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Energiemarkt

Eon und RWE mischen die Karten neu – Innogy vor Zerschlagung

Michael Hahn, 12.03.18
Die beiden Energiekonzerne RWE und Eon planen, die erst 2016 gegründete RWE-Ökostromtochter Innogy unter sich aufzuteilen. Künftig will sich Eon auf den Netzbetrieb und RWE auf die Stromerzeugung konzentrieren. Noch fehlt die Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Die Energieriesen RWE und Eon wollen den Strommarkt neu aufteilen. Die beiden Konzerne haben sich darauf geeinigt, dass RWE seinen Anteil von 76,8 Prozent an der eigenen Ökostrom-Tochter Innogy an Eon verkauft. Neben erneuerbaren Energien ist Innogy im Essener Unternehmen für die Geschäfte mit Energienetzen und Vertrieb zuständig. Wie RWE weiter mitteilte, soll der Handel „im Rahmen eines weitreichenden Tauschs von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen erfolgen.“

Konkret wurde vereinbart, dass RWE für die Innogy-Anteile im Gegenzug 16,67 Prozent der Eon-Aktien erhält. RWE wäre damit dort der größte Einzelaktionär. Außerdem soll es den Großteil des Erneuerbaren- Geschäfts von Eon übernehmen und dem Konkurrenten zusätzlich 1,5 Milliarden Euro in bar zahlen.

Auch das Erneuerbaren- und Gasspeicher-Geschäft von Innogy sowie dessen Anteile an dem österreichischen Energieversorger Kelag würde RWE behalten und zudem die Minderheitsbeteiligung der Eon-Tochter Preussen-Elektra an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen übernehmen.

Wenn der Deal zustande kommt, wird Eon sich somit künftig stärker auf den als sicher und lukrativ geltenden Netzbetrieb sowie den Vertrieb konzentrieren, während RWE den Schwerpunkt auf die Stromproduktion legt.

Innogy-Chef musste letztes Jahr gehen

Erst 2016 hatte RWE die Geschäftsbereiche erneuerbare Energie, Netze und Vertrieb in die eigens dafür gegründete Innogy abgespalten. Vorstandschef wurde der damalige RWE-Chef Peter Terium. Noch im selben Jahr ging Innogy an die Börse.

Im Dezember 2017 kam dann überraschend Teriums Aus. Medienberichten zufolge hatte es zwischen ihm und dem Aufsichtsrat unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung der RWE-Tochter gegeben. Personalvorstand Uwe Tigges übernahm daraufhin kommissarisch den Posten des Vorstandsvorsitzenden.

Ähnlich wie RWE mit Innogy hat auch Eon die eigenen Strukturen vor einigen Jahren aufgespalten. Daraus entstand die fossile Kraftwerkstochter Uniper. Anfang dieses Jahres hat Eon seine Uniper-Anteile nun für rund 3,8 Milliarden Euro an den finnischen Versorger Fortum verkauft.

Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen

Was der aktuelle Deal der beiden Großakteure für den Energiemarkt bedeutet, ist derzeit noch ungewiss. Die Anleger reagierten erfreut, die Aktien von allen beteiligten Unternehmen legten zu. Neben der Zustimmung von Gremien beider Seiten stehen aber auch noch die Freigaben der Kartell- und Aufsichtsbehörden aus.

„Das Bundeskartellamt muss jetzt genau prüfen, welchen Einfluss die Fusion auf private Verbraucher hat“, kommentierte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Er fordert eine verbraucherfreundliche Fusion. „Die Übernahme der RWE-Anteile an Innogy durch Eon wird zu einer stärkeren Konzentration von Versorgern auf dem deutschen Energiemarkt führen. Die Strompreise für Verbraucher dürfen nicht noch weiter ansteigen“, so Müller.

Auch der Ökostromanbieter Lichtblick meldet Bedenken an: „Hier entsteht ein Megakonzern mit großer Marktmacht. Das gefährdet den Wettbewerb im Strommarkt und könnte auf Dauer zu höheren Strompreisen für die Verbraucher führen“, erklärte Geschäftsführer Wilfried Gillrath.

Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, erklärte hingegen über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Fusion kein Problem für die Endkunden sei. „Alternativen und Wettbewerb sind groß genug“, so Sieverding.

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