Anzeige
Jahresbilanz

Leichte Erholung beim Wind-Ausbau an Land

Michael Hahn, 26.01.21
In 2020 wurden wieder mehr Windenergieanlagen in Deutschland errichtet, auch die Genehmigungen legten zu. Zum Erreichen der Klimaziele sei aber noch deutlich mehr nötig, warnt die Branche. Offshore herrschte im letzten Halbjahr Flaute.

Der Ausbau der Windenergie in Deutschland hat 2020 wieder leicht angezogen, ist gemessen an den Zielen aber noch immer deutlich zu niedrig. Insgesamt seien im letzten Jahr 420 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 1431 Megawatt (MW) errichtet worden, teilten der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Maschinenbauverband VDMA Power Systems heute (26. Januar) mit. 2020 war damit das zweitschwächste Jahr der letzten zwei Jahrzehnte.

Zwar seien 46 Prozent mehr Leistung als 2019 (325 Anlagen, 1078 MW) ans Netz gegangen, „allerdings reicht die Menge weder für die Klimaziele noch für den steigenden Bedarf der Industrie nach klimaneutraler Energie“, erklärten die Verbände. Da zudem 203 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 222 MW abgebaut wurden, beträgt der Nettozubau lediglich 1208 MW (217 Anlagen). Insgesamt stehen damit 29 608 Anlagen in Deutschland mit einer Gesamtleistung von knapp 55 Gigawatt (GW).

Auch bei den Genehmigungen verzeichnete die Branche im letzten Jahr ein Plus. Laut Analyse des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard, das die Daten für BWE und VDMA erhoben hat, wurden im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur Genehmigungen für insgesamt etwa 3,3 Gigawatt (GW) gemeldet. In 2019 lag der Wert bei rund 1,9 GW.

„Erster Schritt aus der Talsohle“

Für Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, bedeutet das Wachstum in 2020 nur „den ersten Schritt aus der Talsohle“. Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau würden immer noch zu weit auseinanderklaffen, kurzfristig bleibe „eine schwerwiegende Diskrepanz zwischen Ausschreibungsvolumen und Genehmigungen“, so Zelinger. Mit Blick auf die erhöhten EU-Klimaziele brauche es jährliche Genehmigungen für 5000 bis 6000 MW.

BWE-Präsident Hermann Albers bezeichnete die Bereitstellung von Flächen und die Genehmigung von Projekten als „Dreh- und Angelpunkt für Wettbewerb in den Ausschreibungen sowie für den notwendigen deutlichen Anstieg beim Zubau“. Albers sieht dabei auch die Bundesländer in der Verantwortung. „Vor allem im Süden beobachten wir mit Sorge den stockenden Ausbau der Windenergie.“ Außerdem müsse die Aufgabenliste des Bundeswirtschaftsministeriums vollständig umgesetzt werden.

Bis zu 2500 MW für 2021 erwartet

Für dieses Jahr erwarten BWE und VDMA einen Zubau von 2000 bis 2500 MW. Für den oberen Wert brauche es jedoch „störungsfreie Abläufe in den Lieferketten und auf den Baustellen“. Insbesondere offene Grenzen seien „für die Branche elementar.“ Wegen der Corona-Pandemie war es im letzten Jahr zu Grenzschließungen und Lieferschwierigkeiten gekommen.

Gar keinen Zubau an neuen Windenergieanlagen im zweiten Halbjahr 2020 gab es dagegen auf dem Meer, wie die Windbranchenorganisationen ebenfalls im Januar gemeinsam mitteilten. 2020 kamen  damit nur die bereits zur Jahreshälfte verzeichneten 32 Anlagen mit einer Leistung von 219 MW hinzu. Schuld daran seien falsch gesetzte politische Rahmenbedingungen, so die Verbände.

Erforderlich sei die „schnellstmögliche Ausschreibung von potenziell nutzbaren Flächen, um frühere Bauaktivitäten zu ermöglichen und so vorhandenes Innovationspotenzial, Beschäftigung und die Wertschöpfungskette in Deutschland zu erhalten.“ Vor den deutschen Küsten in Nord- und Ostsee erzeugten zum Jahresende insgesamt 1500 Anlagen mit einer Leistung von knapp 7800 MW Windstrom.

 

Kommentare (0)

Kommentar verfassen»

Kommentar verfassen

Anzeige
Anzeige