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Filmtipp

Auf Ölsand gebaut

Tim Altegör, 02.04.19
Die Förderung von Öl im Tagebau schädigt Umwelt, Klima und Menschen. Eine sehr persönliche Dokumentation geht der Frage nach, wieso im kanadischen Fort McMurray trotzdem so viele dabei mitmachen.

Rauchende Schlote, grauer Schnee, rostbraune Landschaften nebenan – warum irgendjemand freiwillig in Fort McMurray leben will, erschließt sich nicht auf Anhieb. Mitten in Kanada wird hier Ölsand gefördert, der fossile Rohstoff mit großem Aufwand und gravierenden Folgen für die Umwelt aus dem Boden gewaschen. In ihrem Dokumentarfilm „Dark Eden“ zeigen Jasmin Herold und Michael Beamish, was Menschen dazu bringt, in Zwölf-Stunden-Schichten in den Ölminen zu schuften. Ob deutscher Auswanderer, der daheim „für einen Appel und ein Ei“ arbeitete und sich nun ein Haus nach dem anderen leistet, oder Familienvater aus dem Südsudan, dessen Frau und Kinder in Uganda leben: Es ist das Geld, das die Ölkonzerne bieten.

Erzählt ist die Doku aus der Perspektive von Herold, die einen Film drehen wollte, Beamish kennenlernte, dann blieb und wie die anderen die Augen verschloss: vor dem Klimawandel, den giftigen Chemikalien, die ins Grundwasser sickern. „Keiner von uns wollte wissen, was wir einatmeten, aber alle hatten Angst, dass der Ölpreis fallen könnte“, sagt sie im Nachhinein aus dem Off. Am Ende trifft das Paar und viele ihrer Protagonisten beides, der Krebs und die Krise. Ein schwerer Waldbrand treibt sie endgültig davon.

Währenddessen plant der Mann von der „I love oilsands“-Kampagne, der auf einem Feldzug gegen Umweltschützer und für die in seinen Augen großartige Ölförderung ist, schon den Wiederaufbau seines zu Asche gewordenen Hauses. „Dark Eden“ erzählt die große Geschichte des dreckigen Ölsand-Geschäfts im Kleinen, über die Menschen, die damit leben. Ein Film über die Macht des Geldes und die Macht der Verdrängung.

„Dark Eden – der Albtraum vom Erdöl“ läuft ab 11. April. Eine Liste mit Kinos, die den Film zeigen, gibt es hier.

 

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