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Erneuerbaren-Kooperation

Enercon und EWE machen gemeinsame Sache

Michael Hahn, 30.04.20
Der angeschlagene Turbinenbauer Enercon will das Geschäft mit Projektierung und Betrieb neuer Windparks abgeben. Dafür soll ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem norddeutschen Energieversorger EWE entstehen.

Der Windradhersteller Enercon will die Projektentwicklung und den Betrieb von Windparks künftig in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Energiekonzern EWE auslagern. Das kündigten die Aloys-Wobben-Stiftung und EWE in einer gemeinsamen Mitteilung an. Die Stiftung ist Alleingesellschafterin von Enercon.

Das Gemeinschaftsunternehmen solle „die von beiden Partnern eingebrachten Bestandswindparks und Projektpipelines bewirtschaften“. Diese bestünden derzeit aus rund 2500 Megawatt (MW) im Bestand und Projekten von etwa 2300 MW. Zudem wolle man national und international weiter wachsen.

„Geplant ist, dass beide Partner zu gleichen Anteilen am Gemeinschaftsunternehmen beteiligt sind. Die unternehmerische Führung liegt bei EWE, den Vorsitz des Aufsichtsrats stellt die Aloys-Wobben-Stiftung“, heißt es in der Mitteilung. Bislang wurde lediglich eine Absichtserklärung von beiden Seiten unterzeichnet, weitere Details der Kooperation sollen im Laufe des Jahres geklärt werden.

„Bei einem Zustandekommen kann sich Enercon künftig im Wesentlichen auf die Kernkompetenzen in den Bereichen Entwicklung und Bau sowie Vertrieb und Service von Windenergieanlagen konzentrieren“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Heiko Janssen.

Millionenverluste bei Enercon

Enercon war zuletzt zunehmend in wirtschaftliche Schieflage geraten, machte in 2018 erstmals Verluste in Höhe von 200 Millionen Euro. Ursache war der massive Einbruch bei der Installation neuer Anlagen in Deutschland. Auch 2019 lief schlecht – Enercon hat nach eigenen Angaben in dem Jahr so wenige Anlagen gebaut, wie seit 30 Jahren nicht mehr. Zudem musste man die jahrelang gehaltene Marktführerschaft in Deutschland an den Konkurrenten Vestas abtreten.

Ende letzten Jahres reagierte Enercon mit der Streichung von über 3000 Jobs, meist bei Zulieferern. Bereits 2018 war der Abbau von über 800 Jobs verkündet worden. Zudem erklärten die Auricher, sich künftig stärker auf Auslandsmärkte konzentrieren zu wollen – ein Schritt, den andere Anlagenhersteller schon deutlich früher gegangen waren. Auch die Führungsspitze wurde umgebaut, Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig bekam vier weitere Manager zur Seite gestellt.

Das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit EWE sei für die Aloys-Wobben-Stiftung „ein wichtiger Baustein für die bereits laufende Neuausrichtung der Enercon-Gruppe“, erklärte Heiko Janssen. Der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler sieht im Ausbau der Windenergie für sein Unternehmen „ein zentrales strategisches Wachstumsfeld“.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies versteht die Kooperation laut einer Mitteilung seines Ministeriums als „klares Bekenntnis zur Windenergiebranche gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“. Damit werde Niedersachsen als Wirtschaftsstandort gestärkt, zudem rechne er mit einem Schub für Arbeitsplätze in der Branche. Von Enercon erwarte er in diesem Zusammenhang zudem ein Bekenntnis zu den Produktionsstandorten in Ostfriesland.

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