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Ausschreibungen

Offshore-Windenergie ohne EEG-Förderung

Michael Hahn, 18.04.17
Bei der ersten Ausschreibungsrunde für Windenergie auf See wurden Preise unterhalb der Erwartungen erzielt. Drei der vier erfolgreichen Projekte sollen sogar ohne Förderung auskommen. Die Annahmen hinter den Geboten stoßen auf Kritik.

Die erste Ausschreibungsrunde für Offshore-Windenergie ist beendet, vier Projekte haben einen Zuschlag erhalten. Die niedrigsten Gebote lagen nach Angaben der Bundesnetzagentur bei 0,0 Cent pro Kilowattstunde. Folglich sollen die drei Nordsee-Anlagen OWP West und Borkum Riffgrund West 2 mit einer Leistung von je 240 Megawatt (MW) und He Dreiht mit 900 MW ohne EEG-Förderung gebaut werden. He Dreiht wurde vom Energieversorger EnBW entwickelt, die anderen beiden Parks vom dänischen Unternehmen Dong Energy.

Die Gebotssumme für einen dritten erfolgreichen Dong-Windpark (Gode Wind 3 mit 110 MW) liegt bei sechs Cent pro Kilowattstunde – der höchste Zuschlagswert der Ausschreibungsrunde. Auch diese Anlage befindet sich in der Nordsee. Alle Parks sollen zwischen 2021 und 2025 in Betrieb genommen werden.

„Mit 0,44 Cent pro Kilowattstunde liegt der durchschnittliche gewichtete Zuschlagswert weit unterhalb der Erwartungen. Das Ausschreibungsverfahren hat demnach mittel- und langfristige Kostensenkungspotentiale freigesetzt, die zu einer in diesem Umfang nicht erwarteten Senkung der Förderung führen werden“, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, über das Ausschreibungsergebnis.

In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie, die Offshore-Wind-Industrie-Allianz und die Stiftung Offshore Windenergie, dass die dramatisch gesunkenen Preise vor allem die fortschreitende Industrialisierung und eine steile Lernkurve der Branche widerspiegeln würden. Sie fordern von der nächsten Bundesregierung, dass diese die Offshore-Ausbauziele nach oben öffnen und schnell Maßnahmen zum Netzausbau und zur Sektorenkopplung umsetzen müsse. Mit den Ausschreibungsergebnissen sei deutlich geworden, dass die Offshore-Windenergie das Potenzial habe, schon in naher Zukunft der Kern einer preiswerten Energiewende zu werden.

Der Bundesverband WindEnergie (BWE) kritisierte hingegen das Bieterverhalten. Die Anbieter stünden offenbar unter einem hohen Erfolgsdruck, zügig den Wegfall atomarer und fossiler Kapazitäten durch erneuerbare Energien zu kompensieren. In den Ausschreibungsangeboten würde zudem ein deutlich höherer Börsenstrompreis unterstellt, als derzeit gegeben, und eine massive Kostendegression in der Anlagentechnologie vorausgesetzt.

„Sollten die hinter den Geboten stehenden Annahmen bis zum Bau der Projekte in den Jahren 2021 bis 2025 nicht belastbar sein, steht die Umsetzung in Frage“, sagte BWE-Präsident Hermann Albers. Dies würde energiewirtschaftliche Verwerfungen nach sich ziehen. „Insgesamt zeigt sich, dass das verlässliche Instrument des EEG gegen ein hoch spekulatives Instrument getauscht wird. Mittelständische und nicht durch staatliche Eigentümerstrukturen abgesicherte Unternehmen werden nicht so hoch spekulativ agieren können“, warnte Albers.

Die vier bezuschlagten Projekte haben zusammen einen Umfang von 1490 MW, das Gesamtvolumen von 1550 MW wurde damit fast erreicht. Wie die Bundesnetzagentur erklärte, werden die übrigen 60 MW zur nächsten Ausschreibungsrunde von abermals 1550 MW am 1. April 2018 addiert. Davon müssten dann mindestens 500 MW in der Ostsee liegen. Auch in der jetzigen Runde abgelehnte Projekte könnten sich erneut an der Ausschreibung beteiligen.

 

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