Gebäudewärme

Rekordnachfrage nach Wärmepumpen – doch die Förderung bleibt ungewiss

Trotz des Wärmepumpen-Booms fehlt es an klarer politischer Richtung. Unklare Förderungen, verschobene GEG-Novellen und der schleppende Smart-Meter-Rollout bremsen die Energiewende. Dr. Richard Lucht fordert Planungssicherheit und den ETS2 als Impuls für die Wärmewende.
Interview: Christiane Nönnig
04.11.2025 | 3 Min.
Erschienen in: Ausgabe 11/2025
Dr. Richard Lucht, Vice President Brand, Communications and Public Affairs bei thermondo
Dr. Richard Lucht, Vice President Brand, Communications and Public Affairs bei thermondo
Foto: thermondo

neue energier: Wie erleben Sie denn die aktuelle politische Stimmung?

Dr. Richard Lucht: Wir persönlich erleben momentan Rekordzahlen. Mehr und mehr Menschen entscheiden sich für die Wärmepumpe. Sie ist mittlerweile die beliebteste Heizung in Deutschland und hat die Gasheizung verdrängt. Und wir erwarten einen weiteren Run in den nächsten Wochen: Viele Menschen haben Angst davor, dass die Förderung gekürzt wird, und entscheiden sich dann, noch mal zuzuschlagen – was auch sinnvoll ist. Die Frage ist: Wie hoch wird die Kürzung sein? In welcher Form wird es eine Kürzung geben? Und was passiert danach, wenn wir einen Fadenriss erleben? Darüber machen wir uns Gedanken. Trotz aller Bemühungen kann man momentan leider noch nicht viel sagen, in welche Richtung es politisch geht. Erst hieß es, die Novelle kommt im September, dann Oktober, jetzt sind wir bei November. Und dann werden wir sehen, was mit dem GEG und dem BEG passiert.

ne: Um schneller und flexibler auf die wachsende Nachfrage reagieren zu können, arbeiten Sie künftig auch mit externen SHK-Betrieben zusammen. Teilen Ihre Partner diese Einschätzung?

Lucht: Die generelle Richtung ist klar: Die Gasheizung wird nicht zurückkommen. Es ist günstiger, mit der Wärmepumpe zu heizen, egal was bei der Förderung passiert. Die Betriebe, mit denen wir zusammenarbeiten, haben längst umgestellt auf die Wärmepumpe und teilen diese Einschätzung. Wir machen uns natürlich Sorgen, was jetzt regulatorisch kommt, aber aus unseren Gesprächen ist klar, dass wir nicht wieder zurückmarschieren zu Gas und Öl. Im Gegenteil: Wir eilen momentan von Rekord zu Rekord, was unsere wöchentlichen und monatlichen Installationen angeht. Um das abdecken zu können, brauchen wir Partner in verschiedenen Regionen. Wir brauchen in Deutschland ein engmaschigeres Netz an Handwerkern, damit wir noch schneller liefern und die Kunden zufriedenstellen können.

ne: Vor welchen Herausforderungen steht die Branche?

Lucht: Wir sind gemeinsam mit anderen führenden Energieunternehmen Teil der New Energy Alliance und sagen: Wir brauchen zwar den Zubau von Gaskraftwerken, aber nicht in dem Volumen, in dem Frau Reiche sich das momentan vorstellt. Mit dezentralen Lösungen können wir das Netz sehr viel effizienter gestalten. Und deswegen ist es uns ein großes Anliegen, dass man bei der Energiewende im Einfamilienhaus die dezentralen Lösungen sehr viel prominenter betrachtet. Zum Beispiel das Thema Smart MeterDigitale Stromzähler, die regelmäßig Daten zum Verbrauch und – falls vorhanden – zur Erzeugung erfassen und auch an Netzbetreiber versenden.Digitale Stromzähler, die regelmäßig Daten zum Verbrauch und – falls vorhanden – zur Erzeugung erfassen und auch an Netzbetreiber versenden.: Wir brauchen Messstellenbetreiber, die mehr Wettbewerb in den Markt einbringen und dafür sorgen, dass dieser Smart-Meter-Rollout endlich in die Gänge kommt nach 15 Jahren. Das macht uns momentan Sorgen, denn ohne Smart MeterDigitale Stromzähler, die regelmäßig Daten zum Verbrauch und – falls vorhanden – zur Erzeugung erfassen und auch an Netzbetreiber versenden.Digitale Stromzähler, die regelmäßig Daten zum Verbrauch und – falls vorhanden – zur Erzeugung erfassen und auch an Netzbetreiber versenden. gibt es keine dynamischen Stromtarife, und ohne dynamische Stromtarife wird der Netzausbau deutlich ineffizienter. So können wir Lastspitzen nicht ausgleichen. Der Smart-Meter-Rollout ist also entscheidend. Das andere große Thema ist der ETS2. Der muss kommen, weil er einen hohen Impact hat auf die Entscheidung der Verbraucher, nicht nur beim Thema Elektromobilität, sondern auch bei der Wärmepumpe.

ne: Das wäre also Ihr Wunschzettel an die Politik?

Lucht: Der Wunschzettel ist klar: ETS2 muss kommen, die Förderung muss planbar sein. Wir glauben, dass wir als Branche nicht ewig von der Förderung abhängig sein können und sollten. Die Hersteller müssen dafür sorgen, dass sie günstigere Geräte liefern, die schneller einzubauen sind. Und Installationsbetriebe müssen Methoden finden, schneller und einfacher zu installieren. Damit sind wir alle in der Pflicht. Was aber nicht passieren darf, ist ein Fadenriss in der Förderung. Es gibt da gute Vorschläge aus der Branche, zum Beispiel vom Bundesverband Wärmepumpe oder von der New Energy Alliance. Vorstellbar wäre beispielsweise, die Förderung jedes Jahr um einen bestimmten Betrag oder Prozentsatz abzusenken. Da gibt es verschiedene Optionen, aber es müsste planbar sein. Dann ist der Wunschzettel an die Politik komplett.

Mehr Infos: https://vergleichsrechner.thermondo.de/

Kommentar verfassen

Hinweis: Kommentare werden vor der Freischaltung zunächst gesichtet. Dies kann unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen.

*Pflichtfelder

Die E-Mailadresse wird nicht gespeichert, sondern gelöscht, sobald Sie eine Bestätigungsmail für Ihren Kommentar erhalten haben. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung


Captcha Image
=
Dr. Richard Lucht, Vice President Brand, Communications and Public Affairs bei thermondo
Foto: thermondo
Termine
12.11.2025 bis 14.11.2025
Spreewind GmbH

18.11.2025 bis 20.11.2025
Bundesverband Geothermie e.V