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BWE-Serviceumfrage

Leistung bestätigt

Sascha Rentzing, 27.02.14
Obwohl das Neuanlagengeschäft boomt, leisten die Turbinenbauer nach der jüngsten BWE-Serviceumfrage bei Wartung und Reparatur konstant gute Arbeit. Der Run auf den freien Service ist vorerst gestoppt.

Inmitten der Debatte über eine Kürzung der Windkraft-Förderung meldet der Bundesverband WindEnergie (BWE) den stärksten Zubau der vergangenen zehn Jahre. 2013 seien an Land knapp drei Gigawatt an Turbinenleistung installiert worden, ein Plus gegenüber dem Vorjahr von fast 30 Prozent. Die hohe Nachfrage bescherte den Turbinenherstellern Rekordaufträge: Nordex etwa verbuchte 2013 erstmals seit 2010 wieder einen Überschuss von 1,3 Millionen Euro. Und wie sieht es bei den Betreibern aus? Trotz voller Auftragsbücher haben die Hersteller bei Wartung und Reparatur das gute Niveau der Vorjahre gehalten. In der aktuellen BWE-Serviceumfrage schafften die sechs bewerteten Turbinenbauer für ihren Service wie schon 2011 und 2012 die Durchschnittsnote 2,7.

Zwar verschlechterten sich Repower (jetzt: Senvion) und Vestas um eine Viertel-Note, dafür konnten sich GE Wind Energy und Siemens deutlich steigern. Mit dieser insgesamt recht konstanten Leistung war nicht unbedingt zu rechnen. In Boomzeiten haben die Hersteller ihren Kundendienst früher oft vernachlässigt. Dass das nicht mehr so ist, zeigt, dass der Service für sie zu einem wichtigen Geschäftsfeld geworden ist. „Über ihn kann der Hersteller die Qualität seines Produktes dokumentieren“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des BWE, Carlo Reeker.

Die Euphorie um den herstellerunabhängigen Service hat sich derweil trotz unvermindert guter Noten der freien Anbieter gelegt. Sie hatten in den vergangenen Jahren großen Zulauf, weil die Betreiber mit den Dienstleistungen der Hersteller teils sehr unzufrieden waren. Dieser Trend ist nun gestoppt, was sich in der BWE-Umfrage am schwachen Rücklauf bei den frei gewarteten Anlagen zeigt: Nur 760 Turbinen wurden bewertet, nach 1466 Maschinen im Jahr 2012. Bei den Herstellern scheint Abwanderung dagegen kein Thema mehr zu sein: Die Zahl der bewerteten Anlagen stieg sogar leicht von 3214 auf 3357.

Fast nur Vollwartung

Eine Erklärung dafür ist, dass sich die Betreiberstruktur gewissermaßen zum Nachteil der freien Serviceanbieter wandelt. Statt privater Einzelpersonen und Genossenschaften investieren immer mehr Großbetreiber wie Stadtwerke in die Windenergie. Und diese Investoren schließen laut Angelo Bargel, Sprecher des BWE-Forums für unabhängige Servicefirmen, tendenziell eher langfristige Vollwartungsverträge mit den Herstellern ab, da sie damit den finanzierenden Banken mehr Sicherheiten bieten und ihr Investment besser absichern könnten. Für die unabhängigen Firmen wird die Luft deshalb dünner. Gaben Betreiber ihre Anlagen bisher oft schon nach Ablauf der zweijährigen Gewährleistung in den freien Service, dürften Wechsel künftig immer häufiger erst nach Ablauf der mindestens zehnjährigen Vollwartung stattfinden.

Der Auricher Turbinenbauer Enercon hat der Turbinen-Vollwartung schon vor langer Zeit mit dem so genannten Enercon-Partner-Konzept (EPK) den Weg geebnet. Nach Informationen von Ulf Winkler, Sprecher des BWE-Forums für Enercon-Betreiber, müssen Betreiber für dieses Rundum-Sorglos-Paket rund 13 Prozent ihrer Erlöse zahlen, im Gegenzug sorgt Enercon für überdurchschnittliche Verfügbarkeiten der Anlagen. Engpässe bei Ersatzteilen sind bei den Aurichern ebenfalls die Ausnahme, da Enercon fast alle Komponenten selbst herstellt. „Damit bietet das EPK Betreibern ein hohes Maß an Servicesicherheit“, erklärt Ulf Winkler. Der Erfolg des EPK ist auch ein Grund dafür, dass Enercon im Herstellerservice die klare Nummer 1 bleibt. Die Ostfriesen schaffen hier mittlerweile die Note 1,94, nach einer 1,96 im Vorjahr.

Mit einer 3,24 ist das dänische Unternehmen Vestas mittlerweile Service-Schlusslicht. BWE-Forensprecher Siggi Schülter warnt jedoch davor, Vestas‘ Service grundsätzlich zu kritisieren. „Nur der administrative Bereich wurde abgestraft, die Monteure vor Ort leisten nach wie vor gute Arbeit.“ Tatsächlich bewahren die Techniker Vestas vor einer noch mäßigeren Benotung: Für die Qualität der Wartungen und Reparaturen erhält das Unternehmen eine 2,51 und eine 2,44.

Gute Noten für freie Anbieter

Ob die freien Serviceanbieter wie in der Vergangenheit von den Defiziten einiger Hersteller profitieren können, ist fraglich. Vestas biete neue Turbinen fast nur noch in Kombination mit Vollwartungsverträgen an – das erschwere den freien Mühlenservice, so Schülter. Außerdem habe Vestas seine Servicepreise nach unten angepasst. „Vielen Betreibern erscheint ein Wechsel in den unabhängigen Service deshalb als nicht lohnenswert.“ Auch Johannes Heidkamp, Servicechef des Windenergie-Unternehmens Enertrag, sieht die freien Serviceanbieter vor großen Herausforderungen. „Früher haben die Hersteller Serviceaufträge unter zehn Maschinen gar nicht erst angenommen, jetzt schaufeln sie Ressourcen für den Service frei und versuchen, vor allem bei Großkomponenten die günstigsten Preise zu machen.“

Dennoch halten BWE-Experten die freien Anbieter auch künftig für unverzichtbar. „Wer kümmert sich um die speziellen und häufig älteren Anlagen? Wer übernimmt die Maschinen, die nicht repowered werden? Für diese Aufgaben sind die herstellerunabhängigen Dienstleister prädestiniert, sie verfügen inzwischen über ein enormes Wissen“, sagt BWE-Forensprecher Bargel. Die unverändert guten Noten der Unabhängigen bestätigen seine Einschätzung. Die auf Bonus- und Siemens-Mühlen spezialisierte Firma NTES bekommt für ihren Service eine 1,43, die Erkelenzer PSM wiederum verbesserte sich von einer 1,87 auf eine 1,60.

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels - den ausführlichen Text finden Sie in der Ausgabe 03/2014 von neue energie.

 

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