Finanzlücke bremst Klimaschutz im Globalen Süden

Ab 2035 sollen pro Jahr 1,3 Billionen US-Dollar fließen, um Klimaschutz und Anpassung in Ländern des Globalen Südens zu finanzieren. Doch viele Staaten bremsen, kürzen Mittel oder zögern bei Zusagen. Eine aktuelle Studie warnt: Ohne schnelle Reformen in der globalen Finanzarchitektur droht das Ziel zu scheitern.
Von:  Frank Lassak
04.11.2025 | 2 Min.
Erschienen in: Ausgabe 09/2025
 Viele Länder des Globalen Südens kämpfen gleichzeitig mit steigender Verschuldung und den akuten Folgen der Klimakrise. Ohne Schuldenerleichterungen und zusätzliche Mittel bleibt kaum Spielraum für Investitionen.
Viele Länder des Globalen Südens kämpfen gleichzeitig mit steigender Verschuldung und den akuten Folgen der Klimakrise. Ohne Schuldenerleichterungen und zusätzliche Mittel bleibt kaum Spielraum für Investitionen.
Foto: Rafiq Maqbool / APPhoto/ picturealliance

Starkregen in Ostafrika, Hitzewellen in Zentralasien, Dürren in Südamerika – die Folgen der Klimakrise treffen die Länder des Globalen Südens mit voller Wucht. Doch obwohl die Schäden immer größer werden, bleibt die Finanzierung zur Anpassung an den Klimawandel massiv unterdeckt. Laut Angaben der UN liegt der dafür notwendige weltweite Kapitalbedarf bei bis zu 359 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Rund ein Zehntel dessen steht aktuell zur Verfügung.

Weit von COP-29-Ziel aus Baku entfernt

Auf der Weltklimakonferenz COP 29 in Baku hatten sich die teilnehmenden Staaten Ende 2024 daher auf ein ambitioniertes Ziel geeinigt: Ab 2035 sollen jährlich 1,3 Billionen US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in den Ländern des Globalen Südens mobilisiert werden. Nun hat der Thinktank E3G errechnet, wie weit die Welt von diesem Ziel entfernt ist.

Die Bilanz ist ernüchternd: Obwohl einige Industrieländer ihre Beiträge erhöht und innovative Finanzierungsinstrumente aufgelegt haben, liegt das Volumen weit unter dem Soll. Vorbildlich agieren Länder wie Dänemark oder Frankreich, die frühzeitig verbindliche Zusagen machten und Klimarisiken in ihre Entwicklungszusammenarbeit einbeziehen. Andere große Volkswirtschaften dagegen zögern, liefern Mittel verspätet oder knüpfen sie an Bedingungen.

Bundesregierung will bei internationaler Klimafinanzierung kürzen

Deutschland galt lange Zeit als einer der größten bilateralen Geber. Doch im Frühjahr 2025 kündigte die neue Bundesregierung an, im Haushalt 2026 bei der internationalen Klimafinanzierung zu kürzen. Bestehende Zusagen sollen zwar formal bestehen bleiben, geplante Aufstockungen aber ausfallen. Entwicklungsorganisationen warnen, dass dies nicht nur die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimadiplomatie schwäche, sondern auch die Lücke zwischen Versprechen und realen Mitteln weiter vergrößere.

Der E3G-Report beschreibt ein doppeltes Dilemma: Viele Länder des Globalen Südens kämpfen gleichzeitig mit steigender Verschuldung und den akuten Folgen der Klimakrise. Ohne Schuldenerleichterungen und zusätzliche Mittel bleibt kaum Spielraum für Investitionen in saubere Energie, Infrastruktur oder Anpassungsmaßnahmen. Private Investitionen fließen oft nicht dorthin, wo sie gebraucht werden – auch wegen politischer Risiken, unklarer Rahmenbedingungen oder mangelnder Projektvorbereitung.

Rund 98 Prozent der aktuell verfügbaren Mittel stammen aus öffentlichen Quellen – mehr als 60 Prozent sind Kredite, oft zu ungünstigen Konditionen. Für viele hochverschuldete Staaten des Globalen Südens ist das eine Sackgasse. Notwendig sind mehr Zuschüsse, langfristige und bezahlbare Kredite, aber auch ein fairerer Zugang: Afrikanische Länder etwa tragen eine überproportionale Last, erhalten aber nur rund 20 Prozent der Mittel.

Kommende Jahre sind entscheidende Zeitfenster

Der Report fordert deshalb schnelles Handeln: Umschuldungsprogramme und Sonderziehungsrechte des IWF, Reformen in der Bankenregulierung, um privates Kapital für Klimaprojekte zu mobilisieren, sowie eine Stärkung multilateraler Entwicklungsbanken. Zugleich sollen nationale Klimapläne mit internationalen Finanzströmen verknüpft werden.

Ohne konkrete, verbindliche Zusagen und eine schnelle Umsetzung drohe das 1,3-Billionen-Ziel unerreichbar zu werden, mahnt E3G-Direktorin Kate Levick. Die kommenden ein bis zwei Jahre seien das entscheidende Zeitfenster: „Gelingt es bis dahin, die Finanzarchitektur grundlegend zu modernisieren“, so Levick, „käme die globale Klimapolitik trotz geopolitischer Spannungen einen entscheidenden Schritt voran.“

Kommentar verfassen

Hinweis: Kommentare werden vor der Freischaltung zunächst gesichtet. Dies kann unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen.

*Pflichtfelder

Die E-Mailadresse wird nicht gespeichert, sondern gelöscht, sobald Sie eine Bestätigungsmail für Ihren Kommentar erhalten haben. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung


Captcha Image
=
Viele Länder des Globalen Südens kämpfen gleichzeitig mit steigender Verschuldung und den akuten Folgen der Klimakrise. Ohne Schuldenerleichterungen und zusätzliche Mittel bleibt kaum Spielraum für Investitionen.
Foto: Rafiq Maqbool / APPhoto/ picturealliance
Termine
12.11.2025 bis 14.11.2025
Spreewind GmbH

18.11.2025 bis 20.11.2025
Bundesverband Geothermie e.V