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Jahresbilanz

Windstrom überholt Atomenergie

Michael Hahn, 02.12.16
Bei der Jahresstromerzeugung in Deutschland liegt die Windenergie aktuell vor der Atomkraft. Braun- und Steinkohle bleiben aber auf den vordersten Rängen. Der Exportüberschuss liegt bei circa 45 Terawattstunden.

Die Windenergie hat aktuell (2. Dezember, 10 Uhr) die Atomkraft bei der jährlichen Stromerzeugung in Deutschland überholt. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Ise), basierend auf Daten der vier Netzbetreiber (50Hertz, Amprion, Tennet, TransnetBW) und der Leipziger Strombörse EEX, lag die Jahresproduktion aus Windkraft Anfang Dezember bei 74,25 und die aus Kernenergie bei 73,75 Terawattstunden (TWh). Der Dezember gilt als windreicher Monat, weshalb wahrscheinlich ist, dass am Jahresende Wind vor Atom stehen wird. 2015 lag der Anteil der Atomkraft bei der jährlichen Stromerzeugung mit 87,07 TWh noch knapp vor der Windenergie (85,43 TWh).

Obwohl sich die Bundesregierung mit dem Paris-Abkommen zu verstärktem Klimaschutz verpflichtet hat, bleiben Braunkohle mit 122,91 TWh und Steinkohle mit 92,20 TWh bisheriger Jahresstromerzeugung auf den vordersten Plätzen. Konsequenz: Der Stromexportüberschuss liegt nach Angaben des Fraunhofer Ise derzeit bei circa 45 TWh. Die weiteren Anteile an der Jahresproduktion nach Erzeugern: Biomasse kommt auf 44,06 TWh, gefolgt von Gas (37,90), Solar (35,62) und Wasserkraft (20,49).

Kommentare (6)

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  • 02.12.16 - 19:07, Rainer Klute

    Windstrom überholt Atomenergie – wobei? Ah, bei der Jahresproduktion! Nur leider nützt das denen überhaupt nichts, die jederzeit Strom in der Steckdose haben wollen. Denn Windstrom gibt es ja nicht immer, sondern nur zeitweise, nämlich dann, wenn gerade genügend Wind weht.

    Und nicht vergessen: In die Jahresproduktion fließt auch der produzierte Strom ein, den niemand haben will. Das ist immer dann der Fall, wenn der Wind kräftig weht, die Stromnachfrage aber gering ist – z.B. nachts. Dann muß der überschüssige Strom teuer entsorgt werden. Dem Windmüller ist das egal, denn er bekommt ja dank EEG seinen festen Einspeisetarif.

    Kernkraftwerke hingegen liefern zuverlässig, sauber, preiswert und CO2-arm 24x7-Strom – nicht nur dann, wenn das Wetter mitspielt.

    Rainer Klute
    Nuklearia e. V. (Vorsitzender)

  • 05.12.16 - 14:35, Jonny

    ... ist es zu viel verlangt von einem Energiemagazin, dass es Terawattstunden korrekt schreiben kann...?

    Danke für den Hinweis, ist korrigiert. (Michael Hahn)

  • 05.12.16 - 14:07, H. Heinemann

    Bei der Kommentierung zum Fortschritt der Energiewende wird überwiegend immer einseitig die kumulative Stromproduktion positiv kommentiert. Versorgungssicherheit, insbesondere im Bereich der Stromversorgung, erfordert aber kontinuierliche und ununterbrochene Stromproduktion, die bei zunehmenden Anteil von Erneuerbarer Energien in Form von PV und Wind nahezu 100% back-up oder Speicher erfordern.
    Die daraus abzuleitenden Herausforderungen werden derzeit durch Erzeugungskapazitäten aus Kohlekraftwerken mit Stromexport bei Verfügbarkeit von Windenergie überdeckt.

  • 06.12.16 - 15:44, Raimund Kamm

    Offenbar haben Anhänger von Atom- und Kohlekraft auch die neue energie entdeckt. Und posten hier die bekannten Falschaussagen der Interessensvertreter von Atom und Kohle.

    Da heute, 60 Jahre nach Beginn der Atomstrom- und Atommüllproduktion, noch kein Kilo des dabei erzeugten hochradioaktiven Mülls entsorgt ist, ist es ein Verbrechen weiter diesen tödlich strahlenden Müll zu produzieren! Und dass die AKW bis jetzt keine risikogerechte Haftpflichtversicherung haben, spricht Bände über die Gefahren.
    Dass AKW keine Versorgungssicherheit gewährleisten, haben vor 5 1/2 die Menschen in Japan erlebt. Und gegenwärtig bangen die Menschen in den Atomländern Frankreich und Belgien, dass ihre Stromversorgung weitergeht. Hoffentlich machen sie dabei keine Gefahrenkompromisse!

    Da bisher noch nie mehr EE-Strom erzeugt wurde als Strom verbraucht wurde, muss auch kein EE-Strom "entsorgt" werden. Allerdings haben wir Atom- und Braunkohlekraftwerke, die nicht flexibel auf den Markt reagieren können. Und die auch deswegen vorrangig abgeschaltet werden müssen. Zukünftig werden wir Stromspeicher, einen besseren Stromverbund sowie Lastmanagement und auch pth oder ptg haben, so dass bei einem Großangebot von Strom der Verbrauch reagieren wird.

    Wir können stolz in Deutschland sein, dass wir die Aussagen der Stromkonzerne, dass die Erneuerbaren nicht mehr als 4 % unseres Stromverbrauchs decken könnten, durch großartige Fortschritte gerade bei PV und Windkraft haben Lügen gestraft. Und wir sind auf dem Weg, die Stromwende Richtung 100 % EE zu schaffen und können auch die Verkehrs- und Wärmewende hinkriegen.

    Raimund Kamm, Augsburg

  • 07.12.16 - 13:51, M.Lange

    Stromerzeugung wie die von AKW, die nicht regelbar ist, ist nicht das was wir brauchen. Und die Sicherheit ist mit Tschernobyl u. spätestens Fukushima allgemein als fraglich angesehen.
    Nett dass wir die Risiken dieser Sicherheit alle tragen und auch unabsehbare Kosten u Risiken für Stilllegung Rückbau Entlagerung von den Betreibern übernehmen dürfen.
    Strom wird übrigens nicht entsorgt.
    Und wenn sie mal in die amtliche Statistik schauen werden sie feststellen, dass der deutsche "Überschussstrom" anscheinend gutbezahlende Käufer z.B. in Frankreich findet, weil dort wohl die AKW z.T.im Sommer runtergefahren werden müssen, damit die kühlenden Flüsse nicht "überkochen".
    Mehr noch: es hat sogar den Anschein, dass die Durchschnittspreise für dt."Überschussexportstrom" sogar höher sind als der Durchschnittspreise für Importe.
    Freuen sie sich doch einfach, dass wir alle den Atomstrombetreibern jetzt ein paar Mrd . für das vorzeitige Abschalten zu Weihnachten schenken müssen. Die vorherige Laufzeitverlängerung und die Entsorgungsübernahme- auch geschenkt-
    da sollte man als Atomfreund doch eigentlich mal zufrieden sein

  • 12.12.16 - 11:25, Kundura

    "Konsequenz: Der Stromexportüberschuss liegt nach Angaben des Fraunhofer Ise derzeit bei 7,98 TWh."
    8 TWh sind nicht richtig, aktuell liegt der Überschuss bei 45,88 TWh.
    Letztes Jahr (2015) lag dieser bei 47,29 TWh.
    Noch werden Wetten entgegengenommen, ob der Exportüberschuss dieses Jahr noch höher liegen wird als letztes Jahr. :)
    Praktisch die gesamte Biomassestromerzeugung ist ein Exportüberschuss. Und das ist verdammt viel! Deutschland ist auch Stromexportweltmeister. Aber auch Weltmeister im Jammern auf höchstem Niveau.

    Sie haben recht, danke für den Hinweis. Der Wert ist jetzt geändert. (Michael Hahn)

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