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Elektromobilität

Die Tesla-Fighter

Joachim Wille, 27.08.15
Konkurrenz für Tesla: Die VW-Tochter Audi kündigt einen sportlichen Elektro-SUV an, der mit einer Batterieladung bis zu 500 Kilometer weit fahren soll. Das Konzept des fünf Meter langen Wagens mit Verkaufsstart 2018 wird auf der diesjährigen Automesse IAA in Frankfurt vorgestellt. Der Ingolstädter Autobauer will den Markt für reichweitenstarke E-Mobile nicht länger dem US-Hersteller Tesla überlassen.

Audi geht damit das Hauptmanko der bisherigen reinen E-Autos an, das sie zum Nischenprodukt macht: die geringe Reichweite – allerdings zu einem vermutlich ähnlich stolzen Preis wie Tesla, dessen 70.000 bis 100.000 Euro teures Model S bisher alleine solche Batterieleistungen erreicht. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million elektrisch angetriebene Pkw auf die Straßen zu bringen, erscheint denn auch zunehmend unrealistisch. Zwar ist die Zahl der Zulassungen im ersten Halbjahr 2015 auf gut 5200 und damit im Vergleich zu 2014 um elf Prozent angestiegen. Doch der Marktanteil beträgt magere 0,3 Prozent. Außer beim Tesla S – plus 50 Prozent auf 700 Verkäufe – ist kaum Dynamik im E-Geschäft. Der Absatz des bisher beliebtesten E-Autos, des BMW i3, sank sogar um ein Drittel auf 989.

Dabei sind sich fast alle Experten einig, dass die Zukunft des Autofahrens batterieelektrisch sein wird. Für den Klimaschutz würde sich ein Übergang zur Elektromobilität laut einer kürzlich veröffentlichten umfassenden Studie zu stromgetriebenen Pkw, die das Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben hat, wie erhofft positiv auswirken. Voraussetzung ist allerdings, dass der Grünstrom-Anteil des Batterie-Ladestroms kontinuierlich wächst, betonen die Experten vom DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart und vom Wuppertal-Institut für Klima, Energie, Umwelt (WI). Derzeit sind E-Autos in der Klimabilanz über den gesamten Lebensweg gerechnet besser als ihre Benziner-Pendants und liegen in etwa gleichauf mit Diesel-Pkw. In zehn Jahren – bei einem erwarteten Strommix mit über 40 Prozent grüner Elektrizität statt heute unter 30 Prozent werden sie auch die Diesel deutlich abhängen.

Dennoch blieben auch Strom-Fahrzeuge „materialintensive Güter“, betonen die Experten von DLR und WI. Bei der Herstellung hätten alle elektrischen Antriebskonzepte sogar einen höheren Rohstoffbedarf – bedingt durch die zusätzlichen Komponenten, besonders die Elektromotoren und Batterien. Kritisch könnte sich ein Elektroauto-Boom auf verschiedene Rohstoffe auswirken, Knappheiten zeichnen sich etwa für das Metall Lithium ab, das für die Batterien gebraucht wird, und für einige Seltene Erden, die in besonders leichten und effizienten Permanentmagneten für Elektromotoren eingesetzt werden. Die Nachfrage nach Lithium erreiche eine „kritische Dimension“. In Zukunft sei deshalb mit steigenden Kosten und höheren Umweltbelastungen bei der Gewinnung zu rechnen. Bei einigen der Seltenen Erden bestehe zudem eine hohe Abhängigkeit von wenigen Lieferländern, insbesondere China. Die Experten empfehlen daher, auch an alternativen Batterietechnologien zu forschen, über anders konzipierte Elektromotoren nachzudenken sowie Recyclingverfahren für besonders knappe Rohstoffe zu entwickeln.

Schlüsseltechnologien im Fokus

Die deutschen Autobauer hätten bei den Elektroautos technologisch zwar aufgeholt, attestieren die Forscher BMW, VW, Daimler und Co. Um in dem Zukunftsmarkt künftig vorne mitmischen zu können, müsse die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für die elektrischen Antriebe aber noch stärker vorangetrieben werden. In den vergangenen Jahren hatten die japanischen und US-Autokonzerne bei der Entwicklung marktreifer Modelle noch Vorsprung. Im Jahr 2014 wurden weltweit rund 304.000 Elektroautos und „Plug-in-Hybride“, die aufgrund ihrer per Stromkabel aufladbaren Batterie zu den E-Autos gezählt werden, verkauft, Hauptmarkt waren die USA, wo über ein Drittel davon abgesetzt wurde. Zum Vergleich: Der Absatz von Benzin- und Diesel-Fahrzeugen lag 2014 weltweit bei rund 80 Millionen.

Die Experten von DLR und WI fordern, die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für das Fahren mit Strom voranzutreiben – besonders im Bereich der so genannten Leistungselektronik. Sie spielt eine zentrale Rolle im Elektroauto: von ihr hängt ab, wie effizient der Strom aus der Batterie genutzt wird und wie gut er beim Bremsen, wenn der Motor als Generator läuft, rückgewonnen werden kann. „Die Forschung zu Bauteilen und Materialien für die Leistungselektronik sollte deshalb in Deutschland verstärkt gefördert werden“, fordert der Koordinator der 400 Seiten starken Studie, Matthias Klötzke vom DLR. Gelobt wird in der Studie die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Autokonzernen und mittelständischen Unternehmen, die es weiter zu fördern gelte.

Gesamtkonzept ist gefragt

WI-Präsident Uwe Schneidewind rät dazu, die Einführung von Elektroautos in ein Gesamtkonzept für einen klima- und umweltverträglichen Verkehr einzubetten. Eine reine Fixierung auf E-Autos sei nicht sinnvoll. „Das wäre eine Mobilitätssackgasse“, so der Professor. Der Ressourcenverbrauch würde zunehmen, die Städte wären weiter durch Parkraum dominiert, die Gefahren des Straßenverkehrs würden nicht vermindert, warnt er. „Wenn E-Mobilität nur heißt, heutige Zwei-Tonnen-Pkw durch elektrische Pkw zu ersetzen, dann sind die dafür verarbeiteten Ressourcen das große Problem.“

Für eine angepasste Mobilität in den Städten seien Elektro-Fahrräder und ausgebaute Fahrrad-Infrastrukturen sowie ein attraktives Bus- und Bahn-Angebot genauso wichtig wie die Elektroantriebe für Pkw, meinte Schneidewind. Nötig seien zudem eine verkehrsreduzierende Raum- und Stadtplanung, verbesserte Umsteigemöglichkeiten zwischen den Verkehrsmitteln und ein breites Car- und Bike-Sharing-Angebot. „Erst dann ist zu fragen, mit welchen Antriebs- und Treibstoffkonzepten die verbleibende individuelle Auto-Mobilität sinnvoll befriedigt werden kann“, sagt der WI-Chef.

 

Kommentare (1)

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  • 03.09.15 - 18:38, GünterB

    So ein Schwachsinn von Audi.
    Ein Blechhaufen mit 2,5 Tonnen um 80 kg Mensch von A nach B zu befördern.

    Wie es geht, zeigt das Konzept der TU München.
    http://www.visiom-automobile.de
    Laut Bericht in der SZ ist bei großer Stückzahl ein Preis von 16.000 € möglich http://bit.ly/1PNHAuc
    Aber sowas passt wohl nicht in den Prestige-Wahn der heutigen Zeit.

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