Drei Fragen an Christian Ofenheusle

Die Balkonsolaranlagen in den Städten boomen. Christian Ofenheusle, Vorsitzender beim Bundesverband Steckersolar, erklärt, was das für die Verteilnetze bedeutet und wie ausgereift die Technik der Steckermodule inzwischen ist.
Von:  Bernward Janzing
19.06.2025 | 2 Min.
Christian Ofenheusle, Vorsitzender beim Bundesverband Steckersolar, erklärt, wie Balkonsolaranlagen zur Energiewende beitragen können.
Christian Ofenheusle, Vorsitzender beim Bundesverband Steckersolar, erklärt, wie Balkonsolaranlagen zur Energiewende beitragen können.
Foto: iStock

neue energie: Der Boom der Balkonsolaranlagen in den Städten ist unverkennbar. In welchem Umfang können sie zur Energiewende beitragen?

Christian Ofenheusle: Rechnen wir einfach mal mit 20 Millionen Haushalten in Deutschland, die dafür infrage kommen, dann sind das bei 800 Watt Wechselrichterleistung 16 Gigawatt Photovoltaik. Das ist sogar konservativ gerechnet. Bei 41 Millionen Haushalten, die es in Deutschland gibt, könnten es auch noch deutlich mehr sein, denn man braucht ja nicht unbedingt einen Balkon dafür, man kann die Module auch an die Wand schrauben. Nachdem es inzwischen für die Steckersolaranlagen auch schon Plug-and-Play-Batterien gibt, werden die Module noch attraktiver, weil man seinen eigenen Solarstrom dann auch zeitversetzt nutzen kann. Aktuell gehen wir von rund drei Millionen Steckersolargeräten aus, die sich im Markt befinden – das zeigt, wie groß das Interesse ist.

Was bedeutet das für die Verteilnetze, wenn immer mehr Haushalte Steckersolargeräte nutzen? 

Wir brauchen lokale und zeitvariable Preise bei den Netzentgelten.“ Christian Ofenheusle, Vorsitzender beim Bundesverband Steckersolar

Christian Ofenheusle: Das ist kein Problem. Wenn Verteilnetzbetreiber trotzdem auf Steckersolargeräte schimpfen, ist das albern. Sie haben ihre Netze in den letzten zwei Jahrzehnten zu sehr vernachlässigt, obwohl klar war, dass die Photovoltaik kommen und sehr dezentral ausgebaut wird. Die Folge ist, dass inzwischen Photovoltaikanlagen abgeregelt werden, anstatt den Strom zu speichern – das ist nicht zielführend. Auch 20 Millionen Steckersolargeräte werden für das Netz problemlos zu verkraften sein, da zugleich die Anzahl der Heimspeicher rapide zunimmt. Aktuell wird bereits die Hälfte aller Balkonanlagen mit einem Speicher mit einer Kapazität von im Durchschnitt 1,5 bis 2 Kilowattstunden ausgestattet. Das Problem ist bisher, dass die Speicher noch nicht netzdienlich betrieben werden. Das muss dringend geändert werden. Wir brauchen lokale und zeitvariable Preise bei den Netzentgelten, damit die Speicher nicht alleine den Eigenverbrauch von Solarstrom optimieren, sondern zum Beispiel auch Strom aus dem Netz aufnehmen, wenn er im lokalen Netz gerade im Überschuss vorhanden ist.

Wie ausgereift ist die Technik der Steckermodule?

Christian Ofenheusle: Die Kleinwechselrichter sind mittlerweile mit weit mehr als 90 Prozent Wirkungsgrad sehr effizient. Bei den Solarpanels nimmt die Leistung der Fabrikate jedes Jahr um ein paar Prozent zu. Die Einspeisung des Wechselrichters ist zwar auf 800 Watt begrenzt, aber durch effizientere Module steigt die Ausbeute bei schwachem Licht. Man hat also häufiger die 800 Watt wirklich verfügbar. Und dank Batterie geht die Energie, die über die 800 Watt hinausgeht, auch nicht mehr verloren. Fortschritte wird es vor allem bei den Speichern geben, die in der Praxis immer höhere Kapazitäten erreichen. Zugleich werden die Angebote bei den Montagesystemen immer vielfältiger. Die wichtigsten Veränderungen erwarte ich allerdings bei der Mess- und Steuertechnik. So gibt es schon heute Geräte, die die Solarstromerzeugung und den Netzbezug im Haushalt überwachen und dann je nach aktuellen Lastflüssen auch zeitweise eine Einspeisung von bis zu 2000 Watt ins Hausnetz ermöglichen.

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