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Marktbericht

Neuer Höchstwert bei Erneuerbaren-Investitionen

Clemens Weiß – energiezukunft.eu, 31.03.16
2015 wurde mit einem Rekordhoch doppelt so viel in erneuerbare Energien investiert, wie in fossile. Erstmals übertrafen die Erneuerbaren zudem Kohle, Öl, Gas und Atom auch bei der neu installierten Leistung.

Das geht aus der aktuellen Studie Global Trends in Renewable Energy Investment 2016 hervor, die vom Umweltprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, Unep), des Frankfurt School-Unep Collaborating Centres und des Finanzanalysten Bloomberg New Energy Finance (BNEF) erstellt wurde. Dem Bericht zufolge sind die globalen Investitionen in erneuerbare Energien 2015 um fünf Prozent auf 286 Milliarden US-Dollar gestiegen – mehr als doppelt so viel wie bei Kohle- und Gaskraftwerken zusammen. Mit 53 Prozent und 135 Gigawatt entfiel zudem erstmals die Mehrheit der weltweit neu installierten Kraftwerkskapazität (ohne große Wasserkraftanlagen) auf die Erneuerbaren. Ihr Anteil an der erzeugten Strommenge stieg laut Studie im vergangenen Jahr von 9,1 auf 10,3 Prozent. BNEF hatte bereits im Januar Zahlen zu den Investitionen vorgelegt, die allerdings größere Wasserkraftwerke einschlossen.

Laut der nun vorliegenden Studie überholten zudem zum ersten Mal die Schwellen- und Entwicklungsländer bei ihren Erneuerbaren-Investitionen die Industriestaaten. 156 Milliarden US-Dollar stehen dabei lediglich 130 Milliarden auf Seiten der OECD-Staaten gegenüber, der niedrigste Wert seit 2009. Die Bemühungen in Europa sind rückläufig, trotz des internationalen Klimaschutzabkommens in Paris. Gleichzeitig decken Entwicklungsländer in immer stärkerem Maße ihren steigenden Energiebedarf mithilfe regenerativer Erzeugungsanlagen.

China legt massiv zu, Deutschland auf dem Rückzug

Vor allem China setzt massiv auf erneuerbare Energien, mit 36 Prozent erfolgte mehr als ein Drittel der weltweiten Investitionen in der Volksrepublik. Die Nachfrage nach Energie steigt stark an, die Regierung investiert folglich auch in fossile Energien und Atomkraft. Dennoch genießen saubere Energietechniken im Reich der Mitte Vorrang, unter anderem um das Problem der enormen Luftverschmutzung einzudämmen. Die Investitionen stiegen dort 2015 um 17 Prozent, die chinesische Spitzenposition ist damit gefestigt.

In Europa sanken sie dagegen von 57,5 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 48,8 Milliarden US-Dollar 2015, das ist der niedrigste Wert seit neun Jahren. Gründe für den bereits seit 2011 kontinuierlichen Rückgang sind Kürzungen von Förderung und Projektbeihilfen, der Konjunkturabschwung besonders in Südeuropa und die starke Abschwächung des Solarbooms in Deutschland und Italien. Zudem machen sich sinkende Photovoltaik-Modulpreise bemerkbar. Deutschland investierte sogar 47 Prozent weniger in erneuerbare Energien als noch 2014, und damit das geringste Volumen seit zwölf Jahren. Vor allem im traditionell starken Segment der kleinen Solar-Dachanlagen gingen die Investitionen zurück. Dagegen legten sie in den Bereichen Offshore-Windenergie und Stromspeicher zu. Dennoch blieb die Bundesrepublik mit 8,5 Milliarden US-Dollar zweitgrößter europäischer Markt. Die Studienautoren machen für den Rückgang in Deutschland insbesondere die Unsicherheiten in der Energiepolitik sowie den Wechsel der Förderung von Einspeisevergütung zu Ausschreibeverfahren verantwortlich.

Kein Selbstläufer

Trotz aller Erfolgsmeldungen auf globaler Ebene warnen die Studienautoren, der Umbau der Strommärkte sei kein Selbstläufer. „Leider basieren derzeit nur zehn Prozent des produzierten Stroms weltweit auf erneuerbaren Energieträgern“, so Ulf Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School und Mitherausgeber des Global Trends Reports. Zudem seien „mindestens die Hälfte der weltweiten Kohlekraftwerke jünger als 23 Jahre alt und bei einer Funktionsdauer von 40 Jahren noch 17 Jahre oder länger funktionstüchtig“, warnte er. BNEF prognostiziert dementsprechend einen weiteren Anstieg der CO2-Emissionen bis 2026. Es bleibt also noch viel zu tun.

Clemens Weiß – energiezukunft.eu

 

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