In Deutschland wird die einstmals weltweit führende Solarindustrie weiter abgewickelt. Nachdem der Schweizer Hersteller Meyer Burger seine Produktion von Photovoltaik-Modulen im sächsischen Freiberg dicht gemacht hat, um sie in die USA zu verlagern, kündigte inzwischen auch das Dresdner Unternehmen Solarwatt die Stilllegung der dortigen Fertigung und den Abbau von 190 Jobs für August an. Derweil wächst in den USA die Solarproduktion stark an, eine Folge der Förderpolitik durch Präsident Joe Bidens „Inflation Reduction Act“ (IRA).
China ist weiterhin mit Abstand der größte Hersteller von Photovoltaik-Zellen und -Modulen, rund 90 Prozent des Weltmarkts werden von dort bedient. Doch der US-Plan, bei dieser Technologie aufzuholen, geht offenbar auf. Die industriellen Produktionskapazitäten für Solarmodule sind im ersten Quartal dieses Jahres sprunghaft angestiegen, nämlich um elf Gigawatt oder 71 Prozent, wie eine Bilanz des US-Solarindustrie-Verbands SEIA und des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie zeigt. Die Gesamt-Herstellungskapazität liegt damit inzwischen bei über 26 Gigawatt.
US-Zölle auf chinesische Module
Parallel dazu zog auch der Zubau von Solaranlagen in den USA kräftig an, alleine im ersten Quartal kamen 11,8 Gigawatt hinzu, was die Gesamt-Stromleistung auf 200 Gigawatt brachte. Wood Mackenzie geht nun davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren noch einmal eine Verdopplung auf 438 Gigawatt ansteht. Fachleute erwarten, dass der Anteil von heimischen Produkten dabei weiter steigt, da Washington chinesische Module mit Zöllen belegt hat. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die installierte Solarstrom-Kapazität derzeit rund 86 Gigawatt, 2023 verzeichnete man hierzulande eine Rekordzubau von über 14 Gigawatt, allerdings fast komplett mit Anlagen aus China-Produktion.
In den USA sagte die SEIA-Verbandschefin Abigail Ross Hopper, die Entwicklung beweise, „dass neue Bundesinvestitionen in saubere Energie die amerikanische Produktion wiederbeleben und die Energiewirtschaft unseres Landes stärken“. Die Solar- und Stromspeicher-Industrie nütze Kommunen in jedem US-Bundesstaat, etwa durch Investitionen in örtliche Solarstrom-Projekte oder neue Produktionsanlagen, die jeweils Hunderte von lokalen Arbeitnehmern beschäftigten.
FDP verhindert Solarbonus für hiesige Produktion
In Deutschland hingegen haben sich Hoffnungen auf Hilfen für hiesige Solarindustrie zerschlagen, die unter der Billigkonkurrenz aus China leidet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) scheiterte in der Ampel-Regierung mit seinem Plan für einen „Resilienzbonus“ für deutsche Produzenten im Rahmen des EEG am Veto von Finanzminister Christina Lindner (FDP).
Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus kritisierte bei Bekanntgabe des Aus für die Produktion in Dresden die Untätigkeit der Regierung scharf. „Wir als Industriestandort lassen eine Zukunftstechnologie, die so strategisch wichtig ist, zum zweiten Mal den Bach heruntergehen“, sage er. Damit spielte er auf die schwarz-gelbe Merkel-Koalition der Jahre 2009 bis 2013 an, die den Niedergang der damals führenden deutschen Solarindustrie mitbewirkt hatte.