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Energiewende in der Bevölkerung

Forscher wollen Akzeptanz stärken

Clemens Weiß – energiezukunft.eu, 11.09.14
Wie ist mehr Zustimmung zur Energiewende bei den Bürgern möglich? Das untersuchen Wissenschaftler unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme. Unter anderem wollen die Forscher klären, wie die Bürger auch ohne finanzielle Beteiligung an der Energiewende teilhaben können.

„KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken“ heißt das Forschungsprojekt, mit dem Wissenschaftler seit Juli 2013 und noch bis Juni 2016 die Stimmung zur Energiewende in der deutschen Bevölkerung untersuchen. Hinter der Abkürzung „KomMA-P“ verbirgt sich die detaillierte Projektbeschreibung: „Komplementäre Nutzung verschiedener Energieversorgungskonzepte als Motor gesellschaftlicher Akzeptanz und individueller Partizipation zur Transformation eines robusten Energiesystems – Entwicklung eines integrierten Versorgungsszenarios.“

Spätestens seit der Katastrophe in Fukushima ist die Zustimmung zur Energiewende größer denn je – und viele Menschen wünschen sich den Umstieg auf erneuerbare Energien. Bei konkreten Veränderungen hört diese Begeisterung jedoch schnell auf. Windparks und Stromtrassen wollen die Wenigsten vor ihrer Tür haben, moderne Techniken wie Intelligente Stromzähler (Smart Meter) erregen Skepsis. Im Vordergrund des Forschungsprojekts steht daher die Frage: Wie muss eine Energiewende aussehen, die von den Menschen akzeptiert wird?

Unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesystems ISE arbeiten in dem Verbund auch das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung Zirius der Universität Stuttgart, das Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI mit. Ergänzt wird das Team durch Stadtwerke und andere Praxispartner.

Bürger sind misstrauisch

„Ingenieure, Politikwissenschaftler, Psychologen und Praxisakteure wollen die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Akzeptanz der Energiewende untersuchen, die bei der bisherigen Optimierung der technisch-ökonomischen Rahmenbedingungen kaum Beachtung finden“, erklärt Sebastian Gölz, Diplom-Psychologe am Fraunhofer ISE und Leiter des Projekts. Dazu untersuchten die Wissenschaftler zunächst einmal, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen die Energiewende beurteilen und was die Gründe dafür sind.

Im Ergebnis betrachten die Befragten die Energiewende als notwendig und akzeptieren auch einen gewissen Kostenaufwand. Dabei ist auffällig, dass offenbar ein Misstrauen gegen „die da oben“ herrscht. Stadtwerke und andere regionale Akteure genießen dagegen mehr Vertrauen. Kritisch bewerten die Befragten vor allem empfundene Ungerechtigkeiten, die zum Beispiel die Verteilung von Kosten und Nutzen der Energiewende oder das Zustandekommen von Bauentscheidungen betreffen.

Die Stadtwerke Münster und Dortmund planen als Praxispartner derzeit in ihren Regionen, die Stadtwerke Wunsiedel arbeiten an einem Pilotprojekt. Alle drei wollen klären, wie Bürger – abgesehen von der finanziellen Mitwirkung – an der Energiewende direkt beteiligt werden und so zu ihrem Gelingen beitragen können.

Projektpartner haben große Ziele

Die Universität Münster beschäftigt sich aktuell mit der Frage, welche Formen der Teilhabe die Akzeptanz der Energiewende stärken können. Mithilfe eines Zusammenhangmodells sollen außerdem die verschiedenen Einflüsse auf die Akzeptanz der Bevölkerung aufgezeigt werden. Aufbauend darauf soll eine repräsentative Befragung durchgeführt werden. Am Ende gehen diese Ergebnisse auch in die letzte Projektphase ein. Sie soll klären, wie der technisch-ökonomische Umbau für bessere gesellschaftliche Akzeptanz optimiert werden kann.

Die Projektpartner haben für das Vorhaben selbst große Ziele: „Ein starkes Ergebnis wäre, wenn wir breiten Bevölkerungsschichten vermitteln könnten, dass die Energiewende richtig ist, wichtig ist, und dass sie dadurch auch einen persönlichen Gewinn für sich haben, der nicht immer nur monetär sein muss“, sagt etwa Gerd Michael Knekties, Leiter des Kundenservices der Stadtwerke Münster. Gabriele Krater vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen wünscht sich, dass die Ergebnisse „Eingang finden in die Entscheidungsprozesse sowohl der Bundes- und Landespolitik als auch der Unternehmen“.

Clemens Weiß – energiezukunft.eu

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