte die Bundesnetzagentur bei der jüngsten Ausschreibung für Offshore-Projekte erstmals eingesetzt, nachdem für alle Flächen mehrere Gebote über null Cent Vergütung vorlagen. Es sieht einen Bieterwettbewerb um die höchste Zahlungsbereitschaft für den Zuschlag vor, der die Gesamtsumme von 12,6 Milliarden Euro erbrachte. Je zwei der vier Zuschläge sicherten sich Projektgesellschaften der international tätigen Fossilkonzerne BP und Total Energies.

 

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