Die CDU-Politikerin Katherina Reiche übernimmt im Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) das neu zugeschnittene Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das Ressort erhält damit wieder die Struktur, die es vor der Ampelregierung hatte – unter Robert Habeck (Grüne) firmierte es als Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Die 51-Jährige ist ausgewiesene Energieexpertin. Ab 2020 stand sie an der Spitze der Eon-Tochter Westenergie, die mit rund 9000 Beschäftigten zentrale Infrastrukturen wie Strom-, Gas- und Breitbandnetze im Westen der Bundesrepublik betreibt. Zugleich führte sie den 2020 eingesetzten Nationalen Wasserstoffrat und war maßgeblich an der Entwicklung der Wasserstoffstrategie Deutschlands beteiligt. Seither wird sie intern „Wasserstoffkönigin“ genannt.
Von 1998 bis 2015 war die aus Luckenwalde stammende Politikerin Mitglied der CDU-Bundestagsfraktion. Ab 2005 zählte sie als stellvertretende Fraktionsvorsitzende zu den prägenden Köpfen der Union und verantwortete die Bereiche Bildung, Forschung, Umwelt und Reaktorsicherheit. Reiche war an den Verhandlungen zur Kürzung der Solarförderung beteiligt und arbeitete von 2009 bis 2013 als Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt-, anschließend bis Anfang 2015 im Verkehrsministerium.
2015 wechselte Reiche ohne Karenzzeit an die Spitze des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) – ihr sofortiger Seitenwechsel in die Energiewirtschaft sorgte für Kritik, blieb politisch aber folgenlos. 2020 übernahm sie bei Eon eine Schlüsselrolle bei der Neustrukturierung im Zuge des Geschäftsbereichstauschs mit RWE und wurde Chefin von Eon-Tochter Westenergie.
Neben ihrer Tätigkeit in der Wirtschaft engagiert sich die promovierte Chemikerin mit der von ihr gegründeten Akademie Fempower für Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. Erst kürzlich wurde sie in den Aufsichtsrat des schwedischen Energieunternehmens Ingrid Capacity berufen.
Reiches Ernennung zur Bundesministerin wird von der Energiebranche einhellig begrüßt. BEE-Präsidentin Simone Peters lobte sie als „erfahrene Energiepraktikerin“ mit klarem Bekenntnis zu den Erneuerbaren. Von der neuen Bundesregierung erwartet die Branche entschlossenes Handeln – bei der Abkehr von fossilen Ressourcen, dem Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, der Flexibilisierung der Stromnetze und der Wärmewende.
Beim Amtsantritt als Bundeswirtschaftsministerin zollte Reiche ihrem Vorgänger Robert Habeck Respekt. Sie würdigte seine „fast übermenschliche“ Leistung, insbesondere während der Energiekrise nach Ausbruch des Angriffskriegs gegen die Ukraine, und betonte, dass sie auf seiner Arbeit aufbauen wolle: „Ich übernehme ein Haus“, so Reiche am Tag ihrer Vereidigung, „das unter enormem Druck stand – und mit großer Ernsthaftigkeit geführt wurde.“