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Interview

„Kosten und Preise fallen schneller als erwartet“

Interview: Sascha Rentzing, 01.10.15
Eric Maiser, Leiter des Industriekreises Batterieproduktion im Maschinenbauverband VDMA, glaubt, dass Batterien mit deutscher Fertigungstechnik noch deutlich günstiger werden können.

neue energie: Batteriespeicher für Elektroautos und stationäre Anwendungen dominieren derzeit Messen und Medien. Ist das nur ein kurzfristiger Hype?

Eric Maiser: Mit der Energiewende ist klar, dass Batteriespeicher nicht mehr zu stoppen sind. Ihre Entwicklung dürfte verlaufen wie die vieler neuer Techniken, zum Beispiel der Oleds, der organischen Leuchtdioden. Die sahen viele 2002 bereits in der Massenproduktion, danach hieß es, damit wird es nichts mehr, und inzwischen sind sie Bestandteil der meisten Handys.

neue energie: Wie groß wird der Markt?

Maiser: Prognosen gehen 2020 bei den großformatigen Batterien, die für Elektroautos wie für stationäre Speicher in Frage kommen, von einem weltweiten Bedarf von 100 Gigawattstunden und 2025 von bis zu 300 Gigawattstunden aus. Zum Vergleich: Derzeit liegt die Produktionskapazität pro Jahr bei etwa 20 Gigawattstunden, also um den Faktor fünf unter dem für 2020 prognostizierten Bedarf. Der Löwenanteil der Batterieproduktion dürfte zunächst in die Elektromobilität gehen. Bei den stationären Speichern ist 2020 mit einem Bedarf von etwa zehn Gigawattstunden zu rechnen. Doch auch dieser wird längerfristig deutlich steigen.

neue energie: Stationäre Speicher sind noch nicht wirtschaftlich, weil die Batterien zu teuer sind. Wohin geht die Entwicklung bei Kosten und Preisen?

Maiser: Die Lernkurve der Batterien gleicht der der Photovoltaik. Kosten und Preise fallen schneller als erwartet. Derzeit werden Studien zufolge zwischen 300 und 700 US-Dollar pro Kilowattstunde verlangt, für 2025 sind 150 Dollar angepeilt. Demnach beziehen Marktführer Batteriepacks heute schon zu Preisen, wie durchschnittlich für 2020 prognostiziert. Um eine Kostenreduktion zu erreichen, brauchen wir die Großserienproduktion. Deshalb sollte man nicht auf neue Batterietechniken wie Lithium-Schwefel oder Lithium-Luft warten. Die existierende Lithium-Ionen-Technik wird noch lange Maß der Dinge sein. Innovation in der Produktion und nicht für das Produkt ist das, was wir dringend brauchen.

neue energie: Nur liegt die Herstellung der für die Batterien wesentlichen Zellen fast allein in den Händen asiatischer Hersteller. Deutsche Anbieter von Solarspeichern bleiben somit abhängig von den Preisvorgaben von Panasonic und Co.

Maiser: Die Serienproduktion von Hochleistungszellen ist auch in Asien und in den USA noch nicht ausgereift, sowohl bei der Qualität als auch bei der Ausbeute. Deutsche Maschinenbauer können einen Beitrag zu Kostensenkungen leisten, indem sie Alternativprozesse anbieten. Es gibt immer größeres Interesse, insbesondere bei chinesischen und koreanischen Unternehmen, deutsche Prozesstechnik einzusetzen. Wo deutsche Firmen im Ausland bereits sehr gut punkten, ist die Automatisierungstechnik und bei der Verkettung von Prozessen zu einem aufeinander abgestimmten Linienkonzept. In den Fabriken weltweit sieht man noch viel Manufaktur, mit Automatisierungstechnik lässt sich ein großer Schritt nach vorne machen, von dem letztlich alle profitieren.

neue energie: Mit Batteriefabriken in Deutschland wäre es für die deutschen Maschinenbauer leichter, ihre Technik zu verbessern und sich für den Export zu rüsten. Die gibt es aber nicht.

Maiser: Erst in der Serienproduktion zeigt sich die Leistungsfähigkeit einer Maschine oder eines Prozesses. Für uns ist eine Zellproduktion vor Ort tatsächlich die attraktivste Lösung. Investitionen in Fabriken brauchen aber viel privates Kapital, das auch von großen Firmen nicht leicht gestemmt wird. Daher sind auch ausländische Investoren sehr willkommen, entweder in Kooperation mit deutschen Unternehmen oder allein. Jeder Hersteller, der in Deutschland investiert, ergreift die Chance der Prozessinnovation und erreicht damit die Differenzierung seiner Produkte. Wichtig ist, dass Maschinenbauer, Forscher und Hersteller zusammenarbeiten. Wir sind auf dem richtigen Weg: Investitionen wurden bereits angekündigt.

Einen ausführlichen Artikel zum Thema Batteriespeicher lesen Sie in der Oktober-Ausgabe von neue energie.

 

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