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Bootsdemo

Aktivisten fordern Hauptstadt ohne Kohle

Michael Hahn, 11.07.16
Auf der Spree haben Umweltschützer vor dem Kraftwerk Klingenberg für den Ausstieg aus der Braunkohle in Berlin und Brandenburg demonstriert. Der Betreiber Vattenfall wollte den Meiler 2016 vom Netz nehmen, jetzt soll er weiter laufen.

Mit einer Bootstour gegen Kohle haben Umweltaktivisten auf der Berliner Spree gegen den Weiterbetrieb des Braunkohlekraftwerks Klingenberg demonstriert. Eigentlich sollte der Meiler des Energieversorgers Vattenfall dieses Jahr vom Netz gehen, wird jetzt aber womöglich noch bis 2020 weiterbetrieben. Zu dem Protest aufgerufen hatte das Aktionsbündnis „Kohleausstieg Berlin“ dem unter anderem die Berliner Ableger der Organisationen Attac, Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Greenpeace, Grüne Liga und Fossil Free angehören. Das Bündnis setzt sich für das Abschalten der Berliner Kohlekraftwerke bis 2020 und die Verhinderung neuer Braunkohletagebaue in Brandenburg ein.

Angeführt vom Boot „Anarche“ machten sich die Demonstranten mit circa 50 Motor-, Tret- und Schlauchbooten sowie Kanus auf den Weg von der Rummelsburger Bucht zum nahe gelegen Kraftwerk Klingenberg. Die Braunkohle gefährde das Trinkwasser in Berlin, sagte Christine Kühnel, Vorsitzende des BUND Berlin, bei ihrer Rede auf Deck der Anarche. Durch die Grundwasserabsenkung und -anhebung für die Tagebaue in der Lausitz gelangten Sulfate über die Spree in die Hauptstadt. Diese würden nicht nur Beton angreifen und damit die Wasserwerke vor Probleme stellen, sondern seien bei überschrittenen Grenzwerten auch gesundheitsschädlich.

Das Kraftwerk sei ein Symbol für die Berliner Klimapolitik: „Viele schöne Worte, wenig Umsetzung. Dies zeigt sich derzeit auch am Scheitern des Maßnahmenkataloges zum Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm im Umweltausschuss. Das erste, was der neue Senat auf den Weg bringen muss, ist ein Kohleausstiegsgesetz“, sagte Kühnel. Das Bündnis fordert den Berliner Senat zudem auf, weitere Tagebaue in Brandenburg im gemeinsamen Landesentwicklungsplan zu verhindern. Dies sei rechtlich möglich.

„Verkauf der Braunkohle ist ein Klimaskandal“

Als „Klimaskandal“ bezeichnete Insa Vries vom Bündnis „Ende Gelände“ den Verkauf der Lausitzer Braunkohlesparte von Vattenfall an den tschechischen Konzern EPH. Er zeige, dass auf Politik und Wirtschaft kein Verlass sei beim Thema Kohleausstieg. „Ende Gelände“ hatte an Pfingsten einen Tagebau und ein Kraftwerk in der Lausitz besetzt.

Die Laufzeitverlängerung des Kraftwerks Klingenberg begründete Vattenfall gegenüber neue energie nur vage damit, dass sich „die regulatorischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend geändert" hätten. Das Unternehmen habe sich 2009 in einer gemeinsam mit dem Land Berlin abgeschlossenen Klimaschutzvereinbarung dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoß in Berlin um 50 Prozent bis 2020 zu senken. Das schließe den vollständigen Kohleausstieg ein. Derzeit würden auch Optionen für einen früheren Ausstieg geprüft.

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