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Ausschreibungen

Weniger Gebote, höherer Preis

Isaac Bah, 20.02.18
Die Ergebnisse der ersten Onshore-Windkraft-Ausschreibung des Jahres sind da. Erstmals mussten alle Teilnehmer eine Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz vorlegen. Ergebnis: Die Zahl der Bieter ist beträchtlich gesunken, der durchschnittliche Zuschlagswert ging dagegen nach oben.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat heute (20. Februar) die Ergebnisse der ersten 2018er-Ausschreibungen für Windenergie an Land und für Photovoltaik-Anlagen bekanntgegeben. Für beide konnten bis zum Stichtag am 1. Februar Gebote eingereicht werden. Noch handelte es sich bei den zeitgleich erfolgten Ausschreibungen nicht um ein gemeinsames, technologieoffenes Gebotsverfahren. Am 1. April und 1. November dieses Jahres werden Windkraft- und Solaranlagen aber erstmals direkt miteinander um Zuschläge konkurrieren.

Der Ausgang der jüngsten Auktionen lässt dennoch erste Rückschlüsse auf die zu erwartende Entwicklung in den nächsten Runden zu. Das gilt insbesondere für Onshore-Wind, wo nach den einseitig zugunsten von sogenannten Bürgerenergiegesellschaften (BEG) ausgefallenen Resultaten des Vorjahres und der sich daran anschließenden Kritik erstmals ein geändertes Regelwerk galt. Bürgerenergiegesellschaften müssen nun zumindest bei den ersten beiden Ausschreibungsrunden dieses Jahres wie alle anderen Bieter auch eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vorlegen. Damit müssen auch BEG-Projekte grundsätzlich innerhalb von maximal 30 Monaten nach Zuschlag in Betrieb genommen werden. Zuvor waren es für sie bis zu 54 Monate.

Preis liegt rund 20 Prozent höher als zuletzt

Das macht sich bei den Ergebnissen der Ausschreibungsrunde bemerkbar. Die ausgeschriebene Menge von 700 Megawatt (MW) wurde mit 989 MW nur knapp überzeichnet; insgesamt gingen 132 Gebote ein. Zum Vergleich: Bei den drei Vorjahresausschreibungen für Windenergie an Land über einmal 800 und zweimal 1000 MW gab es pro Runde zwischen 210 und 281 Gebote. Mit Gebotsmengen von rund 2100 bis 2900 MW waren alle drei Windenergieauktionen um ein Vielfaches überzeichnet.

Auch die Preisgestaltung der Angebote hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verschoben. Lagen die Zuschläge in der letzten Ausschreibungsrunde 2017 im Schnitt noch bei 3,80 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh), reichten die erfolgreichen Gebotswerte nun von 3,80 bis zu 5,28 ct/kWh, was einem Schnitt von 4,73 Ct/kWh entspricht (ursprünglich hatte die BNetzA den Wert 4,60 ct/kWh verkündet und anschließend korrigiert). Den Höchstwert für Gebote hatte die BNetzA zuvor auf 6,3 ct/kWh festgelegt.

Die Dominanz von BEG aus den bisherigen Auktionen konnte ebenfalls durchbrochen werden. Von 83 bezuschlagten Geboten gingen dieses Mal nur 19 an Bürgerenergiegesellschaften. Der höhere Durchschnittspreis zeige, „dass in den früheren Geboten ohne Genehmigung und mit Realisierungszeiträumen von 4,5 Jahren andere Technologie- und Preisentwicklungen unterstellt wurden, als dies bei Geboten mit Genehmigungen und Realisierungsfristen von 2,5 Jahren der Fall ist“, so Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

Erste Technologie-offene Auktion steht an

Der Bundesverband WindEnergie (BWE) bewertet die Ergebnisse grundsätzlich positiv. „Die Entwicklung des durchschnittlichen Zuschlagswertes deutet an, dass sich im Markt ein belastbarer echter Marktwert entwickelt, der Projektfinanzierungen möglich erscheinen lässt“, kommentiert BWE-Präsident Hermann Albers. Nun sei es notwendig für politische Kontinuität zu sorgen und die BImSchG-Genehmigung schnell dauerhaft als einheitliche Grundlage festzulegen. CDU/CSU und SPD haben sich darauf in ihrem – allerdings noch nicht beschlossenen – Koalitionsvertrag verständigt.

Zum nächsten Stichtag am 1. April soll es nun erstmals eine gemeinsame Ausschreibung für Onshore-Windkraft und Solarenergie geben. Betrachtet man das Ergebnis der ersten Solar-Ausschreibung des Jahres, könnte das Wettbieten um die dann ausgeschriebenen 200 MW knapper ausfallen als bislang angenommen. Laut BNetzA wurden dabei 79 Gebote mit einem Umfang von 546 Megawatt abgegeben,  womit die ausgeschriebene Menge von auch hier 200 MW deutlich überzeichnet war. Die Zuschläge lagen zwischen 3,86 und 4,59 ct/kWh und damit niedriger als in der vorherigen Runde, als Gebote von 4,29 bis 5,06 ct/kWh eingingen. Mit einem Schnitt von 4,33 ct/kWh liegen die erfolgreichen Solarenergie-Gebote damit unterhalb der jüngsten Windenergie-Zuschlagswerte.

 

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